• 14.05.2006 20:14

  • von Inga Stracke

Surer: "Das habe ich noch nie gesehen"

Der 'F1Total.com'-Experte analysiert im Interview das Rennen in Barcelona, Ferrari, Renault und das BMW Sauber F1 Team und blickt auf Monaco

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Dies war der erste Sieg von Fernando Alonso bei seinem Heimrennen, der hat ja wohl heute richtig gefeiert, oder?"
Marc Surer: "Ja, das war das perfekte Wochenende für ihn. Man muss ganz klar sagen, dass er perfekt gefahren ist. Er hatte am Anfang Druck, da er wusste, dass er weniger Sprit dabei hat. Er musste also einen so großen Vorsprung wie möglich herausfahren, das hat er perfekt gemacht."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso erhält von Marc Surer eine große Portion Lob

"Ansonsten hat er auch alles richtig gemacht, auch wenn ich mich etwas über seine Gebärden wundere, wenn es ums Überrunden geht. Er hat glaube ich auf der Geraden gegen Christijan Albers einen kleinen Schlenker gemacht, da er ihm nicht sofort Platz gemacht hat. Dies steht einem Weltmeister eigentlich nicht zu."#w1#

Frage: "Und die Gebärden, nach seinem Sieg, da hat er ja einen komischen Tanz vollführt?"
Surer: "Ja, er imitiert da immer eine Person aus einem Film. Wir müssen dann immer erraten, was das dann war. Also ich kann das nicht, aber es gibt sicherlich Leute, die das können."

Frage: "Warum ist Fernando Alonso so zuverlässig und perfekt?"
Surer: "Ich habe in der Formel 1 noch nie einen so jungen Rennfahrer gesehen, der so perfekt Auto fährt. Das ist einfach ein moderner Computer. Das ist die Zukunft des Rennfahrens, so muss man wohl sein. Man muss das Talent für die Geschwindigkeit haben, dann aber alles umsetzen können wie ein Computer. Und das kann er."

"Der Renault war auch schon im vergangenen Jahr darauf ausgelegt, sehr zuverlässig zu sein. So setzen sie zum Beispiel ihr neues Getriebe, das ein paar Hundertstelsekunden Vorteil bringt, erst gar nicht ein."

Frage: "Die Dominanz von Renault war überraschend, oder?"
Surer: "Ja, es war sicherlich überraschend, mit wie viel Vorsprung Alonso vor Schumacher gewonnen hat. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass die Michelin-Reifen von Renault umso besser funktioniert haben, je länger das Rennen gedauert hat."

Frage: "Schauen wir einmal auf Michael Schumacher und Ferrari. Warum waren sie dieses Mal so langsam, sie waren doch nach der Qualifikation noch so zuversichtlich?"
Surer: "Wenn man das ganze Wochenende analysiert, dann war das beeindruckend eigentlich der Freitagmorgen. Alsdann noch kein Gummi auf der Piste lag, da ist der Felipe Massa auf die Strecke gegangen und hat eine Wunderrunde hingeknallt. Da habe ich schon gedacht, dass sie schnell sind."

"Über das Wochenende konnten sie dann den Speed halten, er war dann aber nicht mehr so beeindruckend, als es in die Qualifikation ging. Im Rennen hat man dann gemerkt, dass je mehr Gummi auf der Strecke lag, desto weniger gut funktionierten die Reifen von Ferrari. Der Vorteil vom Freitag hat sich dann nicht zu einem Nachteil gewendet, aber er hat sich egalisiert."

Frage: "Das heißt, die Reifen sind das große Thema..."
Surer: "Ich denke schon. Ich seh den großen Vorteil von Renault in den schnellen Kurven, da sind sie einfach unschlagbar. Aber in den engeren und wendigeren Stellen scheint der Ferrari besser zu sein. Unter dem Strich sind die beiden Autos sehr, sehr ausgeglichen, also entscheiden die Reifen."

Frage: "Auch einen Punkt geholt hat Nick Heidfeld auf dem achten Platz. Hat man dies vom BMW Sauber F1 Team erwarten können?"
Surer: "Eigentlich schon. Ich habe schon im Winter bei den Testfahrten gesehen, dass das Auto auf dieser Strecke sehr gut funktioniert. Das spricht dafür, dass die Aerodynamik nicht allzu schlecht ist. Es gibt ganz offensichtlich ein paar Probleme bei der Abstimmung des Autos, die man noch in den Griff bekommen muss. Nach dem Rückschlag, den Nick Heidfeld auf dem Nürburgring erlebte, wo das Auto nicht so funktioniert hat, wie er das wollte, hat man das Chassis gewechselt, und siehe da, er ist wieder in alter Form."

Frage: "Wie geht es nun mit dem Team weiter, es ist wohl nicht ganz einfach, Fortschritte zu erzielen?"
Surer: "Es ist ein schwieriger Prozess. Das Auto schneller machen kann man nur, wenn man mehr Leute hat und den Windkanal mehr nutzen kann. Dabei darf man den Faden nicht verlieren, das ist das Gefährlichste, was in dieser Situation passieren kann."

"Ich glaube, dass im Moment 40 neue Leute da sind, diese werden nun in das Team integriert. Im Moment scheint das alles reibungslos zu verlaufen, aber es ist natürlich gefährlich, dass die neuen Leute etwas Neues entwickeln wollen und man dabei den Faden verliert. Im Moment machen sie aber alles richtig."

Frage: "Wie kann Renault deiner Meinung nach in Monaco abschneiden?"
Surer: "In Monaco ist immer alles möglich, wenn man ein Auto hat, das in Monaco gut funktioniert. Der Fahrer muss Vertrauen in das Auto haben. Wir haben das am Nick Heidfeld gesehen, am Nürburgring hat er das nicht gehabt und er war nirgendwo, hier hatte er das Vertrauen und fuhr in die Punkte. In Monaco ist das entscheidend."