So verkommt das Testlimit zu einem schlechten Witz
Toyota und BAR-Honda gehen derart an die Grenzen des Testlimits, dass die freiwillige Beschränkung zu einem schlechten Witz verkommt
(Motorsport-Total.com) - Als Ferrari vor einigen Monaten einen eigenen Vorschlag zur Limitierung der Testfahrten präsentierte, der eine Kilometer- anstatt einer Tagesbeschränkung vorsah, winkten die restlichen neun Teams ab - mit Recht, denn die damals angedachte Variante begünstigte Ferrari zu sehr. Allerdings nutzen Toyota und BAR-Honda das freiwillige Agreement der Anti-Ferrari-Fraktion nun so schamlos aus, dass man es getrost nur noch als schlechten Witz bezeichnen kann.

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BAR-Honda will jeden einzelnen Testtag so effizient wie möglich nutzen
Vor Saisonbeginn hatten sich bekanntlich alle Rennställe außer Ferrari darauf verständigt, zwischen erstem und letztem Grand Prix der Saison maximal 30 Tage zu testen. Im Rahmen dieser Vereinbarung hieß es auch, dass pro Tag höchstens zwei Autos auf nur einer Strecke parallel im Einsatz sein dürfen. Toyota und BAR-Honda widersetzten sich heute beim Testauftakt in Jerez aber diesem Punkt, indem vier (BAR-Honda) beziehungsweise drei (Toyota) Fahrzeuge in den jeweiligen Garagen standen.#w1#
So werden die Kosten nicht reduziert, sondern erhöht
Die beiden Teams hielten sich formell zwar an das Gentlemen's Agreement mit ihren sieben Partnern in der Anti-Ferrari-Fraktion, weil tatsächlich nie mehr als zwei Autos parallel unterwegs waren, doch der gigantische Aufwand, der von ihnen betrieben wird, um die zur Verfügung stehende Testzeit so effizient wie möglich nutzen zu können, steht keineswegs im Einklang mit dem ursprünglichen Geist des 30-Tage-Limits, welches ja die Kosten reduzieren und nicht erhöhen soll.
BAR-Honda agierte in Jerez mit Jenson Button in einem Chassis für Aerodynamiktests, während Anthony Davidson zwischen zwei Boliden hin- und herwechselte und zwei verschiedene Programme durchführte. Während er mit einem Auto auf der Strecke war, arbeitete eine Crew gleichzeitig daran, das zweite Auto für den nächsten Run vorzubereiten. Toyota operierte ähnlich. Der tatsächliche Aufwand - auch finanziell - ist damit wahrscheinlich höher als im vergangenen Jahr, als es noch keine freiwillige Testbeschränkung gab.
Vor einigen Wochen war BAR-Honda sogar schon so weit gegangen, an zwei verschiedenen Strecken mit zwei verschiedenen Crews auf Abruf bereitzustehen. Als in Silverstone morgens klar war, dass den ganzen Tag über Regen vorherrschen würde, testete kurzerhand eine separate Mannschaft in Monza. Für eine Crew wurden also umsonst Hotels gebucht und sonstiger Logistikaufwand betrieben. Das Argument der Kostensenkung verliert auf diese Weise erheblich an Glaubwürdigkeit.
Nicht alle verfahren so rigoros wie Toyota und BAR-Honda
Herauszustreichen ist allerdings, dass einige Teams - allen voran McLaren-Mercedes und das BMW WilliamsF1 Team - nach wie vor zum 30-Tage-Limit stehen und es auch so interpretieren, dass es tatsächlich Sinn macht. So hätten die "Silberpfeile" heute beispielsweise nach dem Motorschaden von Juan-Pablo Montoya ein drittes Reserveauto auf die Strecke schicken können, doch sie hatten keines dabei. Ähnliches gilt für das BMW WilliamsF1 Team, welches ebenfalls technische Probleme hatte.
Insofern ist es kaum verwunderlich, dass sich wegen des rigorosen - wenn auch rein formell nicht unerlaubten - Vorgehens von Toyota und BAR-Honda langsam Unmut breit macht. Warum die verbleibenden Tage nunmehr derart extrem ausgeschöpft werden, ist aber verständlich: Alle Spitzenteams haben nur noch zehn (Toyota), neun (Renault, BMW WilliamsF1 Team, BAR-Honda) oder acht (McLaren-Mercedes) Testtage für den Rest der Saison zur Verfügung...

