• 23.06.2006 21:46

  • von Adrian Meier

Shorrock: "Blicken zuversichtlich auf Indianapolis"

2005 sorgten Probleme von Michelin beim US-Grand Prix für ein Skandalrennen - laut Formel-1-Direktor Nick Shorrock wird sich das Szenario nicht wiederholen

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn zunächst an diesem Wochenende der Grand Prix von Kanada ansteht, blickt die Formel-1-Welt bereits gespannt auf den bereits in einer Woche stattfindenden Grand Prix der USA in Indianapolis. Das Skandalrennen der vergangenen Saison, als alle sieben Michelin-Teams aufgrund von Reifenproblemen direkt nach der Einführungsrunde in die Boxengasse abbogen und somit lediglich sechs Autos ins Rennen starteten, ist noch allzu gut im Gedächtnis.

Titel-Bild zur News: Nick Shorrock

Nick Shorrock glaubt nicht, dass sich die Ereignisse von 2005 wiederholen werden

Nick Shorrock, Formel-1-Direkor bei Michelin, ist jedoch zuversichtlich, dass sich ein Szenario wie 2005 in diesem Jahr nicht wiederholen wird: "Es ist wichtig, dass wir die Vorkommnisse in 2005 analysieren, verstehen und die richtigen Lösungen des Problems finden konnten", erläuterte der Brite in einem Interview mit 'autosport.com', dass der französische Reifenhersteller aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.#w1#

Keine konservative Reifenwahl für Indianapolis

"Wir haben bei diesem Prozess natürlich bei vielen Gelegenheiten Daten mit unseren Partnern ausgetauscht. Diese Informationen und die Bedingungen im Jahr 2006 wurden genutzt, um unsere Produkte für 2006 zu entwickeln, daher blicken wir nun zuversichtlich auf das Rennen in Indianapolis in der kommenden Woche", gab Shorrock weiter an.

Jedoch sei die Reifenwahl für das diesjährige Rennen "ganz sicher nicht konservativer", um eine Wiederholung der Probleme auf jeden fall ausschließen zu können, wie der Michelin-Formel-1-Direktor klarstellte. Da man die Probleme der vergangenen Saison verstanden habe und die Erkenntnisse daraus in die in einer Woche verwendeten Reifen eingeflossen seien, bestehe dazu kein Grund.

"Wir blicken nun zuversichtlich auf das Rennen in Indianapolis in der kommenden Woche." Nick Shorrock

"Ein weiterer Punkt war außerdem, dass wir sicherstellen mussten, wettbewerbsfähige Reifen zu haben, denn unsere Partner stellen hohe Anforderungen, um konkurrenzfähige Reifen zur Verfügung zu haben", erklärte er weiter. Darüber hinaus habe man die Spezifikationen für Indianapolis in der vergangenen Woche in Monza und Le Castellet ausgiebig getestet, "hoffentlich haben wir also nächste Woche das passende Produkt".

Kombination mehrerer Faktoren verursachte die Probleme

Keinesfalls dürfe man sich jedoch im Vorfeld des Grand Prix der USA von den Ereignissen der Vergangenheit beeinflussen lassen, schließlich ist "das Geschehene einfach passiert", und man habe alle notwendigen Hebel in Bewegung gesetzt, um erneute Probleme zu vermeiden: "Wir haben versucht, mit der normalen Arbeit fortzufahren und sicherzustellen, dass wir ein konkurrenzfähiges Produkt haben, so wie wir das Ende 2005 demonstriert haben, als Michelin-Reifen die Weltmeisterschaften gewonnen haben", verwies er nicht ohne Stolz auf die für Michelin bis auf Indianapolis erfolgreiche vergangene Saison.

