Stoddart ist mit der Formel 1 noch nicht fertig

Der scheidende Minardi-Teamchef Paul Stoddart möchte eines Tages in die Formel 1 zurückkehren - Erinnerungen zwei große Sternstunden

(Motorsport-Total.com) - In genau 20 Tagen geht das Minardi-Team endgültig in den Besitz des österreichischen Energydrink-Herstellers Red Bull über, was für den scheidenden Eigentümer Paul Stoddart das Ende einer Ära bedeutet. Der Australier, der Minardi 2001 mit seinem Einstieg vor dem Bankrott gerettet hatte, wird sich zwangsläufig aus der Formel 1 zurückziehen.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Kettenraucher Paul Stoddart wird 2006 nicht mehr in der Formel 1 dabei sein

"Es war keine einfache Entscheidung für mich, ich bereue sie noch immer", sagte er gegenüber 'Reuters'. "Ich habe zu viele Freunde in diesem Paddock, die mir fehlen werden, aber für das Team war es die richtige Entscheidung. Ich möchte jedoch zurückkommen. Ich bin mit der Formel 1 noch nicht fertig. Das waren die fünf glücklichsten Jahre in meinem Leben, aber auch die härtesten. Mit etwas weniger Druck kann ich es mir dann überlegen, falls sich wieder etwas ergeben sollte."#w1#

Allerdings ist ein Comeback des Kettenrauchers, der bei den Formel-1-Obrigkeiten alles andere als beliebt ist, eher unwahrscheinlich, denn mit Williams wird es 2006 erstmals in der Geschichte des Motorsports nur noch ein echtes Privatteam geben. Dass Stoddart von einem Hersteller in einer Berater- oder ähnlichen Funktion verpflichtet wird, kann sich niemand vorstellen. Immerhin kann er sich aber mit seinem Engagement als Sponsor in der V8-Supercar-Serie trösten.

Was bleibt, sind Erinnerungen - beispielsweise an das legendäre Rennen in Melbourne 2002, als der Australier Mark Webber unter dem australischen Teamchef Stoddart in Australien bei seiner Formel-1-Premiere völlig überraschend auf den fünften Platz fuhr und sich dafür anschließend sogar auf dem Podium feiern ließ. Es sollte eine der wenigen Sternstunden im jahrelangen Überlebenskampf des kleinsten aller Teams bleiben.

"Das war der glücklichste Tag meines Lebens, nicht nur in der Formel 1 - ganz sicher. Es war auch der stolzeste Tag meines Lebens", so der verheiratete Familienvater und Kettenraucher Stoddart. "Diese ganzen zehn Tage von Melbourne 2002 werden in die Geschichte der Formel 1 als die populärsten zwei Punkte aller Zeiten eingehen."

"20 oder 30 ausgewachsene Männer so gerührt zu sehen, hat mich ziemlich stolz gemacht." Paul Stoddart

Melbourne 2001 war ebenfalls eine der emotionelleren Erfahrungen für den 50-Jährigen, der das finanziell marode Team innerhalb weniger Wochen wieder auf die Beine gestellt hatte: "Das war eine ziemlich harte Anstrengung. Ich werde mich immer an die Freudentränen der Jungs erinnern, als ich an jenem Tag von der Boxenmauer herunterstieg. 20 oder 30 ausgewachsene Männer so gerührt zu sehen, hat mich ziemlich stolz gemacht, weil wir einen unmöglichen Traum wahr gemacht hatten", sagte er.

"Es war noch nie die Kraft des Geldes, die Minardi den berühmten Kampfgeist verleiht, sondern es ist die Kraft der Menschen", fügte Stoddart an. "Diese Jungs waren eine gute Sache für die Formel 1. Heutzutage geht es oft nur noch ums Geschäft, aber bei Minardi stand der Motorsport immer im Vordergrund."