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  • 26.10.2005 11:03

  • von Fabian Hust

Stoddart: "Wir alle lieben Bernie"

Der scheidende Minardi-Teamchef über seine harte aber auch schöne Zeit in der Formel 1 und seine Beziehung zu Mosley und Ecclestone

(Motorsport-Total.com) - Als endgültig feststand, dass Paul Stoddart sein Minardi-Team an Red Bull verkaufen wird, musste der Australier zwar nicht weinen, aber er "war nicht weit davon entfernt", wie er in einem Interview mit der 'motorsport aktuell' eingestehen muss. Es gebe einen klaren Unterschied, ob man etwas verkaufen will oder muss: "Ich hatte am Ende keine Wahl mehr. Ich wollte irgendwann schon verkaufen, nur nicht jetzt." Zumindest könne er sich nun sicher sein, "dass es nie Budgetprobleme geben wird".

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Paul Stoddart will sich in Zukunft mehr um seine Airlines kümmern

Weil ihm die politische Lage in der Formel 1 zu heikel war, hätte er die Zukunft seines Teams nicht mehr garantieren können. Der 50-Jährige wettert einmal mehr gegen FIA-Präsident Max Mosley, der derzeit eine Aufspaltung der Formel 1 in zwei Konkurrenzlager geradezu heraufbeschwören würde, weil er von seiner Einstellung nicht abrückt und auf die "berechtigten Forderungen" der Automobilhersteller nicht eingehe.#w1#

Die ersten Jahre waren die härtesten

Als Paul Stoddart das Minardi-Team vor fünf Jahren übernahm, das war das Team "am Ende". Die Mehrheit der Insider ging nicht davon aus, dass man in Melbourne am Start stehen würde, doch man baute "innerhalb von sechs Wochen und drei Tagen" ein Auto und machte das Unmögliche möglich.

2004 erlebte der Rennstall dann "ein enorm schwieriges" Jahr, vor allem deshalb, weil man sich 2003 nicht konsolidieren konnte, da es trotz der Planung des "Fighting Funds" für die kleinen Teams zu keinen Auszahlungen kam. "Und 2005 stand ganz im Zeichen der politischen Intrigen."

Dietrich Mateschitz

Dietrich Mateschitz kaufte sich nach Jaguar kurzerhand auch noch Minardi Zoom

In den ersten beiden Jahren hat Minardi laut Stoddart "horrende Verluste eingefahren", doch unter dem Strich konnte Stoddart aus dem "Abenteuer Formel 1" mit einer schwarzen Null herauskommen, was nicht jedem gelungen ist. Das gelang ihm aber auch nur durch den Verkauf seines Rennstalls, mit dem er seine Schulden tilgen konnte. Seine fünf Jahre mit Minardi bezeichnet er als seine "härtesten aber auch schönsten meines Lebens".

Bernie Ecclestone als beinahe passiver Retter

Als Stoddart kurz vor dem Aus stand, sprang Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ein, indem er ihm versicherte, sich notfalls im Team einzukaufen, um den Rennstall vor dem Aus zu bewahren: "Allein mit dieser Zusicherung stieg das Ansehen von Minardi plötzlich so dramatisch, dass ich neue Einnahmen generieren konnte. Deswegen musste ich das sehr konkrete Angebot von Bernie letztendlich doch nicht annehmen."

Paul Stoddart und Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone bewahrte Minardi durch seine Zusicherung vor dem Aus Zoom

"Wir alle lieben Bernie", meint Stoddart. "Er hat damit bewiesen, dass er sich wirklich um das Wohl der Formel 1 kümmert und auch die kleinen Teams im Blick hat. Das war für Minardi in dem kritischen Moment überlebensnotwendig." FIA-Präsident Max Mosley hingegen habe sich in diesem Jahr "entsetzlich" präsentiert: "Er trägt die Schuld an all den Problemen."

Geht Mosley, kommt vielleicht Stoddart...

Paul Stoddart, der sagt, dass man als Teamchef in der Formel 1 "kein Weichei" sein darf, kann sich eine Rückkehr in die Formel 1 vorstellen, aber "dazu muss erst einmal die Ära Mosley vorbei sein". Den Posten des Briten zu übernehmen, wie vielfach spekuliert wurde, kann sich Stoddart nur bedingt vorstellen: "Wenn es innerhalb der FIA einen Vizepräsidenten geben würde, der nur für die Belange der Formel 1 zuständig wäre, das wäre ein Posten, der mich schwer reizen könnte."

FIA-Präsident Max Mosley und Minardi-Teamchef Paul Stoddart

Max Mosley und Paul Stoddart können sich absolut nicht riechen Zoom

Die Formel 1 wird Stoddart "schrecklich vermissen", wie er gegenüber 'crash.net' eingesteht. Ab dem 1. November hat der Australier dann "etwas mehr Zeit, um mich um die zwei Airlines und anderes Business zu konzentrieren."

2006 wird er nicht in der Formel 1 zu sehen sein: "Im Moment liegen mir keine Angebote vor", wird Stoddart von 'Autosport-Atlas' zitiert. "Ich liebe den Sport und man kann auch niemals nie sagen. Aber bis mir jemand ein Angebot unterbreitet, mich fragt oder was auch immer, muss man sagen, dass ich draußen bin."