Problematisch erwies sich für den französischen Reifenhersteller in Indianapolis 2005 die überhöhte Kurve, die zurück auf die Start-Ziel-Gerade führt. Dort seien gleich mehrere Faktoren zusammengetroffen, die jedoch erst in Kombination die Probleme auslösten: "Es gab seitliche Kräfte, die Geschwindigkeiten, die wir in Kurve 13 beobachten konnten sowie die Zeit, die wir anschließend für diese vertikalen seitlichen Kräfte und die Geschwindigkeit hatten", erläuterte Shorrock.

"Indianapolis ist eine der härteren, wenn nicht die härteste Strecke im Formel-1-Kalender." Nick Shorrock

"Es war eine Kombination daraus, und wir konnten ganz klar demonstrieren, dass wenn man einen dieser drei Parameter reduziert und herausnimmt, das Problem nicht auftritt", verdeutlichte er. Dennoch stellte er fest, dass "Indianapolis eine der härteren, wenn nicht die härteste Strecke im Formel-1-Kalender" ist und einen speziellen Reifentyp vonnöten macht.

Neue Voraussetzungen in der laufenden Saison

"In Barcelona hat man beispielsweise hohe Wärmebelastungen, in Silverstone und Indianapolis dagegen hat man hohe mechanische Belastungen. Das Design des Reifens, das man mitbringt, ist für diese Strecken also anders", erläuterte Shorrock. Man habe sich in dieser Saison jedoch besser angepasst, um den Partnerteams wieder konkurrenzfähige Reifen zur Verfügung stellen zu können.

Dabei ist die Saison 2006 jedoch gerade auch auf dem Reifensektor in einem ganz anderen Licht zu sehen als das vergangene Jahr, die Wiedereinführung der Reifenwechsel im Rennen wirkte sich stark auf die verwendeten Pneus aus: "Die beiden Jahre kann man nicht vergleichen", meinte Shorrock. Doch dürfe man nicht davon ausgehen, dass Michelin in dieser Saison lediglich aufgrund dieser Tatsache keine Probleme mehr in Indianapolis haben wird.

Start in den USA 2005

2005 starteten lediglich sechs Autos in den Grand Prix der USA Zoom

Dennoch habe man die neue Situation natürlich zusammen mit den Partnern analysiert und in die Entwicklung der Reifen mit einfließen lassen. Michelin habe daher vor allem seit dem Skandalrennen in der vergangenen Saison hart gearbeitet: "Das Team bei Michelin hat eine beeindruckende Menge Arbeit verrichtet, als Unternehmen, aber auch zusammen mit unseren Partnern. Das gilt nicht nur für Indianapolis, sondern auch für die ganze Zeit seitdem", klopfte Shorrock seinen Mitarbeitern verbal auf die Schulter.

Michelin will sich mit Stil aus der Formel 1 verabschieden

"Um die Meisterschaft gewinnen zu können, und angesichts der Tatsache, dass wir uns in unserem letzten Jahr befinden, müssen wir absolut alles Notwendige tun, um sicherzustellen, dass unsere Partner erfolgreich sind, denn wenn sie erfolgreich sind, dann haben auch wir Erfolg. Das ist der einzige Weg, wie wir aus der Formel 1 ausscheiden wollen", strich Shorrock die Bedeutung der restlichen Saison für Michelin heraus. Der französische Pneu-Hersteller wird der Königsklasse des Motorsports am Ende des Jahres den Rücken kehren und will sich nun mit Stil und Erfolg verabschieden.

"Das ist der einzige Weg, wie wir aus der Formel 1 ausscheiden wollen." Nick Shorrock

Daher wäre ein Sieg in einer Woche in Indianapolis auch "sehr befriedigend", dennoch wäre es lediglich ein weiterer Triumph, der sich "an die Reihe unserer Erfolge anschließen würde, die wir erreichen konnten". Ein Sieg in den USA wäre daher weniger aufgrund der Geschehnisse im vergangenen Jahr wichtig: "Sicherlich wäre es nett, in Indy zu gewinnen, denn wir haben das noch nie geschafft, seitdem wir 2001 in die Formel 1 zurückgekehrt sind", meinte Shorrock abschließend.