• 23.07.2010 13:37

Smudo-Interview: Daumen drücken für die Deutschen

Hobby-Racer Smudo von den Fantastischen Vier spricht über seine eigene Rennkarriere und verrät, wem er in der Formel 1 die Daumen drückt

(Motorsport-Total.com/SID) - Die erste Seite zieren Widmungen von Michael Schumacher und Sebastian Vettel, von außen ist der Leitfaden für perfektes Rennfahren des Amerikaners Carroll Smith schon ein bisschen ramponiert, aber dennoch hat Smudo sein Heiligtum fast immer dabei. Erst recht, wenn der Sänger der Fantastischen Vier und Hobby-Rennfahrer in Sachen Motorsport unterwegs ist.

Titel-Bild zur News: Smudo

Smudo sieht gewisse Parallelen zwischen der Musik und dem Motorsport

"Für Smudo, viel Glück. Drive fast, don't crash", ist von Rekordweltmeister Schumacher in dem roten Buch zu lesen. "Immer Vollgas, alles andere bringt's nicht", fügte später einmal Vettel hinzu. Und Smudo hält sich dran. Wann immer der Terminplan der Fanta 4 es zulässt, sitzt der 42-Jährige im Rennauto, wie zuletzt bei Vettels großer Fanparty in Heppenheim. Im Interview verrät er, wie er zum Rennfahren gekommen ist, was er von Schumachers Comeback hält und warum er sich Vettel als Weltmeister wünscht.#w1#

Frage: "Haben Rennfahrer und Musiker etwas gemeinsam?"
Smudo: "Das ist eine ganz populäre Frage, und die Antwort ist: Nein. Trotzdem habe ich eine Antwort. Denn ich würde sagen, Rhythmusgefühl ist etwas, das beide brauchen. Wo bremse ich, wo lenke ich ein, das immer wieder zu wiederholen, und auch gezielt zu wiederholen. Mal bewusst sagen zu können, jetzt bremse ich mal zwei Meter später, jetzt mal einen Meter früher. Diese Präzision muss man als Musiker auch haben, wenn man etwas aufnimmt."

Über Videospiele zum Motorsport

Frage: "Was bringt einen Musiker zum Rennfahren?"
Smudo: "Ich bin ja multi-interessiert und eigentlich ein großer Videospiel-Fan. Es klingt ein bisschen albern, aber ich bin über Videogames zum Motorsport gekommen. Wobei Videogames genau wie Telespiele ein degradierendes Wort ist, ich spreche von Rennsimulationen. Irgendwann gab es einmal eine Simulation der Formel 1 der 60er-Jahre: Grand Prix Legends. Man konnte gegen Chris Amon fahren oder im alten Lotus sitzen. Oder in Jack Brabhams Auto, das er selbst gebaut hat und mit dem er Weltmeister wurde."

"Das war so realistisch und unfassbar schwer zu fahren. Man ist ständig abgeflogen, und nur eine flüssige Runde hinzukriegen, ist schon ein erhebendes Gefühl gewesen. Dazu die Ästhetik der alten Alu-Zigarren, Bremsen mit diesen kleinen Reifen noch weit bevor man die Kurve sieht, auf abenteuerlichen Wald-und-Wiesen-Strecken wie Mosport oder Watkins Glen. Das war so faszinierend, dass ich mir ein Lenkrad gekauft habe, anfing mich einzufuchsen, Literatur studiert habe. Das hat mich zum Rennsport gebracht."

Frage: "Wie ging es dann weiter?"
Smudo: "Ich bin dann im Simulator besser geworden und bei Kart-Veranstaltungen plötzlich nicht mehr hinten, sondern vorne mitgefahren. Dann habe ich bei einem hochkarätig besetzten Kart-Turnier den großspurigen Haddaway, der richtig Motorsporterfahrung hatte, deklassiert. Vor vielen, vielen Zuschauern, da waren wir Promis nämlich die Pausenclowns zwischen den Formel-1-Stars. Weil das in Köln war, waren dort sehr viele Langstreckenpokalleute vom Nürburgring, und ich wurde angesprochen, ob ich nicht mal Lust hätte, ein richtiges Rennauto zu bewegen."


