Stewart geht mit Schumacher hart ins Gericht

Weil sich Michael Schumacher nicht den Sicherheitsbemühungen der anderen Fahrer anschließen will, muss er sich Kritik gefallen lassen

(Motorsport-Total.com) - Am 1. August werden sich in Cannes mindestens zwölf Mitglieder der Fahrergewerkschaft GPDA mit FIA-Präsident Max Mosley treffen. Wichtigster Punkt der Tagesordnung soll die Sicherheit in der Formel 1 sein, speziell bei den Testfahrten, die oftmals nur stiefmütterlich betreut werden. Doch ein Pilot will mit all dem nichts zu tun haben: Michael Schumacher.

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart

Jackie Stewart findet, dass sich "Schumi" mehr für Sicherheit stark machen soll

Der siebenfache Weltmeister ist einer von vier Direktoren der GPDA - neben David Coulthard, Jarno Trulli und Mark Webber -, hat aber bereits vor einigen Wochen seine Unterschrift unter ein Statement der Fahrer zu den Vorfällen in Indianapolis verweigert. Damals erstmals ein wenig in die Isolation gedrängt, wirft man ihm nun vor, dass er sich zu wenig für die Anliegen der Fahrer einsetzt, die erstmals seit Jahren wieder in Sicherheitsfragen ernsthaft Initiative ergreifen.#w1#

Ist Schumachers Verhalten sportpolitisch motiviert?

Ihm Lustlosigkeit vorzuwerfen oder gar mangelndes Sicherheitsbewusstsein, wäre sicher nicht richtig, schließlich gilt gerade Schumacher als besonders vernünftiger und verantwortungsbewusster Zeitgenosse. Also werden ihm vor allem in Großbritannien sportpolitische Motive für sein Verhalten unterstellt, zumal sein Team, Ferrari, schon lange auf einer Welle mit der FIA schwimmt, die ihrerseits über die Aktivitäten der GPDA-Mehrheit nicht besonders erfreut ist.

Ex-Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart, der in den 70ern gemeinsam mit Niki Lauda einer der ersten Fahrer war, die Sicherheitsdenken im Grand-Prix-Sport angestoßen haben, übt daher nun scharfe Kritik am Ferrari-Superstar: "Dass Schumacher die Petition für mehr Sicherheit nicht unterschrieben hat, ist eine große Unaufmerksamkeit", bemängelte der Schotte gegenüber dem 'Mirror', vergaß dabei aber, dass es in der angesprochenen Petition ja lediglich um Indianapolis ging.

Dennoch: "Michael hat Einfluss und demzufolge auch Macht", fuhr er fort. "Sein Standpunkt ist schlicht und einfach falsch - alle anderen Fahrer können nicht irren. Diese Jungs tun das ja nicht, um Störungen zu erzeugen, sondern sie tun das im Interesse des Sports. Ihre Leben stehen auf dem Spiel." Stewart forderte Schumacher außerdem dazu auf, die derzeitige GPDA-Richtung nicht nur zu unterstützen, sondern mit seinem Standing sogar eine Führungsrolle einzunehmen.

"Dann wird man ihn eben von seinen Verpflichtungen entbinden"

Ansonsten solle man ihn als GPDA-Direktor eben abwählen: "Wenn Michael nicht mehr aufstehen und sich zur Verfügung stellen will, wird man ihn eben von seinen Verpflichtungen entbinden, da bin ich mir sicher. Wenn er gute Argumente hat und seinen Standpunkt logisch darlegen kann, die die Fahrer akzeptieren, dann wird er bleiben, aber wenn nicht, dann wird er nicht bleiben. Das ist das einfache Prinzip der Demokratie."

"Als ich Weltmeister war", erinnerte sich der 66-Jährige an seine aktive Zeit zurück, "hatte ich das Gehör meiner Fahrerkollegen. Bei einem Fahrermeeting habe ich mich im Raum umgeschaut und gesagt: 'Drei von euch werden Ende des Jahres nicht mehr unter uns sein!' Eine Zeit lang haben wir praktisch jeden Monat einen Fahrer verloren. Die Fahrer sollten sich also nicht darum kümmern, ob das, was sie tun, gut ankommt, denn sie haben Recht. Wenn sie etwas erreichen können, würde das ja auch anderen Rennserien helfen."

Doch bei aller Kritik an Schumacher, die wie gesagt in erster Linie aus den britischen Reihen kommt, muss man dem 36-Jährigen zugute halten, dass er in all den Jahren wahrscheinlich mehr für die Sicherheit erreicht hat als alle anderen Fahrer zusammen. Neben Coulthard ist er der einzige Fahrer, der auch politischen Einfluss hat, und gerade erst kürzlich stellte er sich als Botschafter für eine Kampagne für mehr Sicherheit im Straßenverkehr zur Verfügung.