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  • 28.04.2018 21:37

  • von Maria Reyer, Edd Straw & Oleg Karpow

"Shit happens": Hydraulik-Defekt & lose Teile bremsen Haas

Romain Grosjean und Kevin Magnussen werden auch im Baku-Qualifying vom Pech verfolgt: Ein Hydraulik-Schaden bremst den Franzosen - Schon wieder lose Teile

(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal in dieser Saison schaffte es kein Haas-Pilot in den dritten Qualifying-Abschnitt. Romain Grosjean wurde auf dem Straßenkurs in Baku von einem Hydraulik-Problem bereits sehr früh in Q1 ausgebremst, Kevin Magnussen musste sich mit abfallenden Teilen plagen und schaffte die Q3-Hürde nicht. Am Ende stehen nur die Startplätze 15 und 20 für das US-Team zu Buche. Beide Piloten äußerten am Samstagabend ihre Frustration über das immer wiederkehrende Pech in diesem Jahr.

Titel-Bild zur News: Kevin Magnussen

Verkorkster Samstag für Haas in Baku: Nur P15 und P20 im Qualifying Zoom

Bereits vier Minuten nach dem offiziellen Start des erste Qualifying-Segments sorgte Grosjean für Gelbe Flaggen in Kurve 3. Zuerst sah es nur nach einem gewöhnlichen Verbremser des Franzosen aus, doch als er den Retourgang einlegte, kam er nicht mehr aus dem Notausgang. "Da ist etwas gebrochen, es funktioniert nichts mehr", funkte er verzweifelt. Er wurde dazu angehalten, den Motor abzustellen. Damit war die Zeitenjagd für ihn bereits vorzeitig zu Ende. Aber auch ohne gezeitete Runde wurde dem Franzosen von der FIA die Starterlaubnis für morgen erteilt.

"Ich bin geradeaus in die Auslaufzone gefahren, habe umgedreht und alles hat noch funktioniert. Dann plötzlich habe ich die Hydraulik verloren. Ich konnte nichts mehr machen, weder runter-, noch raufschalten. Wir haben hydraulischen Druck verloren", schildert Grosjean bitter enttäuscht und ergänzt, wie es überhaupt zu dem Ausflug kam: "Ich hatte etwas Rückenwind. Als ich auf die Bremse stieg, haben die Vorderreifen blockiert. Ich wollte kein Risiko eingehen, bin daher in den Notausgang und wollte dort umdrehen. Das hat dann aber nicht so funktioniert."

Getriebewechsel wohl nicht notwendig

Haas müsse sich nun mit den Ferrari-Ingenieuren zusammensetzen und das mögliche Getriebe-Problem analysieren. "Das lief nicht, wie erwartet." Einen Getriebetausch erwartet Grosjean nicht: "Ich weiß nicht, ob es das Getriebe ist. Ich weiß nicht genau, was das Problem ist. Ich hätte nicht geradeaus fahren sollen, aber das passiert. Jetzt hatten wir schon vier Rennen in Folge Pech", ist er enttäuscht. Er wird am Sonntag nur von der letzten Position aus ins Rennen gehen, ein Start aus der Boxengasse ist für ihn keine Option.

Aber auch Teamkollege Magnussen wurde vom Pech nicht verschont. Der Däne lag in Q1 noch auf einem guten neunten Rang, verlor aber in Q2 Teile seiner Karosserie. Nicht das erste Mal, dass dieses Problem bei Haas auftaucht. Umso ärgerlicher ist der Zeitverlust. Magnussen ritt in Q2 in Kurve 15 aus, im entscheidenden letzten Versuch war er außerdem in Kurve 3 neben der Strecke. Daher konnte er seine Q1-Zeit (1:46.674 Minuten) auch nicht unterbieten. Magnussen verlor über eine Sekunde im zweiten Qualifying-Abschnitt (1:44.759 Minuten).

"Ich hatte eine Beschädigung am Auto und machte danach einen Fehler", schildert der Haas-Pilot nach dem Zeittraining. Der Schaden sei nicht sehr groß gewesen, schließlich ist er damit weitergefahren. "Leider habe ich versucht, auf der letzten Geraden einen guten Windschatten zu erwischen, bin dabei aber zu nahe aufgefahren. Wir hatten wieder etwas Pech, daher nur Platz 15, aber es hätte schlechter ausfallen können."

Lose Teile ab China extra verstärkt

Magnussen schildert den Vorfall im Detail: "Das Teil fiel in der Mitte der Geraden runter. Es ist ein Teil, dass wir verstärkt haben und in China hatten wir damit auch keine Probleme. In Melbourne, Bahrain und schon in Barcelona hatten wir Probleme damit. Das haben wir dann behoben. Es kann daher kaum mit unserem früheren Problem zusammenhängen", ist er überzeugt. Natürlich seien lose Teile nicht optimal. Das sei eine Schwäche des Teams, die man kenne und hart daran arbeite. "Leider sieht es jetzt so aus, als hätten wir nichts geändert. Wir haben aber viele Teile verstärkt und in China war es okay."

