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Sponsorenaffäre um Friesacher wird zum Politikum

Niemand weiß, welcher der Friesacher-Sponsoren nicht zahlt - Kärntner Landeshauptmann schaltet sich ein - Manager Frank im Kreuzfeuer

(Motorsport-Total.com) - Es sei "sehr wahrscheinlich", dass Patrick Friesacher den bevorstehenden Grand Prix von Deutschland aufgrund von ausstehenden Zahlungen seiner Sponsoren nicht bestreiten kann, erklärte Paul Stoddart, Teamchef von Minardi-Cosworth, vor einigen Tagen. Doch was zunächst nur als Geldknappheit beim jungen Kärntner betrachtet wurde, entwickelt sich nun zu einem Politikum.

Titel-Bild zur News: Jörg Haider und Patrick Friesacher

Im Februar konnten Jörg Haider und Friesacher noch gemeinsam lachen

Österreichische Medien fragen sich derzeit, welcher der Sponsoren nicht für den 24-Jährigen zahlen will - und stoßen dabei auf ein Rätsel: Sportauspuffhersteller 'Remus' versicherte gegenüber dem 'ORF', dass man immer pünktlich bezahlt habe, während dies offenbar auch auf den Kärntner Tourismusverband zutrifft, der mit seinen Werbelogos überaus prominent auf den Minardi-Cosworth-Boliden vertreten ist. Doch welches Geld fehlt dann?#w1#

Widersprüchlicher Haider: Kärnten gratis an Bord oder nicht?

Für Wirbel sorgt vor allem eine Aussage des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider vom rechtspopulistischen BZÖ, der bei der Präsentation von Friesacher als Grand-Prix-Pilot in Velden anwesend war. Haider hatte angeblich Sponsoren vermittelt und dafür im Gegenzug für Kärnten die prominenten Werbeflächen bekommen - allerdings ohne dafür zahlen zu müssen, wie es damals hieß. Nun erklärte er jedoch in einem Interview mit der 'Kleinen Zeitung': "Unser Beitrag zu den von Minardi geforderten fünf Millionen Dollar waren zwei Millionen. Die haben wir aufgebracht."

Über dieses Statement wundert sich freilich Landesrat Josef Martinz von der konservativen ÖVP, die schon im Februar befürchtet hatte, dass für das Friesacher-Engagement Steuergelder geflossen sein könnten: "Gerade in der Formel 1 gibt es nichts gratis - auch für den Landeshauptmann von Kärnten nicht. Woher kommen die zwei Millionen Dollar? Wenn es Sponsorengelder sind, würden die Sponsoren sicher nichts dagegen haben, genannt zu werden", forderte er zu mehr Transparenz auf.

Friesacher selbst freilich hatte Mitte April in einem Interview mit 'F1Total.com' die ursprüngliche Darstellung Haiders bestätigt, wonach die Werbeflächen für den Kärntner Tourismusverband gratis seien: "Kärnten hat sowieso nie etwas eingezahlt", sagte der Formel-1-Pilot damals. "Jörg Haider hat mir dabei geholfen, gewisse Sponsoren zu gewinnen, aber das Land selber hat mich eigentlich nie direkt unterstützt."

Manager von Friesacher im Kreuzfeuer der Kritik

Im Zusammenhang um das wackelnde Minardi-Cosworth-Cockpit des Österreichers gerät nun immer mehr dessen Manager Thomas Frank unter Druck. Haider hat nämlich angekündigt, seinem Landsmann Friesacher unter Umständen noch einmal finanziell unter die Arme greifen zu wollen, aber nur unter einer unumstößlichen Bedingung: "Der Manager darf nicht Frank sein", soll der Kärntner Landeshauptmann gesagt haben.

Frank verweigerte dazu gegenüber dem 'ORF' jeden konkreten Kommentar: "Ich darf zu der ganzen Sache derzeit nichts sagen, sonst hätte ich rechtliche Folgen zu befürchten. Ich habe mündliche Zusagen von Sponsoren für diese Saison, die jetzt nicht eingehalten werden und uns in Schwierigkeiten bringen", meinte er. Darüber, dass zwischen dem Kärntner Friesacher-Flügel und dem ungarischen Stab um Frank die Luft vergiftet ist, scheint also kein Zweifel mehr zu bestehen.

Durchgesickert ist, dass Frank offenbar von einigen Unternehmen nur mündliche Zusagen, aber keine rechtsgültigen Verträge für die Formel-1-Saison 2005 hatte - und diese Unternehmen könnten nun abgesprungen sein. Dies würde auch den Riss zwischen Friesacher und dem Ungarn erklären. Allerdings hat Frank auch angekündigt, dass er sich um einen Testfahrerplatz bei Jordan-Toyota bemühen würde, so sein Schützling ab Hockenheim tatsächlich als Minardi-Cosworth-Stammpilot abgelöst werden sollte.