• 21.08.2003 11:37

Stuck: "FIA hat die Kuh elegant vom Eis gezogen!"

Der frühere Formel-1-Pilot über die Entscheidung der FIA im Fall "Schumi II" und die problematische Reifensituation bei Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Gut für Ralf Schumacher, gut für die FIA, gut für die WM! So beurteilt zumindest der ehemalige Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck die Umwandlung der ursprünglichen Strafversetzung von Ralf Schumacher um zehn Plätze in der Startaufstellung beim Formel-1-Grand-Prix in Budapest in eine Geldstrafe durch den Automobil-Weltverband (FIA).

Titel-Bild zur News: Hans-Joachim Stuck

Stuck findet die Entscheidung der FIA richtig und zugleich auch falsch

In einem Interview vor dem Großen Preis von Ungarn sagte Stuck gegenüber dem Abo-Sender Premiere: "Die Entscheidung der FIA ist richtig, aber zugleich auch falsch. Richtig deshalb, weil Ralf Schumacher die 50.000 Dollar Strafe nicht weh tun, aber die FIA damit ihre Glaubwürdigkeit erhält. Sie greifen also nicht direkt in die WM ein, das finde ich gut. Falsch, weil auch die Geldstrafe meiner Meinung nach unangebracht ist. Bei dem zugrunde liegenden Startunfall kann man Ralf nicht alleine die Schuld zuschieben."

Als Fazit fügte der Premiere-Experte hinzu: "Ich denke, mit der Umwandlung in eine Geldstrafe, hat die FIA die Kuh elegant vom Eis gezogen!"

Stuck hält es jedoch für ausgeschlossen, dass das Urteil auf das Startverhalten der anderen Fahrer Einfluss haben wird. "Es wird immer solche Rennsituationen geben, wo es am Start kracht. Und wenn da einer nicht abrupt die Linie wechseln kann, kann man ja gleich eine rote Ampel aufstellen und ein Überholverbot aussprechen."

Der 74-malige Grand-Prix-Pilot machte im Premiere-Interview deutlich, dass "man einfach einen Sündenbock gebraucht hat." Die FIA ist aber nach Stucks Einschätzung "schlau genug, nicht direkt in die WM einzugreifen." Mit der Umwandlung der Strafe hat die FIA " das auch geschafft", sagte Stuck.

Obwohl der 28-jährige Williams-Pilot Ralf Schumacher mit bislang 53 Punkten nur zwölf Zähler hinter seinem Teamkollegen Juan-Pablo Montoya liegt und durch die FIA-Entscheidung wieder aktiv ins WM-Geschehen eingreifen kann, steht für Stuck fest: "Montoya ist die Umwandlung der Strafe sicherlich egal. Es wird ihm zwar nicht sonderlich schmecken, dass er in Ungarn seinen Teamkollegen wieder im Genick haben wird. Aber er ist ein Kämpfertyp und deshalb wird ihn die Entscheidung nicht stören."

Premiere Experte Stuck sprach in dem Interview auch die problematische Reifensituation bei Ferrari an: "Man hat in den letzten Wochen sicherlich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln am Auto gearbeitet. Aber das Testverbot hat ihnen ganz bestimmt sehr geschadet. Ohne echte Tests ist es unglaublich schwierig, das Zusammenspiel zwischen Fahrwerk und Reifen optimal in Einklang zu bringen."

Stuck glaubt nicht, dass Ferrari mit seinem Reifenpartner entscheidende Fortschritte erzielen konnte: "Ich rechne nicht damit, dass sie einen großen Schritt nach vorn gemacht haben. Ganz einfach, weil sie nur simulieren und nicht probieren konnten. Für Ferrari wird in Ungarn die Stunde der Wahrheit schlagen."