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Spyker: Von der Pferdekutsche zum Formel-1-Auto
"Nulla tenaci invia est via" oder "Für den Beharrlichen ist keine Straße unpassierbar" ist Spykers Motto - Porträt der kleinen Sportwagenschmiede
(Motorsport-Total.com) - Wochenlang brodelte es mächtig in der Formel-1-Gerüchteküche. Als wichtigste Zutaten wurden das MF1-Racing-Team und das niederländische M-Konsortium um den Geschäftsmann Michiel Mol und den Sportwagenhersteller Spyker aufgekocht. Pünktlich zum Italien-Grand-Prix war das Menü dann fertig und der Vertragsabschluss wurde der hungrigen Motorsportwelt vorgesetzt. Jetzt präsentiert sich Spyker als neuer Miteigentümer des Rennstalles, der künftig Spyker MF1 Racing heißen wird.

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Spyker wurde 1898 gegründet und ist durchaus ein Name mit großer Tradition
Mit dem niederländischen Autobauer kommt eine neue Herstellerfirma in die Königsklasse, die sich aber in vielerlei Hinsicht von Weltkonzernen wie Mercedes, BMW oder Ferrari unterscheidet. Spyker ist mittelständisch, die Sportwagen werden teilweise in Handarbeit hergestellt. Victor Muller als Chef der Firma unterstrich jüngst Markenwerte wie "Erbe, Design, Handwerkskunst, Leistung und Exklusivität". Es gilt, Märkte zu erobern und sich - mit Hilfe des Formel-1-Einstieges - einen Namen zu machen. Muller erklärte, man wolle einerseits von der in der Formel 1 entwickelten Technologie profitieren, andererseits böte der Eintritt auch hervorragende Chancen, um "Spykers Ambitionen im Rennsport zu unterstreichen".#w1#
Alles begann mit einer Pferdekutsche...

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Spyker ist seit einigen Jahren Stammgast bei Langstreckenrennen wie in Le Mans Zoom
Und genau diese Ambitionen haben die Niederländer im Motorsport auch vor ihrem offiziellen Formel-1-Engagement weit gebracht, wie ein Blick auf die lange Geschichte des Automobilherstellers enthüllt. Angefangen hatte alles noch mit richtigen Pferdestärken: Die Gebrüder und Kutschenbauer Hendrik-Jan und Jacobus Spijker machten sich 1898 mit dem Bau einer prunkvollen Kutsche für die Inthronisation von Königin Wilhelmina einen Namen. Im gleichen Jahr folgte in Kooperation mit Carl Benz das erste motorisierte Fahrzeug und bald wandte man sich vollständig der Produktion von Automobilen zu. Um sich internationalen Märkten zu öffnen, wurde der Firmenname zeitgleich in Spyker umgewandelt.
Das Gebiet des Rennsportes eroberte die noch junge Firma im Jahre 1903 mit der Vorstellung des Sechszylinders 60/80 HP als weltweit erstem allradgetriebenen Rennauto, das überdies noch über Bremsen für alle vier Räder verfügte. Vier Jahre später verhalf das Model 14/18HP Tourer der Firma zu ungeahntem Ansehen, da es die Strecke Peking-Paris schadlos zurücklegen konnte. Besonders in Ostindien und Großbritannien schnellten die Absätze der Marke Spyker nach oben. Dieser Aufwärtstrend wurde jedoch vom ersten Weltkrieg unterbrochen.
Zu dieser Zeit hatten Hersteller von Luxuskarossen weltweit mit stark sinkenden Absätzen zu kämpfen. So musste sich auch Spyker der Kriegswirtschaft beugen, um die Produktion von Sportwagen jedoch schon sehr bald nach Ende des Krieges erneut aufzunehmen.
Zunächst ging es erfolgreich weiter: Der C4, auch "Tenax" genannt, stellte 1921 einen neuen Ausdauerrekord auf, nachdem er eine Strecke von 30.000 Kilometern überwunden hatte. 1922 gewann Hugo Baron van Pallandt im gleichen Fabrikat das Bergrennen von Monte Carlo.
Neugründung von Spyker unter Victor Muller

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Gründete das Traditionsunternehmen Spyker im Jahr 1999 neu: Victor Muller Zoom
Im Jahre 1925 jedoch stellte Spyker aus einem Mangel an Aufträgen heraus die Produktion ein, ein Jahr später wurde die Firma dann vollständig aufgelöst. Erst 1999 nahm sich Victor Muller des Traditionsnamens an und erweckte die die Firma unter dem Namen Spyker im niederländischen Zeewolde zu neuem Leben. Bereits kurz nach der Neugründung begann man sich erneut im Motorsport zu engagieren. Die Teilnahme an den 24 Stunden von Le Mans sind hier nur ein Beispiel.
Auch wirtschaftlich befindet sich Spyker auf einem guten Weg: 2005 baute das Unternehmen immerhin 48 Autos, während im gleichen Zeitraum 199 Bestellungen entgegengenommen wurden - um genau 100 mehr als im Vergleichszeitraum 2004. Durch Beteiligungen neuer Partner - darunter auch die staatliche Investmentgesellschaft 'Mubadala' aus Abu Dhabi, die auch Anteile an Ferrari hält - soll 2006 erstmals Gewinn erwirtschaftet werden.

