So bereitete sich Ferrari auf Shanghai vor

Ferraris Ingenieur für Fahrwerksdynamik, Marco Fainello, erklärt, wie sich sein Team auf Shanghai vorbereitet hat

(Motorsport-Total.com) - Beim Durchstöbern der Ferrari-Pressemappe zum Grand Prix von China fällt gleich auf den ersten Blick eines auf: Die Italiener rechnen mit einer Rundenzeit von etwa 1:33, während die Konkurrenz anhand ihrer Simulationen auf eine Marke um 1:40 gekommen ist. Sollten Schumacher und Barrichello auch auf der Strecke um sieben Sekunden schneller sein, würde uns wohl der langweiligste Grand Prix des Jahres blühen...

Titel-Bild zur News: Ferrari-Box

In der Ferrari-Box in Shanghai wird schon seit Tagen gearbeitet

In der Praxis freilich ist es nicht ungewöhnlich, dass die Berechnungen verschiedener Experten auch verschiedene Werte ergeben, schließlich wird man erst sehen, was am Ende tatsächlich herauskommt, wenn die Autos am Freitag erstmals auf die Strecke gehen. Fest steht aber, dass sich Ferrari intensivst auf die Grand-Prix-Premiere im Reich der Mitte vorbereitet hat, auch wenn es nicht an die große Glocke gehängt wird.#w1#

Vorbereitungen begannen mit einer einfachen Streckenskizze

Genau wie die Konkurrenz hat auch Ferrari mit dem Auswerten einer primitiven Skizze des 'Shanghai International Circuit' begonnen, wie Marco Fainello, Ingenieur für Fahrwerksdynamik, erklärt: "Anhand der Layout-Zeichnung haben wir die verschiedenen Optionen für die Ideallinie ausgearbeitet. Mit diesen Informationen haben wir dann unsere Simulationscomputer gefüttert, die alle Aspekte des Fahrzeugverhaltens einbeziehen - zum Beispiel Bremskraft, Beschleunigung, Bewegung der Radaufhängungen und so weiter."

Laut dem Italiener wurden dabei auch unterschiedliche Spritmengen berücksichtig, was am Ende des ersten Simulationsdurchgangs zu den Basis-Flügeleinstellungen führte. Anhand dieser Daten konnten dann alle weiteren Parameter für den F2004 errechnet werden - und sobald der Prozess beendet war, stand jenes Setup fest, mit dem die beiden Fahrer im ersten Freien Training auf die Strecke geschickt werden. Natürlich werden anschließend basierend auf den Aussagen der Fahrer weitere Adjustierungen fällig, die Grundrichtung sollte jedoch bereits stimmen.

Bei all diesen Simulationen hatte man natürlich stets auch ein Auge auf die Reifenseite: "Wir haben Methoden, die es uns erlauben, die Reifenwahl in Betracht zu ziehen", so Fainello. "Wir arbeiten mit Bridgestone zusammen, um für jedes Setup den besten Reifentyp herauszufinden. Dabei hängt alles von einer Kombination aus Erfahrung und Simulationswerten ab." Selbstverständlich orientiert man sich dabei auch an anderen Strecken - im Fall von Shanghai am ehesten an Sepang und Indianapolis.

Simulationen auf anderen Strecken dienen als Vergleich

"Das läuft so ab", fährt Fainello fort, "dass wir dieselben Simulationen auch für andere Strecken durchlaufen lassen, die ähnliche Eigenschaften aufweisen. Dabei ziehen wir die Anzahl der Kurven und ihre Geschwindigkeiten in Betracht, außerdem natürlich auch die Beschaffenheit des Asphalts." Wie die Bridgestone-Pneus dann tatsächlich funktionieren, kann nicht genau vorhergesagt werden, weshalb die Tendenz dazu geht, beim ersten Rennen auf einem neuen Kurs solche Reifen zu verwenden, die in einem breiten Fenster funktionieren, was die Bedingungen angeht.

Ferrari gilt als das Team mit den besten Prüfständen und Simulationsgeräten, außerdem sagt man dem F2004 nach, ein universell einsetzbares Fahrzeug zu sein - was im Klartext nichts anderes bedeutet, als dass Schumacher und Barrichello am Freitag zwar sehr wohl ihre eigenen Erfahrungen sammeln müssen, diese aber wohl näher an den im Vorhinein errechneten Werten dran sind als jene der Konkurrenzteams.