• 14.04.2002 18:51

  • von Fabian Hust

Sieger-Pressekonferenz

Michael Schumacher, Rubens Barrichello und Ralf Schumacher auf der Pressekonferenz nach dem Rennen in Imola

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael du musst für dich selbst, das Team und deine Fans erleichtert sein, oder?
Michael Schumacher: "Ja, klar. Es gibt mit Sicherheit viele Gründe um stolz und glücklich zu sein. Wir haben hier im letzten Jahr eine Menge Hoffnungen nicht erfüllen können, sowohl Rubens als auch ich, und wir konnten nicht das erreichen, was wir erwartet hatten. In diesem Jahr konnten wir nun den Tifosi etwas zurückgeben. Es ist der erste Heim-Grand-Prix für uns in diesem Jahr. Es ist, wie du schon gesagt hast, ein besonderes Rennen für mich heute in der Geschichte von Ferrari, aus diesem Grund bin ich mehr als glücklich, es so beendet zu haben."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Wer will Rekordsieger Schumacher diese Saison noch aufhalten?

Viel Lob für Rory Byrne

Frage: "Kannst du ein paar Worte über Rory Byrne und sein tolles neues Auto sagen?"
Michael Schumacher: "Er ist ein einzigartiger Mensch, daran gibt es gar keinen Zweifel. Ich habe selten einen Gentleman wie ihn gesehen, der in jeder Situation motiviert ist, der eine so großartige Person ist. Wir haben jetzt schon so lange zusammen gearbeitet, dass ich gar nicht weiß, wie viel Jahre, aber die meiste Zeit meiner Formel-1-Karriere haben wir zusammen gearbeitet und ich muss sagen, dass ich seine menschliche Seite und natürlich auch seine technische Seite sehr genossen habe. Was er Ferrari gegeben hat, ist meiner Meinung nach ein solch konstanter Job, dass wir mehr als stolz sein dürfen, einen Mann wie ihn im Team zu haben, auch wenn es natürlich eine Menge Leute gibt, die um ihn herum sind, die ihn unterstützen, denn es ist nicht alles seine Arbeit. Aber natürlich ist er die Hauptperson was das Design angeht. Es ist großartig, eine solche Person in unserem Team zu haben."

Frage: "Rubens, du musst erleichtert sein, endlich ein Rennen beendet zu haben?"
Rubens Barrichello: "Das stimmt. Nach drei Rennen ohne einen einzigen Punkt hatte ich das Ziel, das Rennen zu beenden und wie Michael gesagt hat, ist das hier ganz toll, als Erster und Zweiter vor den Tifosi ins Ziel zu kommen, das ist wirklich großartig. Ich bin stolz, dass ich ein Auto wie dieses haben kann. Was das Setup des Autos angeht, so war es eines meiner besten Rennwochenenden, da ich ein wirklich wunderbares Auto hatte."

Frage: "Es schien bei deinem zweiten Boxenstopp ein kleines Problem gegeben zu haben und du schienst am Ende etwas langsamer zu werden. Gab es da Probleme?"
Barrichello: "Ich weiß nicht, welches Problem es da gab. Ich denke, dass ich am linken Hinterrad ein kleines Problem hatte aber nach dem zweiten Stopp und fünf weiteren Runden sagten sie mir, dass ich mit dem Motor vorsichtig sein soll, weswegen ich ein wenig langsamer machte."

Dritter Platz für Ralf Schumacher das Maximum

Frage: "Ralf, war der dritte Platz das Maximum, was du heute aus dem Paket herausholen konntest?"
Ralf Schumacher: "Es war das Maximum, das wir erzielen konnten. Wir hatten eine ziemlich gute Strategie, sehr ähnlich jener von Ferrari. Ich konnte im ersten Rennabschnitt vor Rubens bleiben, aber er ging eine Runde später an die Box und aus diesem Grund konnte er mich schnappen. Ich denke, dass unser Auto heute gut war, das Team hat großartig gearbeitet und wir erzielten das beste Ergebnis für heute. Es sieht aber so aus, als wären wir nicht gut genug, wir müssen uns aus diesem Grund verbessern, wenn wir in den nächsten paar Wochen Rennen gewinnen möchten."

Frage: "Es sah so aus, als hättest du einen richtig guten Start, aber dann blockierten die Reifen, war das knapp?"
Ralf Schumacher: "Nein, nicht wirklich, aber das kommt immer vor, wenn die Bremsen nicht richtig warm sind, dann neigen die Vorderräder zum Blockieren. Es sieht schlimmer aus, als es ist."

Ferrari wird am Dienstag schon wieder testen

Frage: "Michael gibt es heute Abend eine große Party?"
Michael Schumacher: "Wir werden mit Sicherheit feiern, aber natürlich ist es noch so früh in der Saison, dass wir uns schon auf den nächsten Grand Prix konzentrieren. Wir werden ab Dienstag testen, die Vorbereitungen gehen also weiter. Es ist ein wenig schade, dass wir nicht ein wenig mehr Zeit haben, um die Erfolge zu feiern, aber mit Sicherheit werden wir eine Flasche Champagner öffnen und ein Gläschen zusammen trinken."