Auch Haas-Teamchef Günther Steiner ärgert sich über den erneuten Vorfall. Anscheinend löste sich das linke Bargeboard vom VF-18. Haas hat dafür nach dem Qualifying noch keine Erklärung: "Wir wissen nicht genau, wodurch das ausgelöst wird. Ob es mit dem Design oder der Produktion zusammenhängt - das müssen wir herausfinden." Allerdings könne er nicht versprechen, ob das Problem bereits vor dem nächsten Rennen gelöst sein werde. "Erst beim nächsten Rennen werden wir sehen, ob uns das gelungen ist."

Den Zeitverlust beziffert Steiner allerdings mit wenigen Zehntelsekunden. "Man verliert etwas Abtrieb, aber das ist nicht sehr viel. Natürlich hilft jedes Teil, aber das sollte die Balance des Autos nicht belasten", erklärt der Südtiroler. "Es hilft aber nicht, schneller zu werden, wenn es fehlt", stellt er auch klar. "Das ist jedenfalls sehr ärgerlich. Wir müssen das klären. Da unterlaufen uns Fehler, weil es in das gesamte Qualifying Unruhe reinbringt. Anstatt sich auf die Verbesserung des Autos zu fokussieren, müssen wir Fehler beheben. Das ist eines dieser Dinge, die wir beim nächsten Rennen aus der Welt schaffen müssen."

"Hätten ins Q3 kommen können"

Grosjean, der im Bahrain-Rennen bereits mit losen Teilen zu kämpfen hatte, ist dennoch nicht besorgt. "Ich denke, wir haben da einen ganz guten Job gemacht. Wir haben alle Teile verstärkt, vielleicht war das bei dem Teil, das Kevin verloren hat, nicht der Fall. Das müssen wir uns ansehen, ich bin aber nicht besorgt, dass das weitere Probleme machen könnte."

Ohne das erneute Pech wäre die US-Mannschaft wohl weiter vorne gestanden, davon sind beide Piloten überzeugt. "Es sah so aus, als hätten wir in Q3 kommen können", glaubt Magnussen. Er glaubt, dass seine Position in Q1 bereits repräsentativ war, allerdings wäre er auch mit seiner Q1-Rundenzeit in Q2 nicht in die Top 10 gekommen. Für Sonntag hat er sich vorgenommen: "Es geht darum, den Kopf einzuschalten und clever zu sein. Wie wir im Vorjahr gesehen haben, kann hier sehr viel passieren. Wir haben ein ordentliches Auto. Ich würde es nicht ausschließen, dass wir morgen Punkte holen." Auch Grosjean zeigt sich zuversichtlich.

Steiner wirft ein: "Hier kann das Safety-Car schnell einmal rauskommen. Die Pace ist da. Natürlich sind wir nicht dort, wo wir sein wollen. Die Frage ist, wie wir dort wegkommen. Ich hoffe aber, dass es kein langweiliges Rennen wird. Was auch immer passiert. Wenn du so ein Auto wie unseres hast, hast du nichts zu verlieren, weil du nicht dort stehst, wo du stehen solltest."

"Herzzerreißend": Piloten können Pech nicht fassen

Magnussen stimmt seinem Teamchef zu, die Pace des VF-18 sei vorhanden. "Es ist kein Geheimnis, dass unser Auto sehr gut performt in diesem Jahr. Daher ist es herzzerreißend, dass wir das nicht rausholen konnten. Die Position in der Konstrukteurs-WM spiegelt nicht unser wahres Potenzial wider." Derzeit rangiert man nur auf Platz sieben mit elf Punkten.

Der Däne glaubt: "Es geht um das Gesamtpaket. Als Team muss man in allen Bereichen gut abliefern, um über eine gesamte Saison konkurrenzfähig zu sein. Wir sind immer noch ein kleines, neues Team und lernen aus unseren Erfahrungen. Die Dinge, die in diesem Jahr schiefgelaufen sind, das hat alles mit wenig Erfahrung zu tun. Ich sitze lieber in einem konkurrenzfähigen Auto und habe solche Probleme, als in einem schlechten Auto ohne diese Probleme", hält er fest.


Fotos: Grand Prix von Aserbaidschan, Samstag


Auch Grosjean spricht sich seinen Frust von der Seele. Nach dem Boxenstopp-Dilemma in Melbourne, den losen Teilen in Bahrain und einer schlechten Strategie in China steht er immer noch bei null Punkten. "Wenn man sich alles ansieht, ist es ziemlich unglaublich, wie viel Pech wir in diesem Jahr schon hatten. Das ist wirklich hart. Ich hätte dreimal locker in den Punkten sein sollen, aber shit happens." Zumindest fühlt er sich in seinem Haas nun bereits deutlich wohler: "Ich bin jetzt viel glücklicher mit dem Auto. Endlich habe ich Übersteuern, zwar zu viel, aber jetzt haben wir es hinbekommen. Mein Selbstvertrauen ist zurück." Das sollte Grosjean bei seiner sonntäglichen Baku-Aufholjagd behilflich sein.

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