• 02.06.2004 11:17

  • von Marco Helgert

Surtees und das "lodernde Feuer"

John Surtees, Formel-1-Weltmeister 1964 und lange Zeit Teamchef in der Formel 1, über den besten Umgang mit den Piloten

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 nähert sich langsam aber sich dem Höhepunkt der "silly season", dem Zeitpunkt, an dem nahezu jeder Fahrer in jedes Team geschrieben wird. Allein BMW-Williams müsste, wenn sich alle Spekulationen bewahrheiten sollten, mehr als fünf Autos einsetzen. Für einige Fahrer gerät der momentane Zeitpunkt auch zur Nervenbelastung, da ihre Verträge auslaufen.

Titel-Bild zur News: Takuma Sato (BAR-Honda)

Takuma Sato konnte John Surtees mit seinem Einsatzwillen beeindrucken

In genau dieser Situation befindet sich Jarno Trulli. Sein Vertrag mit Renault läuft zum Jahresende aus, einige Medien spekulierten bereits über einen Abgang des Italieners bei Renault. Doch für John Surtees, Formel-1-Weltmeister des Jahres 1964, braucht Trulli derzeit keine Vertragsverhandlungen sondern eine ausgeprägte Stabilität.#w1#

"Das ist der falsche Zeitpunkt für Flavio Briatore oder sonst irgendjemanden, Jarno zu verunsichern, denn gerade jetzt entwickelt er sich zu einem kompletten Rennfahrer, der nicht nur eine schnelle Runde fahren kann, sondern mental die richtige Einstellung mitbringt, fehlerfrei und schnell über die ganze Renndistanz zu gehen", erklärte der Engländer gegenüber 'Vodafone Racing'.

"In diesem wichtigen Stadium seiner Karriere braucht er Stabilität, damit er sich voll darauf konzentrieren kann, seinen Job zu machen", so Surtees weiter. Diese Stabilität scheint auch Ralf Schumacher bei BMW-Williams zu fehlen. "Ich bin der Meinung, dass Ralf Schumacher sein Unglück in den meisten Fällen selbst verschuldet. Diesmal tat er mir allerdings Leid, als er von seinem eigenen Teamkollegen abgeschossen wurde."

"In dem Klima, das zurzeit offenbar bei BMW-Williams herrscht, kann Ralf unmöglich die notwendige mentale Ruhe und innere Gelassenheit finden, die man unbedingt braucht, um die notwendige Leistung bringen zu können", erklärte der 70-jähriger weiter, der noch immer nicht nachvollziehen kann, warum Juan-Pablo Montoya für 2004 überhaupt im Team verbleiben durfte.

"Ich bin der Meinung, dass er nach seiner Vertragsunterzeichnung bei McLaren-Mercedes hätte ausgetauscht werden müssen - beispielsweise gegen David Coulthard oder sonst jemanden", so seine feste Meinung. Doch Surtees spart nicht nur mit Kritik, einige Fahrer imponieren ihm auch sehr. So zum Beispiel BAR-Honda-Neuzugang Takuma Sato, der von Rennen zu Rennen besser wird, ohne dabei seine Aggressivität zu verlieren.

"Er erinnert mich an eine Bemerkung, die einst Enzo Ferrari mir gegenüber machte: Er wollte Fahrer, in deren Inneren ein Feuer loderte", so Surtees. Fehler wären dabei an der Tagesordnung. "Wer nicht gelegentlich Fehler macht, das gilt speziell in den ersten Jahren der eigenen Entwicklung, der lotet das Limit nicht aus."