• 26.04.2016 15:23

  • von Dominik Sharaf

Sennas Sargträger? Rubens Barrichello erinnert sich nicht

Die Folgen seines eigenen Crashs von Imola 1994 bescherten dem Brasilianer Gedächtnislücken, denen auch die Beisetzung seines Mentors zum Opfer fiel

(Motorsport-Total.com) - Rubens Barrichello erinnert sich nicht daran, den Sarg seines Landsmannes und Vorbildes Ayrton Senna getragen zu haben. Der Brasilianer, der im Jahre 1994 in Sao Paulo zu den Auserwählten für das letzte Geleit der Rennlegende gehörte, litt noch unter den Folgen seines schweren Unfalls im Freien Training zum "schwarzen Wochenende" von Imola kurz zuvor. "Gott war gnädig, dass ich eine Form von Amnesie hatte", sagt Barrichello im Gespräch mit dem TV-Sender 'Fox Sports'.

Titel-Bild zur News: Beerdigung Ayrton Sennas

Beerdigung Ayrton Sennas in Sao Paulo: Rubens Barrichello erinnert sich nicht Zoom

Die Gedächtnislücken begannen schon vor der Beisetzung, auch der Crash an sich fehlt komplett. "Ich kam nach Sao Paulo zurück und Ayrton Senna war gestorben", meint der Brasilianer über die Nachwehen, zu denen sonst nur ein Nasenbeinbruch zählte. "Ich erinnere mich nicht daran, seinen Sarg getragen zu haben, auch wenn ich Bilder sehe. Ich habe einige Monate viele Dinge vergessen." Dabei lief Barrichello direkt hinter den Formel-1-Größen Gerhard Berger und Emerson Fittipaldi.

Als Barrichello keine zwei Wochen nach dem Abflug und dem Einschlag in Imolas Variante Bassa in Monaco wieder in seinem Jordan-Cockpit saß, war ihm immer noch mulmig. "Ich habe mich selbst gefragt: 'Was passiert jetzt? Was ist, wenn ich wieder ins Auto klettere? Werde ich Angst haben?'", berichtet er von Momenten des Zweifels an sich selbst, die er mit einer unkonventionellen Herangehensweise überwand. Statt zu zögern, ging Barrichello einfach sofort volles Risiko.

Er blickt zurück: "Dann habe ich entschieden, in der ersten Runde wie ein Wahnsinniger zu fahren - entweder ein weiterer Riesencrash oder ein neuer persönlicher Streckenrekord." Statt der Leitplanke erwarteten den damals erst 21-jährigen Draufgänger gute Nachrichten auf dem Zeitenmonitor. "Ich danke Gott, dass es der Streckenrekord war", sagt Barrichello heute über seinen Drahtseilakt.


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