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  • 16.04.2016 10:45

  • von Dominik Sharaf

Slicks, Pfütze, Glaspalast: Der Wehrlein-Unfall erklärt

Manor-Pilot Pascal Wehrlein glaubt, bei seinem Qualifying-Abflug auch ohne DRS keine Chance gehabt zu haben - Die Entscheidung, den Slick einzusetzen, korrekt

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Neuling Pascal Wehrlein hat in der Qualifikation zum China-Grand-Prix am Samstag seinen ersten Unfall in der Königsklasse gebaut, wurde aber Opfer einer Verkettung unglücklicher Umstände. Der Manor-Pilot verlor auf seiner ersten schnellen Runde in Q1 auf der Start- und Zielgeraden die Kontrolle über sein Auto, als er eine Bodenwelle, hinter der sich Wasser gesammelt hatte, mit aktiviertem DRS überfuhr. "Es gab nicht viel, was ich hätte tun können", sagt Wehrlein.

Titel-Bild zur News: Pascal Wehrlein

Pascal Wehrlein war im Manor-Cockpit plötzlich nur noch Passagier Zoom

Der DTM-Champion hatte im Gegensatz zu anderen Piloten einen Poker gewagt: Wehrlein war auf einer weitgehend abgetrockneten Bahn nicht zunächst eine Checkrunde mit Indermediates gefahren, sondern hatte direkt auf Trockenreifen gesetzt: "Slicks auf nasser Stelle, dann kam die Bodenwelle. Ich hätte es fast abgefangen, aber so schnell, wie mich das Heck überholt hat, konnte ich gar nicht gucken", beschreibt er die Szene, in der sein Wagen trotz Leitplankenkontakt nur leicht beschädigt wurde.

Über die Streckenverhältnisse beklagen will er sich nicht: "Deswegen wird das Qualifying nicht abgebrochen und morgen neu gestartet. Ich wäre trauriger, wenn es in einer Kurve passiert und es mein Fehler gewesen wäre." Aber: Wehrlein wusste um die Tücke unter einer Überführung über der Rennstrecke. Von einer verglasten Brücke über dem Schanghai International Circuit, in der sich das Pressezentrum und Teile des VIP-Bereichs befinden, tropfte es herunter, was für einen kleinen Bach sorgte.

"Es wäre auch ohne DRS passiert. Da stand eine richtige Pfütze", sagt Wehrlein und verteidigt die Manor-Entscheidung, auf profilierte Reifen zu verzichten und sofort Druck zu machen: "Ich habe es auf keinen Fall unterschätzt. Wir haben uns die Strecke vorher angeschaut. Es sah überall trocken aus - außer an der Stelle mit der Bodenwelle."

Felipe Massa nimmt Wehrlein in Schutz und mokiert sich lieber über die Bodenwelle. "Wenn du drüberfährst und noch DRS aktivierst, hast du ein Problem", nimmt der Routinier den Rookie in Schutz. 'Sky'-Experte Marc Surer findet: "Kann passieren." Wehrlein nimmt den Vorfall mit einer Brise Humor: "Der Mercedes-Motor hat richtig Power", kommentiert er sein ausbrechendes Heck. Obwohl der Einschlag nicht hart war, sorgt er sich um eine alte Handgelenksverletzung und eine mögliche Rückkehr von Symptomen: "Bis jetzt merke ich noch nichts. Vielleicht kommt es später", sagt Wehrlein.


Fotos: Manor, Großer Preis von China


Das Rennen am Sonntag muss er von Startplatz 21 aus in Angriff nehmen, sofern die Rennleitung Mercedes-Pilot Lewis Hamilton hinter den Manor einsortiert. Eine Sondergenehmigung, die ohne eine gezeitete Runde in Q1 erforderlich ist, sollte Wehrlein problemlos erhalten, da er die 107-Prozent-Hürde im Freien Training locker meisterte. Für den 21-Jährigen kein Grund, Trübsal zu blasen. "Es hätte schlimmer ausgehen können. Ich freue mich auf das Rennen - ich kann viele Autos überholen. Ich bleibe einfach hinter ihm (Hamilton; Anm. d. Red.)."