• 09.10.2010 16:05

  • von Marco Helgert & Dieter Rencken

Starker Regen: Monsunreifen als Lösung?

Sam Michael, Technischer Direktor bei Williams, hätte gern besondere Reifen in der Hinterhand, um auf Bedingungen wie in Suzuka reagieren zu können

(Motorsport-Total.com) - Williams' Technischer Direktor rieb sich in der Zeit, als am Samstag das Qualifying in Suzuka stattfinden sollte, verwundert die Augen. Der Regen ergoss sich gnadenlos auf die Bahn, die Boxen und Fans. Das Wasser auf der Strecke stand zu hoch, an einen Fahrbetrieb war nicht zu denken. Also blieb das Fernsehen auf dem sonstigen Geschehen.

Titel-Bild zur News: Sam Michael (Technischer Direktor)

Sam Michael hätte sich gewünscht, eine größere Reifenauswahl zu haben

"So ein paar kleine Änderungen und Unwägbarkeiten machen den Sport ja normalerweise interessant, aber es ist doch nicht gut, wenn man eine Stunde lang im Fernsehen zu sehen bekommt, wie einige kleine Boote die Boxengasse hinunterschicken. 30 Sekunden lang ist das ja witzig, aber doch nicht eine Stunde lang", erklärte er.

Ungeachtet, ob die Bedingungen am heutigen Samstag wirklich zu schlecht waren, hat der Australier vielleicht eine Lösung für ähnliche Probleme: einen Reifen für extrem schlechtes Wetter. "Es wäre gar nicht so schwierig, da mit einer Lösung zu kommen", erklärte er. In Japan habe der Formel-1-Tross noch Glück gehabt, nur einen Tag später und das Rennen hätte verschoben werden müssen.

"Vielleicht verwendet man sie dann nur einmal alle drei Jahre, aber immerhin hat man etwas in der Hinterhand." Sam Michael

"Man müsste nur die Sportlichen Regeln ändern und diesen Reifen zur Verfügung stellen - einen richtigen Monsunreifen mit einer Profiltiefe von zehn bis zwölf Millimeter", so Michael. "Der wäre natürlich fünf oder zehn Sekunden pro Runde langsamer, wenn es normal nass ist. Aber bei solchen Bedingungen würde man ihn ja auch nicht fahren."

Derzeit gibt es in der Formel 1 zwei unterschiedliche Reifen für nasse Strecken. Doch selbst der Reifen für stärkeren Regen bietet kaum mehr als einige Millimeter Profiltiefe, verdrängt nicht sehr viel Wasser und ist für viel Wasser auf der Bahn kaum geeignet. Diese Lücke könnte man mit einem solchen Spezialreifen schließen.

Schiffe in der Boxengasse - Sam Michael konnte nur kurz schmunzeln Zoom

"Bei Bedingungen wie heute würde man ihn einsetzen. Die FIA würde die Meldung herausgeben, dass man mit diesen Monsunreifen fahren müsste. Es gibt nur einen Reifenhersteller, da kann man das tun", fuhr er fort. Auch finanziell wäre ein solcher Reifen seiner Meinung nach kaum eine Erwähnung wert.

Man könne die Reifen über einige Jahre hinweg unverändert lassen, wenn sie nicht gebraucht werden. "Man benötigt da auch faktisch nur einen Satz pro Auto, weil es kaum Verschleiß damit gäbe", erklärte er weiter. "Wenn es jetzt Sonntag war, dann wäre das Rennen auf den Montag verschoben worden. Das würde dann alles durcheinanderbringen."

"Wenn man das mit den Kosten für einen Monsunreifen vergleicht, dann sind die ziemlich gering", so Michael. "Vielleicht verwendet man sie dann nur einmal alle drei Jahre, aber immerhin hat man etwas in der Hinterhand." Doch es gibt eine Kehrseite. Selbst wenn die Autos im Qualifying hätten fahren können, so hätte die Gischt bei so viel Wasser vielleicht doch wieder für einen Abbruch gesorgt.

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