• 13.08.2007 11:10

  • von Nimmervoll / Hust

Surer: "Plötzlich stehen Hamilton Leute im Weg"

Der 'Motorsport-Total.com'-Formel-1-Experte analysiert die internen Reibereien im McLaren-Mercedes-Team, die in Ungarn offensichtlich wurden

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Experten trauten ihren Augen nicht, als Fernando Alonso beim Boxenstopp während des dritten Qualifying-Teils in Ungarn einige Sekunden länger stehen blieb und Teamkollege Lewis Hamilton hinter sich warten ließ, was zur Folge hatte, dass dieser keine weitere gezeitete Runde mehr fahren konnte: "Das war Absicht", glaubt Marc Surer.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hat auf dem Hungaroring erstmals die Nerven verloren

Der Schweizer ist sich jedoch nicht sicher, wie diese Situation zustande kam, ob es tatsächlich eine Retourkutsche dafür war, dass ihn Hamilton in der Anfangsphase nicht wie abgesprochen vorbei ließ: "Das Zusammenspiel mit seinem Therapeuten deutet darauf hin, dass sie das vielleicht schon seit längerem geplant hatten."#w1#

"Ich weiß nicht, ob dies gezielt geplant war, oder ob dies vielleicht nur eine Retourkutsche war oder ob diese Idee schon seit längerem bestanden hatte, dass man den anderen Mal ins Messer laufen lässt", fragt sich der 81-fache Grand-Prix-Teilnehmer.

Angeblich hat ihm sein Physiotherapeut per Handzeichen signalisiert, wann er losfahren soll, was zu Beginn wohl kaum jemand aufgefallen war: "Ich bin nur durch die Reaktion von Ron Dennis drauf gekommen", erklärt Surer. "Man reißt ja nicht irgendjemand den Kopfhörer vom Kopf. Irgendetwas war da, sonst hätte der Ron Dennis nicht so reagiert."

Immer noch herrscht unter den Experten eine uneinheitliche Meinung darüber, ob Alonso für den Vorfall eine Strafe verdient hat oder nicht, schließlich war es eine teaminterne Angelegenheit: "Es war ein Foul, auch wenn es nur gegen eine Person ging. Bei Michael ging es ja gegen alle", so Surer, der die Bestrafung Alonsos begrüßt.

Die angespannte Stimmung im Team wurde auch durch die Tatsache offensichtlich, dass Hamilton seinen Teamchef über Funk anfluchte: "Der Lewis Hamilton dahinter hat nicht gesehen, worum es hier eigentlich geht. Er sieht nur, dass vor ihm das Auto steht, und es nicht wegfährt."

"Wenn Lewis Hamilton ihn so beschimpft, dann wird der Ron Dennis einen Teufel tun, Hamilton zu helfen", so der 55-Jährige weiter. "Dann denkt er 'Warum soll ich dich in Schutz nehmen?'. Ron Dennis war logischerweise auf Lewis Hamilton nicht gut zu sprechen und hat somit Partei für Fernando Alonso ergriffen. Also auch hier eine Retourkutsche."

Dass McLaren-Mercedes - wie vielfach spekuliert - Fernando Alonso nur deshalb öffentlich in Schutz genommen hat, um die Gefahr einer Bestrafung durch die Rennleitung zu reduzieren, glaubt Surer hingegen nicht: "Die Rennleitung hat den Funk ja auch gehört, Dennis muss wohl wirklich zwei oder dreimal gesagt haben 'Lass ihn vorbei!'."

Surer rechnet jedoch nicht damit, dass Lewis Hamilton nach seinem verbalen Ausrutscher ein dauerhaftes Problem mit seinem Landsmann haben wird: "Dennis wird da drüberstehen. Ich glaube, er hat schon genügend erlebt. Da reicht ja eigentlich auch eine Entschuldigung."

Bisher war Hamilton die Coolness in Person, ließ sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen - auf dem Hungaroring war das erstmals anders: "Ich glaube, jetzt weiß er, dass er die Weltmeisterschaft gewinnen kann, und jetzt will er sie auch gewinnen", so Surer. "Und jetzt plötzlich sind ihm Leute wie Ron Dennis im Weg, anstatt dass sie ihm helfen."

"Er merkt, dass er nicht die 100-prozentige Unterstützung hat, und jetzt dreht sich das alles um. Vorher war er immer der Glücklicher, es ist für ihn alles immer gut gelaufen und der Alonso hatte Schwierigkeiten und plötzlich dreht sich das alles gegen ihn. Warum auch immer er nicht die 100-prozentige Unterstützung genießt, vielleicht, weil Fernando Alonso den Nummer-1-Vertrag hat."