Fotos: Vettels "Homerun" in Heppenheim


Frage: "Und jetzt waren Sie sogar als Rennfahrer im Rahmenprogramm bei Sebastian Vettels 'Homerun' in Heppenheim..."
Smudo: "Ja, wir beide haben den gleichen Sponsor. Red-Bull-Lifestyle verbindet das dann: den Tausendsassa-Musiker mit dem sympathischen Heppenheimer. Das war eine lustige Veranstaltung und einigermaßen entspannt, denn da war Sebastian der Star. Ich konnte mich frei bewegen und ein bisschen mit meinem Auto spazieren fahren."

Frage: "Sebastian Vettel und Michael Schumacher sind beim Formel-1-Rennen in Hockenheim auch die großen Stars. Was bedeutet Hockenheim für Sie?"
Smudo: "Die haben aus Hockenheim ja eine Kartbahn gemacht, die langen Geraden weggeschnitten. Ich bin im Beetle-Cup noch auf dem großen Kurs gefahren, später dann auf dem kleinen. Das war schon kartbahnig. Aber immerhin ist die Sachskurve noch da, und das geschwungene Motodrom ist einmalig. Hockenheim ist für mich hessisch-schwäbische Teilheimat, für mich aus Stuttgart die nächste Rennstrecke, die man fahren kann. Ich kann diesmal aber leider nicht da sein, denn im Sommer ist für die Fantas Saison und wir spielen auf Festivals."

Vettel Favorit für Hockenheim

Frage: "Wer ist für Sie Favorit in Hockenheim?"
Smudo: "Der Kollege Vettel natürlich, sein Teampartner selbstverständlich auch. Es ist eh eine tolle Saison, weil man auch noch Leute wie Hamilton und Button dabei hat. Wenn du vorne mitfährst, bist du ständig im Sandwich von Weltmeistern. Vier Favoriten auf den Titel zur Hälfte der Saison, das wird auf jeden Fall toll. Da muss man noch nicht einmal Fan von irgendjemandem sein. Das ist atemberaubend."

Frage: "Einer ist wieder da: Michael Schumacher..."
Smudo: "'Schumiii!'"

Sebastian Vettel und Smudo

Smudo als Beifahrer von Sebastian Vettel beim "Homerun" in Heppenheim Zoom

Frage: "War es eine gute Entscheidung von ihm, in die Formel 1 zurückzukommen?"
Smudo: "Das muss er natürlich selbst wissen. Ich persönlich kann es gut nachvollziehen. Ich kann mir auch vorstellen, dass seine Frau gesagt hat: 'Setz dich lieber wieder ins Formel-1-Auto, das ist sicherer!' Meine Frau würde sowas sagen, wenn ich er wäre. Ich finde es gut, erstmal medial ganz toll. Ich habe mich drauf gefreut, weil ich wissen wollte, wie das wird: Er kommt wieder, zwei Zylinder weniger, wir haben Slicks, alles ist ganz anders. Und dann war er ja so ein Testmonster, das gibt es ja nicht mehr. Bislang ist das ungefähr so, wie ich dachte. Er hat ja auch ein unterlegenes Auto. Vorne mitfahren, das halte ich für unrealistisch."

Frage: "Wegen seines Alters oder wegen des Autos?"
Smudo: "Wegen beidem, aber eher wegen des Autos. Man sieht es an Nico Rosberg, sie sind immer recht nah beieinander. Ich weiß nicht, wie viel Freude es ihm macht. Aber ich stelle es mir schon toll vor, wieder zurück im Zirkus zu sein. Zu sagen, er fährt nicht aufs Podium, wäre Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Es ist die erste Saison, es muss sich erst alles wieder finden - vor allem unter den Umständen, unter denen im Moment gearbeitet wird. Ich hatte ihn mal in Maranello besucht, da sind die ja immer gefahren. Das war einfach der große Ferrari-Vorteil."

Frage: "Wer wird Weltmeister in diesem Jahr?"
Smudo: "Ich persönlich drücke Vettel die Daumen. Ich würde mich aber auch für Hamilton freuen, den ich für einen großartigen Sportler halte. Bei Red Bull wäre es auch für den australischen Kollegen bestimmt ganz geil. Aber dann schlägt doch mein Patriotismus durch. Ich hätte gerne, dass ein deutscher Fahrer vorne steht."