• 02.05.2018 21:48

  • von Daniel Halder & Edd Straw

Steiner: Haas muss erst lernen, mit den "Big Boys" zu spielen

Anders als Romain Grosjean glaubt Teamchef Günther Steiner, dass Haas noch nicht ganz mit den "großen Jungs" mithalten kann - Potenzial trotz magerer Ausbeute da

(Motorsport-Total.com) - Die Töne waren forsch, das Resultat bescheiden. "Wir müssen mit den Big Boys mitspielen, weil wir jetzt endlich auch ein Big-Boy-Auto haben", forderte Haas-Pilot Romain Grosjean vor dem Großen Preis von Aserbaidschan in Baku von seiner Truppe. Doch dann unterlief dem Franzosen selbst ein Fehler, dem man nicht einmal einem Schuljungen zugetraut hätte: Sichere Punkte vor Augen, warf er seinen VF-18 in der letzten Safety-Car-Phase beim Reifenanwärmen in die Mauer. Klassischer Fall von: Hätte er doch besser geschwiegen...

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean, Günther Steiner

Günther Steiner (l.) und Romain Grosjean laufen den Möglichkeiten hinterher Zoom

Natürlich wurde Haas-Teamchef Günther Steiner nach dem Rennen prompt darauf angesprochen, ob denn auch seine Fahrer in der Liga der "großen Jungs" mitspielen könnten. Doch außer dem ein oder anderen kritischen Zwischenton wollte der Südtiroler (noch) nicht verbal auf seine Piloten eindreschen. "Ich glaube schon, dass wir Big-Boy-Fahrer haben", gibt sich Steiner salomonisch. "Im Moment bekommen wir es einfach noch nicht hin, dass einmal alles zusammenpasst."

Tatsächlich: In keinem der bisherigen Rennen konnte die Truppe die mögliche Maximalausbeute mitnehmen. Besonders schmerzhaft ist noch immer der Doppelausfall von Australien, als man auf den Plätzen vier und fünf 22 sichere Punkte durch verpatzte Boxenstopps wegwarf. "Das Problem haben wir dann gelöst, doch dann passierte das nächste Missgeschick", so Steiner. "Wir machen viele Dinge sehr gut und dann rutscht uns eine Sache durch die Lappen. Vielleicht müssen wir gerade lernen, wie man mit den 'Big Boys' mitspielt", nimmt er Bezug auf die Aussage seines Fahrers.

Patzer als Teil der Lernkurve

Aber: "Wir sind auch erst in unserem dritten Jahr in der Formel 1", so Steiner, der dies aber nicht als Entschuldigung verstanden wissen will. "Manchmal müssten wir vielleicht ein bisschen schlauer sein. Okay, vielleicht nicht wirklich schlauer - das sind wir. Aber wir müssen unser Paket fester zurren. Wir können jedes einzelne Problem lösen - wir müssen jetzt nur alles zusammenbekommen, dann können wir glänzen", ist sich der 53-Jährige sicher.

Trotz der bislang mageren Ausbeute von nur elf WM-Punkten glaubt der Teamchef noch immer daran, dass sein Team im engen Formel-1-Mittelfeld eine Hauptrolle spielen kann. "Das Gute ist ja: Unser Auto ist konkurrenzfähig. Das haben wir hier wieder bewiesen. Wir konnten mit Perez mithalten", verweist Steiner auf den Überraschungs-Dritten des Baku-Rennens. Doch während der Mexikaner ein Spezialist darin ist, zuzuschlagen, wen sich die Gelegenheit bietet, bleibt Pechvogel Grosjean auch nach vier Grands Prix noch ohne Punkte.

"Dieses Rennen ging an sie", muss auch Steiner mit Blick auf die unmittelbare Konkurrenz von Force India anerkennen. "Mir wäre es auch lieber, wenn wir 40 Punkte auf dem Konto hätten - und das wäre möglich gewesen - und sie etwas weniger. Aber wenn sie den besseren Job erledigen, bekommen sie halt die Punkte. Ich bin nicht glücklich darüber, aber auch nicht verzweifelt deswegen. Wir können das immer noch schaffen", glaubt der Teamboss.

Günther Steiner: Auto trotz Entwicklungsrennen vorne dabei

Deshalb müsse er seine Mannschaft auch nicht aufrichten. "Die Jungs wissen schon, dass sie nichts falsch gemacht haben. Es ist ja nicht ihre Schuld, dass Romain in die Mauer flog. Wir haben an dem Wochenende sonst alles richtig gemacht." Und so seien es auch keine Durchhalteparolen, wenn er auf die Qualität von Auto und Truppe verweist. "Im Moment geht immer eine Sache schief - und dann denkt man: Wir verschenken Möglichkeiten, uns rennt die Zeit davon. Die Wahrheit ist: Es ist erst das vierte Rennen gewesen. Ich sage nicht, dass alles fantastisch ist, wir könnten besser sein. Aber es ist nicht das Ende der Welt."


Grand Prix von Aserbaidschan

Während Steiner also keinen Grund für Schwarzmalerei sieht, heben manche Experten den Zeigefinger: Im Entwicklungsrennen dürfte ein kleines Team wie Haas aufgrund der beschränkten Ressourcen nun zurückfallen - umso bitterer, dass man die gute Ausgangslage des VF18 bislang nicht in Zählbares ummünzen konnte. Doch auch hier widerspricht der Südtiroler entschieden: "Selbst wenn die anderen Updates bringen, ist unser Auto immer auf einem guten Level. Es war jetzt auf fünf Rennstrecken schnell, die Testfahrten in Barcelona eingeschlossen."

Und weiter: "Vielleicht werden ein, zwei Strecken kommen, auf denen wir etwas hintendran sind. Aber sonst waren wir bisher immer das viert- oder fünftschnellste Team an jedem Wochenende." Dass nur Sauber und Williams noch weniger Punkte auf dem Konto haben, würde nicht die wahren Verhältnisse widerspiegeln. "Wir brauchen jetzt nur ein gutes Wochenende, und dann sind die schlechten vorher schon bald vergessen", ist sich der Teamchef sicher.

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