Stuck: "Bei Williams geht es um die Wurst"
Mit einem neuen Reifen- und Motorenpartner und mit Formel-1-Neuling Nico Rosberg geht das Williams-Team in eine Saison voller großer Erwartungen
(Motorsport-Total.com) - Beim Williams-Team hat sich über den Winter einiges verändert. Statt auf Michelin- ist man nun mit Bridgestone-Reifen unterwegs, die Partnerschaft mit BMW ist zu Ende, stattdessen setzt man auf Cosworth-V8-Power. Nach dem Weggang von Nick Heidfeld hat man mit Nico Rosberg abermals einen Deutschen im Auto sitzen, diesmal jedoch einen Formel-1-Neuling. Ebenfalls neu an Bord: Die beiden Testfahrer Alexander Wurz und Narain Karthikeyan.

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Nico Rosberg hat in Hans-Joachim Stucks Augen keine Schonfrist
Auf dem Papier hat es Williams als einer der wenigen Rennställe ohne Werksunterstützung schwer, gegen die Teams von Renault, Honda, Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW mithalten zu können: "Ich bin ein sehr großer Fan und Bewunderer von Frank Williams. Bei Williams geht es um die Wurst. Es ist das letzte Top-Team, das zu verkaufen ist, das letzte super Team, das noch keinen Automobilhersteller als Partner hat", so 'F1Total.com'-Experte Hans-Joachim Stuck.#w1#
"Es wird für Frank Williams wichtig sein, sich möglichst teuer und gut zu verkaufen", so der Deutsche weiter. "Ein gutes Jahr ist also wichtig. Die Aussagen von Head und Williams, in die Top 3 der Konstrukteurswertung vorzustoßen, halte ich für sehr mutig. Wenn man deren Budget kennt und weiß, wie sie versuchen, an allen Ecken und Kanten das Geld zusammenzusuchen, dann kann man ihnen das nur wünschen. Ob sie das schaffen, ist die andere Frage."
Dennoch muss sich Williams laut Stuck nicht von vorneherein den Großen geschlagen geben: "Kleinen Teams ist ja schon oftmals ein Wurf gelungen, der die Großen hat staunen lassen. Es sind dann oftmals die Kleinigkeiten, die an einem Toyota oder Ferrari nicht zu finden sind, die genau diese Teams zum Nachdenken angeregt haben. So etwas wünsche ich dem Williams-Team."
Wie gut ist das Paket aus FW28, Cosworth und Bridgestone?
Der neue FW28 scheint grundsätzlich ein gutes Auto zu sein, der Cosworth-Motor wird zumindest zu Saisonbeginn zu den besten Aggregaten im Feld gehören. Siege dürften mit dem Auto aber wohl nicht möglich sein. 19 Testtage und insgesamt 8.900 Testkilometer hat man mit dem neuen Boliden abgespult und hatte dabei im Schnitt 2,2 Sekunden Rückstand auf die Spitze - immerhin war das Auto für fünf Tagesbestzeiten gut, es war aber auffällig unbeständig schnell.
"Die Vorschusslorbeeren waren in den letzten Jahren jedoch immer groß und diese konnten abgesehen von den ersten beiden Jahren mit BMW nicht wirklich bestätigt werden", weiß der 55-Jährige. "Im Gegenteil, von der Aerodynamik und dem Chassis her war es letztes Jahr ein richtiger Abstieg. Es ist natürlich schwierig, sich von dieser Basis aus wieder nach vorne zu hangeln."
Mit dem Wechsel von BMW auf Cosworth-Triebwerke hat Williams laut Stuck keinen Fehler gemacht, auch wenn natürlich abgewartet werden muss, ob die Briten im Wettrüsten mit der Konkurrenz im Verlauf der Saison mithalten können: "In meinen Augen ist der Cosworth-Motor sehr beeindruckend. Man hat mit deutlich weniger Budget als die anderen einen respektablen Motor gebaut. Natürlich hat Cosworth schon früher V8-Motoren gebaut, das war jedoch eine andere Zeit, aus der man nicht viel übernehmen kann. Hut ab!"
Nico Rosberg muss sich laut Stuck sofort bewähren
Mit Spannung wird natürlich vor allem in Deutschland auf Formel-1-Rookie Nico Rosberg geblickt - und den sieht Stuck unter Druck stehen: "Er wird ein entscheidendes Jahr haben. Er war bisher in allen Formeln dominant und perfekt. Er muss somit Webber im Griff haben. Wenn er das nicht schafft, wäre dies schade, denn das würde seiner Karriere einen Dämpfer verpassen. In seinem Fall gibt es auch keine Gnadenfrist, er kennt die Strecken und er muss von Anfang an bei der Musik dabei sein."
"Es gibt keinen Grund, warum er nicht mit den anderen mithalten können soll. Durch den Gewinn der GP2-Serie im letzten Jahr lastet natürlich viel Druck auf ihm. Bleibt zu hoffen, dass er diesen Druck beim Einstieg in die Formel 1 meistern wird", so der ehemalige Formel-1-Pilot weiter. "Zu wünschen wäre es ihm, denn er ist ein sympathischer Bursche und er ist ein Deutscher, das wäre ja auch für die Medien in Deutschland wichtig."