Frage: "Hattest du erwartet, dass ihr hier so dominieren würdet?"
Michael Schumacher: "Nein, das konnten wir überhaupt nicht erwarten. Wir waren im Qualifying ziemlich dicht beieinander. Wir gingen davon aus, dass das Rennen noch schwieriger werden würde, einfach auf Grund der vergangenen Erfahrungen. Bridgestone hat hier einen neuen Reifen mitgebracht, der uns mehr Konstanz erlaubt und wir sind damit sehr zufrieden. Das hat uns mit Sicherheit zusammen mit dem neuen Auto und der perfekten Arbeit des Teams geholfen. Hauptsächlich lag es an dem Reifen."

Frage: "Ross hat gesagt, dass das Auto die Reifen konstanter abnutzt?"
Michael Schumacher: "Ja, es ist eine Kombination dieser Dinge und mit Sicherheit hat das Auto auf die Reifen einen großen Einfluss, wenn man betrachtet, welche Probleme wir das letzte Jahr hier hatten."

Zwei-Stopp-Strategie war die schnellste Strategie

Frage: "Du bist die Hälfte der Distanz gefahren, bevor du zum ersten Mal an die Box gekommen bist. Hättest du nicht dort für den Rest des Rennens auftanken können?"
Michael Schumacher: "Klar, aber warum sollten wir? Für uns war die schnellste Strategie jene mit zwei Stopps. Wir mussten bedenken, dass die Wetterbedingungen sich vielleicht ändern könnten und wir dort etwas flexibel sein müssen. Aus diesem Grund hatten wir so entschieden."

Frage: "Hast du Regen erwartet?"
Michael Schumacher: "Nein, nicht zwangsläufig aber es war unsere Entscheidung und wir hatten das Gefühl, dass es die richtige war."

Barrichello: "Ein brillantes Auto"

Frage: "Rubens, du warst ganz offensichtlich schnell, aber am Start lief es nicht so gut. Hätte das Rennen anders verlaufen können?"
Rubens Barrichello: "Um ehrlich zu sein gehen wir mit Knöpfen, Wippen um und der Start war vielleicht der gleiche wie bei Michael, aber ich war auf der schmutzigen Seite und Ralf konnte mich packen. Ich hatte keine Wahl, als die Tür nicht mehr weiter zuzumachen, da er schon neben mir war. Ich habe den Preis dafür bezahlt, dass ich gestern nicht schnell genug war. Wenn ich gestern die Pole behalten hätte, so wäre es vielleicht anders ausgegangen, aber ich darf mich jetzt nicht beklagen. Ich bin sehr glücklich, wie es gelaufen ist. Ich hatte ein brillantes Auto, ein Auto, mit dem ich so gut wie möglich fuhr, wenn ich freie Bahn hatte, aber leider verliert man Abtrieb, wenn man in Imola hinter einem herfährt. Ich denke, dass ich da einen guten Eindruck vermittelt habe, als ich von einem Jaguar aufgehalten wurde und ich sehr schnell auf Ralf aufholen konnte, ihn aber nicht überholen konnte. Ich war glücklich, dass er eine Runde früher an die Box kam als ich und ich dann zu dieser Zeit eine fantastische Runde fahren konnte und dann mein eigenes Rennen fahren konnte."

Frage: "Nach dem zweiten Boxenstopp hast du auf Michael aufgeholt. Was hattest du da für ein Gefühl, bevor dir gesagt wurde, dass du langsamer machen sollst?"
Rubens Barrichello: "Ich fuhr sehr gut. Ich ging mit dem Auto sehr gut um. Wie ich schon gesagt habe war das Auto fantastisch, ich fuhr also nur herum und genoss es. Das Auto wurde schneller und schneller. Ich hatte keine Ahnung, wie meine Rundenzeiten waren, da ich nach Runde sechs oder sieben meine ganze Telemetrie verlor, aber ich konnte die Abstände auf meiner Tafel sehen. Ich habe es wirklich genossen. Erst nach dem zweiten Stopp sagten sie mir, dass ich nach dem Motor schauen soll und ich steckte wirklich zurück."

Barrichello: "Eddie wird sowieso alt!"

Frage: "Was für ein Zeichen hast du gegeben, als du am Jaguar vorbei kamst?"
Rubens Barrichello: "Ich habe ihm nur gesagt, dass er sich sonst wo hin verziehen soll. Es ist so dumm. Er redet in den Briefings so viel dummes Zeugs und dann hält er mich eine drei Viertel Runde auf. Er hat Ralf sehr nett vorbei gelassen, er hätte mich an der gleichen Stelle passieren lassen können, aber dann zog er nach innen und blieb dort für weitere fünf oder sechs Kurven und ich fand das einfach dumm, das war alles. Er wird sowieso alt!"

