• 09.10.2010 11:54

  • von Gerald Dirnbeck & Dieter Rencken

Barrichello: "Problem ist Aquaplaning auf den Geraden"

Rubens Barrichello ist mit der Verschiebung der Qualifikation einverstanden - Der Routinier spricht über die Problematik bei starken Regenfällen

(Motorsport-Total.com) - Routinier Rubens Barrichello hat in seiner langen Karriere schon viele Regenschlachten erlebt. Im Jahr 1994 ist der Brasilianer bereits bei extremen Witterungsbedingungen in Suzuka ein Rennen gefahren. Prinzipiell gilt der 38-Jährige als guter Regenfahrer, doch die Rinnsale und Bäche auf den Geraden machten das Qualifying unmöglich. Speziell die Entscheidung der Rennleitung, Alexander Wurz für Besichtigungsrunden im Safety-Car um die Strecke zu fahren, findet der Williams-Pilot sehr gut.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello hat in über 300 Rennen viel Erfahrung gesammelt

War die Entscheidung für die Verschiebung der Qualifikation richtig? "Ich denke ja. Es gibt zwei Gründe, warum wir bei diesen Bedingungen nicht fahren. Das sind Aquaplaning und die Sicht", so Barrichello. "Selbst wenn die Autos fahrbar wären, dann würden die Hinterreifen das Wasser immer noch in den Himmel sprühen. Die Bodenplatte schwimmt richtig auf und man kann nichts dagegen tun. Es ist wie ein Surfbrett, das gleiche passiert bei uns auch. Die Herausforderung im Regen ist groß. Es stellt sich die Frage, wovor man im Regen Angst hat."

"Du kannst dich bei den Bedingungen mitten auf der Geraden drehen, ein nachfolgendes Auto sieht die gelben Flaggen nicht und es gibt einen bösen Unfall. In einer Kurve dreht man sich ins Kiesbett. Das Problem sind Dreher auf der Geraden, denn dort gibt es das meiste Aquaplaning."

Um die Gefährlichkeit zu untermauern beschreibt Barrichello eine Alltagssituation. "Es ist wie auf der Autobahn, wenn man hört, wie der Regen immer stärker wird und die Scheibenwischer mit den Wassermassen nicht mehr klar kommen. Man steigt auf die Bremse und die Hinterleute krachen ineinander. Diese Situation kann ich damit am ehesten vergleichen. Als Fahrer magst du den Adrenalinkick, aber man weiß nicht, ob alle den gleichen Weg gehen wie du. Wenn ein Fahrer im Pulk vom Gas geht, dann ist es eine falsche Entscheidung, denn das führt zu einem Unfall."

Die Vorgehensweise der Rennleitung findet Barrichello vollkommen richtig. "Als ich gesehen habe, dass Wurz ins Safety-Car steigt, habe ich mich sehr sicher gefühlt. Er hat die Erfahrung um zu sagen, ob die Strecke gut oder schlecht ist. Ich bin mir sicher, dass wenn er im vergangenen Jahr in Interlagos um die Strecke gefahren wäre, dann hätte damals das Qualifying nicht stattgefunden", spricht der Williams-Pilot die verregnete Qualifikation bei seinem Heimrennen im Vorjahr an.


Fotos: Williams, Großer Preis von Japan


Im Nassen hat Barrichello schon viele Höhepunkte gesetzt. Seine erste Pole-Position in Spa-Francorchamps 1994 und der erste Sieg in Hockenheim 2000 kamen unter chaotischen Bedingungen zustande. "Wenn ich Regen sehe, dann freue ich mich gewöhnlich. Das ist schon eine positive Einstellung, aber die Situation ist jedes Mal anders."

"Manchmal ist man cleverer, wenn man vor seinen Konkurrenten fährt, manchmal ist ein später Zeitpunkt besser. Wenn man gleichzeitig unterwegs ist, dann kann man nicht viel kompensieren. Ein Beispiel: Wird das Rennen im Trockenen stattfinden, aber das Qualifying ist verregnet, dann werden 90 Prozent der Leute mit einer Trockenabstimmung fahren. Es hängt natürlich davon ab, wie sich das Auto auf einer nassen Strecke verhält."

"Ich bin ganz gut im Regen. Mein Vater hatte keinerlei Erfahrungen bei diesem Wetter, aber jemand hat ihm gesagt, dass er mich mit Slicks im Regen fahren lassen soll. Es war gefährlich, aber eine sehr gute Erfahrung. Wenn ich dann die richtigen Reifen aufgezogen habe, bin ich geflogen."

Eine gute Leistung wird auch in der verschobenen Qualifikation am Sonntag nötig sein. "Wir im Team wissen, welche Leistung wir zeigen können. Prinzipiell fühlen wir, dass wir ins Q3 kommen können, egal ob es trocken oder nass ist. Wir glauben, das Qualifying am Sonntag wird im Nassen stattfinden. Um drei oder vier Uhr in der Nacht wird es aufhören zu regnen, also wird es um zehn sicher noch nass sein."

"Für die Mechaniker und Ingenieure wird es sicher hektisch werden. Heute war es ein langweiliger Tag. Ich werde wahrscheinlich etwas früher ins Bett gehen, denn ich muss früher an der Strecke sein. Mental bereitet man sich auf das Qualifying vor und versucht das Auto so weit vorne wie möglich zu qualifizieren. Dann löscht man alles aus seinem Kopf und startet komplett neu."