Streit statt Sparkurs: Verhandlungen gescheitert
Die anfängliche Hoffnung ist zunächst unbegründet: Die Teamchefs konnten sich auf keinen Plan zur Kosteneinsparung einigen
(Motorsport-Total.com/dpa) - Streit statt Sparkurs: Nach zähen Debatten und rund zehn Stunden Sitzungen sind die Teamchefs im Bemühen um eine Reform der Milliarden teuren Formel 1 zunächst gescheitert. Beim Grand Prix in Malaysia gab es nach anfänglicher Einigung auf eine Motoren- Beschränkung am Ende doch wieder Differenzen in der von Weltverbandspräsident Max Mosley angeregten Spar-Diskussion. "Es war sehr erfreulich, wie die Motorenhersteller zusammengearbeitet haben. Schade, dass das Ganze bei den Teamchefs dann ins Stocken geraten ist", meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug zu den Kulissen- Kämpfen. Dabei war das Ziel eigentlich klar. "Jeder hat jetzt kapiert, dass Kostendämpfung wichtig ist", sagte BMW-Sportdirektor Gerhard Berger der 'dpa'.

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Flavio Briatore und Ron Dennis unterhielten sich in Malaysia angeregt
Zunächst sollte ein Reformvorschlag - nur noch ein Motor pro Auto und Rennwochenende für Qualifying und Grand Prix sowie ein zweiter für die Freien Trainings - bei der entscheidenden Sitzung am Dienstag in Paris präsentiert werden. Dorthin hat Mosley, der Präsident des Internationalen Automobilverbandes (FIA), Vertreter der Rennställe, Motoren- und Reifenhersteller, Veranstalter und Sponsoren bestellt.
Allein die Autohersteller investieren Expertenschätzungen zufolge 1,7 Milliarden Euro im Jahr in das PS-Spektakel, der Umsatz der Teams wird mit rund drei Milliarden Euro jährlich taxiert. Angesichts der wachsenden Finanzprobleme kleinerer Teams wurden Reformen auch im Sinne der Chancengleichheit notwendig. Im Januar war der Rennstall Prost in Konkurs gegangen.
Jeder sei auf seinen Vorteil bedacht, erklärte McLaren-Chef Ron Dennis das Dilemma der Verhandlungen. Bedingung sei, dass eine Reglementsänderung niemanden benachteilige. Und: "Das Wesen der Formel 1 darf nicht beschädigt werden."
Angetrieben hatte Mosley die Spar-Diskussion vor Saisonbeginn. Der Brite schlug in einem Brief an die Teamchefs unter anderem vor, dass pro Auto nur noch ein Motor für das gesamte Wochenende erlaubt sein soll. Sollte ein Triebwerk kaputt gehen, könnte das Team ein weiteres einsetzen, müsste dafür eine Zurückstufung in der Startaufstellung hinnehmen. Auch die Tests will der FIA-Präsident beschränken. Experten halten bei derartigen Reglementsänderungen Einsparungen von bis 30 Millionen Euro pro Team und Jahr für möglich.
Derzeit planen die Topteams mit mindestens drei Motoren pro Auto am Renn-Wochenende. Bei einer Beschränkung müssten die Spezialisten haltbarere Triebwerke bauen. "Das heißt, dass ein Motor dann in der Lage sein muss, in etwa 1000 km zu fahren", sagte Mercedes- Motorenkonstrukteur Mario Illien der dpa. "Es würde sicher auch eine Leistungsreduzierung mit sich bringen." Aber er hält Änderungen für vernünftig, weil dann weniger Motoren gebaut würden. Im Vorjahr waren es bei Mercedes 94 Triebwerke. Die Investitionen der Hersteller seien derzeit enorm. "Es wäre schlecht für die Formel 1, wenn sich Hersteller aus Kostengründen zurückziehen würden."