Frage: "Ralf, der Kampf mit Rubens zu Beginn, wie sehr hat er Druck gemacht?"
Ralf Schumacher: "Ich habe versucht, von ihm weg zu kommen aber ich habe gemerkt, dass er die Lücke sofort wieder schließen konnte und aus diesem Grund habe ich mir vorgenommen, einfach abzuwarten. Sie waren heute klar stärker, wir hatten also keine Chance, als das Maximum aus dem Paket herauszuholen. Das Auto war sehr gut, wir hatten eine gute Strategie, das Team hat bei den Stopps perfekt gearbeitet. Wir waren einfach an diesem Wochenende nicht stark genug."

Frage: "Du hast zum Schluss doch noch einmal auf ihn aufgeholt. Hast du weiterhin Druck gemacht?"
Ralf Schumacher: "Ja, wir merkten, dass er langsamer machte und dachten, dass er ein Problem hat, was er aber nicht hatte. Er machte einfach langsamer, um nach seinem Auto zu schauen."

Ralf Schumacher enttäuscht und deprimiert

Frage: "Bist du also heute ein wenig enttäuscht und deprimiert?"
Ralf Schumacher: "Das sind wir mit Sicherheit. Wir sind in die letzten beiden Rennen mit der Vorstellung gegangen, dass wir sie gewinnen können, aber wir versagten zwei Mal. Sollten wir also darüber glücklich sein? Wir wollen natürlich Rennen gewinnen, das ist klar. Ich meine, wenn wir hier mit ein paar Punkten von einem Podiumsplatz wegkommen, so ist das nicht schlecht, aber es ist nicht unser Ziel."

Frage: "Kannst du deine Strategie erklären und warum sie der von Michael so ähnlich war?"
Ralf Schumacher: "Es war eine Zweistoppstrategie, wie du sehen konntest. Ich denke, dass wir sehr ähnliche Möglichkeiten hatten. Es gibt eine schnellere Strategie für dein Paket und vielleicht hatten sie die gleiche Option wie wir."

Frage: "Wäre also eine Einstoppstrategie nicht hilfreich gewesen?"
Ralf Schumacher: "Wenn es so gewesen wäre, dann hätten wir sie heute eingesetzt, aber es war nicht der Fall und wir haben uns ganz einfach für die beste und schnellste entschieden und das waren für uns zwei Stopps."

Frage: "Wenn du heute den Sieg von Ferrari gesehen hast und die Tatsache, dass sie McLaren überrundet haben, machst du dir dann Sorgen um den Titel?"
Ralf Schumacher: "Es ist nicht wirklich schön, jemanden auf diese Art und Weise siegen zu sehen, denn wir haben bis zum nächsten Rennen nur zwei Wochen und es sieht so aus, als hätten wir noch ein wenig Arbeit vor uns, die wir nicht bis zum nächsten Rennen erledigen können. Aber die Saison ist noch lange und es kann alles passieren."

Frage: "Das nächste Rennen ist in Barcelona und das ist sowieso eure Teststrecke?"
Ralf Schumacher: "Es ist unsere Teststrecke, aber Barcelona war in den letzten Jahren für uns schwierig gewesen. Wir müssen einfach abwarten."

BMW-Williams muss Gründe für die Langsamkeit finden

Frage: "Ralf, du hast gesagt, dass ihr an diesem Wochenende einfach nicht schnell genug ward. Was hat an diesem Wochenende nicht gestimmt?"
Ralf Schumacher: "Das ist an diesem Wochenende nicht leicht zu sagen. Wir müssen uns zusammensetzen und alle Daten anschauen und analysieren, was falsch gelaufen ist. Es muss etwas schief gelaufen sein, denn wir sind 20 Sekunden hinter Michael Dritter geworden, da ist etwas, das wir uns anschauen müssen. Wir haben nie verheimlicht, dass es uns in Sachen Aerodynamik etwas hapert. Ich bin mir sicher, dass der Motor sehr gut ist, das kann kein Grund dafür sein und auch die Reifen haben heute perfekt funktioniert. Wenn aber alles sich ein wenig verbessert, so ist es eine ganz neue Situation und es sieht am Ende des Tages schon ganz anders aus."

Schumacher: Fragezeichen hinter Österreich

Frage: "Michael, es kommen nun drei Rennen, wo die Reifen ein kritischer Faktor sind. Wie erwartest du, wird euer Auto dort sein?"
Michael Schumacher: "Das ist schwierig zu sagen. Wir waren in Brasilien und haben wenig für uns erwartet. Wir dachten, dass es ein Kampf werden würde und wir haben diese beiden Rennen gewonnen. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir in Barcelona vielleicht Probleme haben, wo wir annehmen, dass dies ein idealer Kurs für uns ist. Vielleicht ändern sich die Dinge, warum auch immer. Ich hoffe, dass dies nicht der Fall sein wird. Ich hoffe, dass wir auch in Barcelona gut dabei sein werden. Was die anderen beiden Rennen betrifft, Österreich und Monte Carlo, so weiß ich nicht. Es ist schwierig für mich, das vorherzusehen. In Monaco waren wir traditionell sehr stark und im letzten Jahr waren wir auch in Barcelona stark, ich denke also, dass dies auch in diesem Jahr der Fall sein wird. Österreich ist schwierig zu sagen, was dort passieren wird."