• 22.03.2003 17:19

  • von Fabian Hust

Selbst Montoya rätselt über Ralfs Darbietungen

Was ist nur mit Ralf Schumacher los? Selbst Teamkollege Montoya und Teamchef Frank Williams stellen sich diese Frage

(Motorsport-Total.com) - Mehr als 0,8 Sekunden fehlten Ralf Schumacher im Qualifying auf Teamkollege Juan-Pablo Montoya, Platz 17 ist für einen Top-Fahrer wie den Kerpener eindeutig zu schlecht. Nach außen zeigt sich der Deutsche meistens ziemlich gelassen, doch in letzter Zeit hat "Schumi II" zu viele Niederlagen einstecken müssen, als dass ihn innerlich seine Leistungen völlig unberührt lassen dürften. "Ich habe in zwei Kurven Fehler gemacht und dabei jeweils rund drei Zehntelsekunden verloren", gab der 27-Jährige zu.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf am Samstag: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte...

Zwar habe er mehr Benzin an Bord gehabt als sein kolumbianischer Teamkollege, "aber acht Zehntelsekunden dürfte ich trotzdem nicht zurückliegen", gesteht Ralf Schumacher ein und fügt kleinlaut an: "Es ist offensichtlich, dass ich mich an das neue Qualifikationssystem noch gewöhnen muss." Ein ungewöhnlich offenes Eingeständnis das verblüfft, denn eigentlich gehört Ralf Schumacher zu jenen Fahrern, die auf Anhieb schnell sind.

Im Winter hatte man bei Williams noch orakelt, dass der Deutsche gegenüber Montoya im Einzelzeitfahren einen Vorteil haben könnte, tatsächlich war Schumacher im letzten Jahr in der ersten Qualifying-Runde 15 Mal schneller als Montoya, doch irgendwie hat sich das Blatt schlagartig gewendet: "Das war die letzten vier Male jetzt schon so gewesen, ich kapiere das einfach nicht, aber um ehrlich zu sein juckt mich das nicht", so Montoya gegenüber 'Reuters'.

Gestern kopierte Ralf Schumacher das Setup von Montoya, weil er die Balance selbst nicht auf die Reihe bekam, doch im Qualifying stimmte ihn das Auto dann doch nicht zufrieden: "Ich denke, dass unsere Autos im Qualifying sich sehr ähnlich waren, in jeder Hinsicht. Der Unterschied war marginal", so Montoya. "Es ist wirklich seltsam. Er ist normalerweise in jeder Runde schnell. Nur nicht in der Runde, auf der es ankommt", rätselt Montoya. "Ich weiß wirklich nicht, was in seinem Kopf vorgeht."

Noch genießt Ralf Schumacher zumindest nach außen hin die volle Unterstützung des Teams. Teamchef Frank Williams zeigt sich noch gelassen über die Darbietungen seines Fahrers, der zuletzt in Melbourne zusätzlich vom Pech verfolgt worden war: "Vielleicht macht ihm der Druck das Leben schwer. Aber er war schon in sehr schwierigen Situationen und kann damit umgehen. Es läuft im Moment einfach nicht für ihn", so der Brite.

"Zwei Zehntel Rückstand wären auf Grund der Strategie normal gewesen", analysiert Ralf Schumacher auf seiner Internetseite. "Aber acht Zehntel!? Das ist definitiv zu viel, da muss ich mir an die eigene Nase fassen." Doch für den Rennsonntag hat der Deutsche die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben: "Zumindest glaube ich, dass wir mit unserer Strategie morgen einen großen Vorteil haben sollten, und so sollten morgen eklatante Verbesserungen möglich sein."

Vielleicht waren es auch die ganzen Gerüchte, die in letzter Zeit um Ralf Schumacher gestreut werden, sei es seine angebliche Homosexualität oder das angebliche Fremdgehen von Ehefrau Cora. Doch der BMW-Williams-Pilot wiegelt ab: "Ob in meinem Fall die vielen Negativ-Schlagzeilen der letzten Tage eine Rolle gespielt hätten, wollten Journalisten danach wissen. Dazu kann ich nur so viel sagen: Wenn mich jedes Gerücht über mich, das nicht gestimmt hat, langsamer gemacht hätte, dann wäre ich heute nicht mehr in der Formel 1!"