• 30.10.2008 09:05

  • von Stefan Ziegler

Surtees: "Lewis ist ein Kämpfer"

Ex-Weltmeister John Surtees ist begeistert von Lewis Hamilton und hält nichts davon, den jungen Briten wegen seiner Fahrweise zu kritisieren

(Motorsport-Total.com) - Er ist bist dato der einzige Rennfahrer der Welt, der es sowohl auf zwei als auch auf vier Rädern zu WM-Meriten brachte: John Surtees, der Weltmeister von 1964. Der heute 74-Jährige nimmt noch immer regen Anteil an den Ereignissen der Formel 1 und beobachtet den Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Felipe Massa genau. Der Brite kann nicht nachvollziehen, warum sich die gesamte Motorsport-Welt auf seinen jungen Landsmann stürzt und dessen Fahrweise aufs Schärfste kritisiert.

Titel-Bild zur News: John Surtees

John Surtees hält große Stücke auf den jungen Lewis Hamilton

"Es besteht ein gewisser Neid auf Lewis, der unmittelbar an die Oberfläche tritt", sagte Surtees der 'Times'. "Er provoziert das in gewisser Weise, weil er eben ein Neuling ist. Er kam in die Formel 1 und hat sofort einen herausragenden Fahrer wie Alonso (Fernando Alonso; Anm. d. Red.) attackiert. Er hat das komplette System ins Wanken gebracht", blickte der ehemalige Ferrari-Fahrer auf die Ereignisse des Vorjahres zurück.#w1#

"Es gibt keinen Zweifel daran, dass er seit seinen Karttagen nur auf das allerbeste Material zurückgreifen konnte, aber viele der Piloten haben es sich wohl etwas zu bequem gemacht. Vielleicht haben sie einen solchen Weckruf gebraucht", meinte Surtees. Der ehemalige Rennfahrer betonte, dass er kein Falsch an Hamiltons Fahrweise erkennen könne: "Man sollte ihn nach dem beurteilen, was er leistet, wenn er im Auto sitzt."

"Die Welt besteht aus lauter unterschiedlichen Charakteren und das Letzte, was wir brauchen, sind Einheitsfahrer. Um sich aus der Masse etwas abzuheben, muss man Konkurrenzfähigkeit mit mentaler Stärke verbinden. Lewis ist ein unglaublicher Kämpfer, genau wie Schumacher (Michael Schumacher; Anm. d. Red.). Lewis ist ganz sicher kein Idiot", fuhr der sechsmalige Rennsieger fort und ging abschließend noch auf den Titelendspurt in Brasilien ein.

"Für Lewis wird es nicht einfach werden", hielt Surtees fest. "Massa wird gewiss sehr schnell sein, doch Lewis hat viel Spielraum. Er muss sich eine gute Ausgangsposition in der Startaufstellung besorgen und sich dann aus allen Scharmützeln heraushalten. Gleichzeitig besteht für ihn keine Notwendigkeit, Massa herauszufordern. Er muss die Meisterschaft einfach vergessen und nur an das Rennen denken."

"Vielleicht hat er es zugelassen, dass die Gedanken an den Titel schon zu oft aufgekommen ist - was meistens die Leute in deinem Umfeld besorgen", sagte Surtees. "McLaren ist da vielleicht nicht unbedingt der ruhigste Platz dafür." Hamilton habe in Japan einen Fehler begangen, den Surtees durchaus nachvollziehen könne: "Das gute daran ist - er hat daraus gelernt."