Silberpfeile hoffen auf verrückten Saisonauftakt

Aus eigener Kraft sieht sich McLaren-Mercedes momentan nicht in der ersten Hälfte des Feldes, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...

(Motorsport-Total.com) - Es sind nicht die selbstbewussten Töne eines amtierenden Weltmeisterteams, wie man sie momentan aus Woking und Stuttgart zu hören bekommt: Vier Tage vor dem Trainingsbeginn in Melbourne rechnet McLaren-Mercedes nicht damit, beim Saisonauftakt ein ernsthaftes Wörtchen um den Sieg mitreden zu können. Der neue MP4-24 war bei den Testfahrten einfach zu langsam.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen, Circuit de Jerez

Im Moment fahren die Silberpfeile noch nicht auf dem Niveau der Topteams mit

"Ich sehe uns nicht in der ersten Hälfte des Feldes - und eine Hälfte sind zehn Autos", malt Norbert Haug schwarz. Dem Mercedes-Sportchef ist auch bewusst, dass eine etwaige Wende Zeit in Anspruch nehmen wird: "Da kann man keinen konkreten Plan machen. Es finden ein paar Rennen in schneller Folge statt. Am 15. Mai ist der Europaauftakt in Barcelona - bis dahin sind es sechseinhalb Wochen. In der Zeit finden schon die ersten vier Grands Prix statt."#w1#

Außenseiterchance in Melbourne?

Einen Funken Hoffnung schöpft der Deutsche aus der Tatsache, dass gerade im ersten Rennen in Melbourne in der Vergangenheit nicht immer das schnellste Auto gewonnen hat - oft sorgten Zuverlässigkeitsprobleme, Karambolagen und die im Vergleich zu Europa ungewohnt hohen Temperaturen für verrückte Rennverläufe. Auf die Frage von 'Motorsport-Total.com', ob es auch am Wochenende so kommen könnte, entgegnet Haug: "Das hoffen wir natürlich!"

¿pbvin|512|1358|mclaren|0pb¿"Wir sind zugegebenermaßen beim letzten Test in Jerez etwas besser unterwegs gewesen, aber wir haben nie die großen Prognosen gemacht", erklärt Haug ohne jede Euphorie in der Stimme. "Barcelona muss man erfahrungsgemäß schon als Vergleichsmaßstab heranziehen - und da sah es eben so aus, wie es ausgesehen hat. Wir werden durch irgendwelche Prognosen nicht besser, sondern wir wollen das bestmögliche Resultat erzielen."

Man werde "im ersten Drittel der Saison sicher nicht bestens gerüstet sein", gesteht Haug und fügt an: "Mit bestens gerüstet meine ich das Niveau der letzten Jahre." Das Testverbot während der Saison sieht er jedoch nicht als Entwicklungsbremse: "Es trifft für alle zu, dass wir nicht testen können. Wir wissen, dass wir Abtrieb generieren müssen, und das kann man eigentlich mit den Werkzeugen und mit den Möglichkeiten, die wir haben, durchaus. Aber das passiert eben nicht über Nacht."

Und: "Es gibt verschiedene Interpretationen darüber, was ein Diffuser darf und was nicht. Wir wollen uns an der Diskussion gar nicht beteiligen. Klar ist aber: Wenn man eine Regelinterpretation anders vornimmt, dann kommen vielleicht andere Werte dabei heraus", spielt Haug auf die umstrittenen Diffusoren von Brawn, Toyota und Williams an, gegen die zumindest Red Bull am kommenden Wochenende einen offiziellen Protest einlegen wird.

Geringe Abstände zwischen den Teams

Der 56-Jährige, der heute nach Melbourne abreist, sieht nach den Testfahrten "vier bis fünf Teams" auf einem ähnlichen Topniveau, doch seine Silberpfeile zählt er nicht dazu. Dafür war der Rückstand vor allem beim vorletzten Test in Barcelona zu groß. Das ist besonders entmutigend, weil die Abstände zwischen den Teams in diesem Winter ansonsten viel geringer ausfielen als erwartet - trotz der umfassenden Regeländerungen.

"Melbourne ist nicht die typischste aller Rennstrecken." Norbert Haug

Haug stimmt nur teilweise zu: "Ich habe die Gleichförmigkeit bei längeren Runs so nicht festgestellt - da gab es ein paar Unterschiede. Melbourne ist nicht die typischste aller Rennstrecken. Abstände, wie sie in Melbourne auftreten, müssen nicht typisch für die Saison sein. Dass die Rundenzeiten bei den schnellsten Runden sehr dicht beisammen liegen, darf nicht verwundern. Bei den Longruns gibt es aber doch noch eine gewisse Spreizung."

Den Kopf hängen lassen will er jedenfalls nicht: "Wenn man schon lange genug dabei ist, hat man auch schon mal Rückschläge weggesteckt. Warten wir mal das erste Rennen ab, denn es hat schon die verrücktesten Ergebnisse gegeben. Wir wollen das bestmögliche Ergebnis. Lewis Hamilton hat bisher 35 Rennen bestritten - und in diesen 35 Rennen hat keiner mehr Punkte gemacht als er. Wir wissen also schon, wie es nach vorne geht."