• 08.07.2006 17:05

  • von Inga Stracke

Stracke an der Strecke: Kartoffelsuppe und Stagediving

'F1Total.com'-Reporterin Inga Stracke über ihre Erlebnisse in Indianapolis, "beleibte" NASCAR-Piloten und Grillpartys mit Behelfskühlschränken

(Motorsport-Total.com) - Hallo liebe Formel 1 Fans! Fast wären auch beim diesjährigen US-Grand-Prix nur sechs Autos ins Ziel gekommen, wie beim Skandalrennen im vergangenen Jahr. Der Crash gleich nach dem Start war ganz schön heftig, Gott sei Dank wurde niemand verletzt. Juan-Pablo Montoya brachte es sogar fertig, das Ganze mit einem Grinsen zu kommentieren - und mit den Worten "Na, es war doch eine gute Show!"

Titel-Bild zur News: US-Flagge

Versöhnung geglückt: Amerika hat die Formel 1 "wieder lieb"

Ich weiß ja nicht, ob das gerade in seiner Lage der richtige Kommentar war, aber den Fans hat das Wochenende gefallen, Amerika hat die Formel 1 sozusagen "wieder lieb" und Indianapolis will den Grand Prix wieder haben, sprich, möchte gerne den auslaufenden Vertrag verlängern. Und damit Schumi dann auch bitte noch mal fährt, haben sie gleich mal in Indianapolis eine Straße nach ihm benannt - mitten in Downtown!#w1#

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das auch mein Wunsch wäre. Ich könnte mir doch ein Rennwochenende in Las Vegas gut vorstellen, da wäre sicherlich viel geboten. Vielleicht würde es dort auch mit den Flügen besser klappen, schließlich mussten zahlreiche Formel-1-Mitglieder stundenlange Verspätungen in Kauf nehmen oder aber zum Einkaufen gehen, weil ihre Koffer nicht ankamen...

Schumacher-Straße in Indianapolis

Schumacher-Straße in downtown Indianapolis Zoom

Bei mir hat alles prima geklappt, naja, wenn man von der siebenstündigen Verspätung auf dem Weg nach Montréal und der knapp dreistündigen Verspätung auf dem Weg von Montréal nach Chicago absieht. Glücklicherweise hat dort ein netter Kollege auf mich gewartet und mich im Auto quer durch Illinois und Indiana nach Indianapolis mitgenommen. Die Wartezeit in Montréal habe ich ganz prima genutzt: Direkt neben dem Gate war eine kleine Kabine mit Massagestühlen aufgebaut und während die Techniker die In-Board-Funkanlage der 'United'-Maschine reparierten, habe ich mir die Verspannungen aus dem Nacken massieren lassen. Neidisch?

Am Mittwochabend war ich mit den Kollegen vom kolumbianischen Radio und Fernsehen bei einem unscheinbaren "Diner" und habe hervorragende Kartoffelsuppe genossen. Diego, der kolumbianische Reporterkollege, erklärte mir, dass Montoya auch immer sehr gerne dorthin kommt und zu seinen Indy-Zeiten regelmäßig eben diese Kartoffelsuppe degoutierte. Wenn es so weitergeht, wird er das vielleicht auch bald wieder können (müssen), denn zurzeit "verreißt" er ja nun wirklich nicht viel, um McLaren-Mercedes davon zu überzeugen, ihn auch im nächsten Jahr zu behalten. Sein Ex-Boss Chip Ganassi würde ihn sofort wieder nehmen - vielleicht auch für sein NASCAR-Team?

Wie es dort zugeht, habe ich am Samstagabend mitbekommen. Ich war mit Bekannten aus der IRL-Serie in der 'Sportbar Champs' zum Abendessen Downtown Indianapolis. Auf das Essen (ami-tpyisch riesige Portionen, wir hatten nur Vorspeisen bestellt und konnten die nicht mal komplett vertilgen) konzentrierte sich aber kaum jemand, denn auf den großen Bildschirmen liefen die letzten Runden des Daytona-Rennens. Schon cool, muss ich zugeben, doch als Sieger Tony Stewart sich dann aus dem Auto quälte, hat mich seine - hmm, sagen wir mal, Körperfülle - schon leicht überrascht.

Kuchen

Eine Portion Kuchen der US-amerikanischen Auslegung Zoom

Von wegen schlank und sportlich, die Jungs haben ordentlich was auf den Hüften... muss das viele BBQ sein, das es bei den NASCAR-Rennen wohl immer gibt. Er kletterte den Zaun hoch, in die kleine Box, in der die Rennleiter mit den Fahnen standen, übernahm die Zielflagge und stürzte sich flaggeschwenkend wie ein Rockstar beim Stagediving in die tosende Menge. Dass diese ihn nicht fallen ließ, lag wohl daran, dass die Fans auch eher kräftig gebaut waren... Jim, der in Indy ein Trainingscenter für Rennfahrer hat, grinste nur und meinte, "diese Jungs wollen uns weismachen, dass sie aus Konditionsgründen nicht schlanker sein können, sie würden in den heißen geschlossenen NASCAR-Cockpits im Rennen so viel Körperflüssigkeit verlieren, dass sie es nicht durchhalten würden, wenn sie schlanker seien"!

Nun gut, glauben wir auch das mal noch, wobei Kollege Jim meinte, er sei bereits dabei, die jüngeren Nachwuchsfahrer zu trainieren und die "großen Jungs" würden sich schon noch umschauen, ob diese Theorien so stimmen. Übrigens, während wir so über Fitness und gesunde Ernährung sinnierten, vertilgten die Kollegen am Nachbartisch ein "winziges" Stück Torte, nach dem ich wohl für eine ganze Woche satt gewesen wäre...

Lustig war der Sonntagabend. Eigentlich hatte ich mich ja nach Verlassen des Pressezentrums direkt auf die Fahrt nach Chicago machen wollen, doch einer lustigen BBQ-Einladung der vereinten Formel-1-Bekannten aus unseren Nachbarländern Österreich und der Schweiz konnte ich kaum widerstehen. Die findigen Kollegen haben denn auch gleich den mobilen Kühlschrank eingesetzt - typisch amerikanisch: die Ladefläche eines Pick-Up-Trucks mit Eis gefüllt, Getränke rein und fertig. Quadratisch, praktisch, gut und dazu kühl, was will man mehr. Nach leckeren Steaks, Bratwürsten und mehreren Dosen Red Bull habe ich mich dann so gegen zwei Uhr morgens auf den Weg nach Chicago gemacht.

Getränke

US-amerikanischer Behelfskühlschrank auf einer Ladefläche Zoom

So, jetzt ist ein klein wenig Pause, dann geht's auf nach Magny-Cours, zu französischem Wein, Dijon-Senf und jeder Menge Kühe auf den Weiden rund um den Circuit!

Bis dann, viele Grüße, Eure Inga Stracke von der Strecke