Stewart sieht die Schuld bei der Regierung

Jackie Stewart glaubt, dass der BRDC bankrott gegangen wäre, wenn er Bernie Ecclestones finanzielle Forderungen erfüllt hätte

(Motorsport-Total.com) - Gestern wurde bekannt gegeben, dass der britische Grand Prix ab 2010 nicht mehr in Silverstone, sondern in Donington stattfinden wird - eine schlechte Nachricht für den britischen Rennfahrerklub BRDC, dem die Strecke in Silverstone gehört. Der BRDC hätte die Veranstaltung zwar behalten können, doch nur für viel Geld.

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart

Jackie Stewart war Vorgänger von Damon Hill als Präsident des BRDC

Fast 14 Millionen Euro wollte Bernie Ecclestone als Grand-Prix-Gebühr haben, mit jährlicher Preiserhöhung um fünf Prozent, versteht sich. Das kann der BRDC jedoch nicht im Alleingang finanzieren, also bat man Ecclestone um mehr Zeit für Gespräche mit der britischen Regierung. Diese zeigte sich jedoch auch nicht kooperativ, weil wegen der Olympischen Sommerspiele 2012 in London ohnehin schon viel Geld für Sport ausgegeben wird.#w1#

Kein Verständnis für die Regierung

"Ich bin enttäuscht, dass Silverstone den Grand Prix verliert", erklärte Ex-BRDC-Präsident Jackie Stewart, "aber es ist für einen privaten Klub sehr schwierig, die notwendigen Gelder aufzustellen, die es braucht, um den Grand Prix in diesem Land zu halten." Der Schotte übte daher sanfte Kritik an der Regierung: "Fast jedes andere Land der Welt, das derzeit einen Grand Prix austrägt, wird von der Regierung unterstützt."

Stewart argumentiert mit den 60.000 Beschäftigten im Motorsportcluster um Silverstone, von dem die Staatskassen natürlich massiv profitieren. Das wollte er in den vergangenen Jahren bei persönlichen Treffen nicht weniger als 82 Abgeordneten erklären, aber herausgekommen ist dabei nichts: "Die Regierung hat nicht zugestimmt. Stattdessen haben sie eine Menge - zu viel - Geld für die Olympischen Spiele ausgegeben", seufzte der dreifache Formel-1-Weltmeister.

Für den BRDC sei es aufgrund der Umstände jedenfalls die einzig richtige Entscheidung gewesen, auf die Formel 1 zu verzichten: "Ich glaube nicht, dass angesichts der hohen Kosten der Formel 1 irgendein Veranstalter eine Chance hat, profitabel zu operieren. Aus Sicht des BRDC wäre es aber nicht korrekt, laufend Geld zu verlieren, nur um den Grand Prix zu behalten. Früher oder später hätte das zum Bankrott geführt."

Donington braucht mehr Investment als Silverstone

Nachvollziehen kann er die Entscheidung gegen Silverstone und für Donington dennoch nicht, denn die Umsetzung des bereits bestehenden Silverstone-Masterplans würde weniger als 40 Millionen Euro kosten, während Donington-Eigentümer Simon Gillett mehr als 125 Millionen Euro in die Hand nehmen muss, um seine Strecke bis 2010 auf Formel-1-Standard zu bringen. Zuletzt hat bekanntlich vor 15 Jahren ein Grand Prix in Donington stattgefunden.

"In Silverstone haben wir die meisten Anlagen schon. Es würde vielleicht 30 Millionen Pfund kosten, die Strecke wieder auf Stand zu bringen, aber in Donington müssen sie bestimmt das Doppelte ausgeben", sagte Stewart. "Außerdem finde ich das Timing der Bekanntgabe unglücklich. Sie hätten es nicht am Rennwochenende, sondern Mitte nächster Woche bekannt geben sollen. Das wäre besser gewesen."