Spionagevorwürfe gegen Renault nehmen Fahrt auf

McLaren-Mercedes bringt erstmals konkrete Vorwürfe gegen Renault vor - 18 Renault-Mitarbeiter sollen in den Spionagefall involviert sein

(Motorsport-Total.com) - Der Spionageskandal um McLaren-Mercedes und Ferrari hat immer noch kein endgültiges Ende genommen, da ziehen schon die nächsten dunklen Gewitterwolken am Formel-1-Himmel auf: Der Vorwurf der Silberpfeile, wonach sie auch selbst von Renault zu einem Spionageopfer gemacht worden sein sollen, wird nämlich erstmals mit konkreten Anschuldigungen untermauert.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Die Schlinge um den Hals des Renault-Teams wird immer enger...

Gestern wurde mehreren britischen Tageszeitungen von einer anonymen Quelle ein Dokument zugespielt, welches eine Stellungnahme von McLaren-Mercedes gegenüber der FIA beinhalten soll. Darin wird der Rechtsbeistand des Teams von Ron Dennis zitiert, der noch einmal den Vorwurf der Industriespionage bekräftigt und sich frustriert darüber zeigt, wie gleichgültig das Thema bisher von Renault gehandhabt wurde.#w1#

Konkret heißt es in dem Memorandum, dass 780 McLaren-Zeichnungen - interessanterweise hatten die Silberpfeile genauso viele Seiten an Informationen von Ferrari erhalten - zu Renault transferiert worden sein sollen. Der Übeltäter war nach aktuellem Informationsstand der Ingenieur Phil Mackereth, der im September 2006 elf Computerdisketten aus Woking nach Enstone eingeschleust haben dürfte, wie behauptet wird.

McLaren-Mercedes glaubt ferner, dass insgesamt 18 Renault-Mitarbeiter in den Fall involviert waren, darunter sieben leitende Ingenieure - unter anderem auch der Chefdesigner. Diese dürften auf insgesamt 33 Dateien auf den angesprochenen elf Disketten zurückgegriffen haben - angeblich die kompletten Baupläne der Silberpfeile von 2006 und 2007, was jedoch aufgrund der beschränkten Datenkapazität von Disketten als unwahrscheinlich erscheint.

Pikant an den neuen Enthüllungen: McLaren-Mercedes wurde im Zuge der Ferrari-Spionage aus der Konstrukteurs-WM 2007 ausgeschlossen und mit einer Geldstrafe von 100 Millionen US-Dollar belegt. Sollte die FIA im Fall Renault zu einem ähnlichen Urteil kommen, würde dies wahrscheinlich den Rückzug der Franzosen aus der Formel 1 provozieren, denn Konzernchef Carlos Ghosn gilt als eiserner Sparmeister und hat schon mit den jetzigen Ausgaben keine allzu große Freude...