Sieben Jahre "wie im Flug" für Luca Badoer

Der Ferrari-Testfahrer erklärt, warum er keinen anderen Job möchte, und lässt die letzten Jahre noch einmal Revue passieren

(Motorsport-Total.com) - Längst sind Testfahrer in der Formel 1 nicht mehr nur "dritte Geigen" ? und Luca Badoer, früher mit der Scuderia Italia, Minardi und Forti in der Königsklasse ? ist das beste Beispiel dafür. Der Italiener, seit 1998 auf der Ferrari-"Reservebank", ist inzwischen ein integraler Bestandteil des derzeit erfolgreichsten Rennstalls und fühlt sich in seiner Rolle auch merklich wohl.

Titel-Bild zur News: Colajanni und Badoer

Luca Badoer (rechts) mit Ferrari-Pressesprecher Colajanni in Madonna

Im Rahmen der Pressetage in Madonna di Campiglio sprach Badoer ausführlich über seine Arbeit für das Traditionsteam aus Maranello und machte dabei einen überaus glücklichen Eindruck: "Diese sieben Jahre", erklärte er, "sind wie im Flug vergangen, was nur bedeuten kann, dass ich mich bei Ferrari sehr wohl fühle. Wir haben großartige Resultate erreicht und ich bin sehr stolz darauf, ein Teil davon zu sein. Der beste Moment davon war ohne Zweifel der erste WM-Titel."#w1#

"Bei Ferrari arbeiten wir immer als Team ? ohne Ausnahme"

Das fast 33-jährige Leichtgewicht (58 Kilogramm) aus Montebelluna bleibt aber stets bescheiden auf dem Boden ? so auch im Gespräch mit den Journalisten: "Ich bin nicht so vermessen, mir selbst irgendeinen speziellen Verdienst an all diesen Erfolgen an die Brust zu heften, denn bei Ferrari arbeiten wir als Team und alle ? ohne Ausnahme ? leisten ihren Beitrag." Es habe aber auch schlimme Zeiten gegeben: "In Barcelona brach ich mir einmal drei Wirbel, aber ich fand es erst 15 Tage später heraus. Es hat Monate gedauert, bis ich wieder fit war."

Die Skitage in Madonna stellen für Badoer eine willkommene Abwechslung dar, denn im Gegensatz zu den Stammpiloten steht er nicht ständig im Rampenlicht und außerdem kann er sich dabei gut von den Strapazen der letzten Tests erholen. Gerade in dieser Phase des Jahres sind die dritten Fahrer eines jeden Teams ja besonders gefragt, weil es gilt, die Autos auf den Saisonauftakt vorzubereiten. Im Fall von Ferrari ging es dabei bisher vordergründig um Reifentests.

Fokus wegen des neuen Reglements auf dem Motor

"Im Winter probieren wir immer neue Sachen aus, bei der Aerodynamik angefangen über den Motor bis hin zu ganz anderen Dingen", hielt er fest. "Die Teile sind alle vom letztjährigen Auto abgeleitet, aber sie sind deshalb natürlich nicht identisch. In diesem Jahr gilt unser Hauptaugenmerk klarerweise dem Motor, weil das neue Reglement besagt, dass nur noch einer pro Wochenende und Auto eingesetzt werden darf. Auch den Reifen gilt aber unsere Aufmerksamkeit, denn da wird der Wettbewerb immer umkämpfter."

Alexander Wurz, quasi Badoers Gegenpart beim McLaren-Mercedes-Team, hat einmal behauptet, dass er mit seinen jährlichen Testkilometern locker die Erde umrunden könnte. Daraus leitet sich die Frage ab, ob es nicht auf Dauer ermüdend wird, ohne Konkurrenz immer wieder im Kreis zu fahren. Ganz abstreiten wollte Badoer dies nicht: "Es ist schon anstrengend, denn manchmal arbeiten wir von 09:00 Uhr am Morgen bis 18:00 Uhr am Abend ohne Pause."

"Auf unseren Heimstrecken", fuhr er fort, "ist es sogar noch schlimmer, denn da halten wir zwischendurch immer wieder Meetings und technische Briefings ab. Du musst immer konzentriert sein, aber manchmal fällt es einem ganz schön schwer, Augen und Ohren für alles zu haben. Ich finde, manchmal ist unser Job anstrengender als der eines Rennfahrers an einem Rennwochenende, dafür müssen wir uns aber nicht mit dem Stress des Wettbewerbs auseinandersetzen."

Verbesserungen in den Daten als größte Befriedigung

Die größte Befriedigung sei, "wenn du in den Daten Verbesserungen auf eine Runde oder einzelne Sektoren siehst, nachdem du eine Woche lang hart getestet hast." Dies kommt offenbar oft genug vor, dass Abwanderungsgedanken nicht in seinem Kopf herumspuken: "Die Gerüchte bezüglich der Trofeo Maserati sind im Moment nur Hörensagen und ich konzentriere mich auf die Formel 1, denn das ist mein Job. Über etwas anderes zerbreche ich mir nicht den Kopf."

"Ich habe eine intakte Beziehung zu Ferrari ? sowohl vom technischen, als auch vom menschlichen Standpunkt her", so Badoer weiter. "Es ist das Ultimative für mich, für Ferrari zu arbeiten. Ich mag es, Formel-1-Autos zu fahren, und hier habe ich die Gelegenheit, im besten der Welt zu sitzen. Testfahrer für Ferrari zu sein ist mir lieber als Rennfahrer für irgendein anderes Team. Ich habe vor, diesen Job noch so lange wie möglich zu machen."

Und was erwartest du von der Saison 2004, Luca? "Das neue Jahr wird genauso anstrengend wie 2003", entgegnete er. "Die Ära der totalen Dominanz ist längst vorbei, mit den neuen Regeln hat sich das alles verändert." Dagegen hat Badoer aber nicht unbedingt etwas einzuwenden: "Mir persönlich ist es vielleicht sogar lieber so, auf jeden Fall ist der Sport so aber interessanter für die vielen Zuschauer."