Scott Speed steht vor der Chance seines Lebens

Der Amerikaner Scott Speed steht vor seinem ersten Formel-1-Wochenende - Porträt des chronisch darmkranken 22-Jährigen

(Motorsport-Total.com) - Geschwindigkeit steckt in seinem Blut - oder besser: in seinem Namen. Die Rede ist von Scott Speed, also jenem Nachwuchspiloten, der als erster US-Amerikaner seit Michael Andretti 1993 den Sprung in die Formel 1 schaffen möchte. Schon am 22. April in Imola könnte er nach derzeitigem Stand der Dinge zu seinem ersten Einsatz an einem Grand-Prix-Wochenende kommen.

Titel-Bild zur News: Scott Speed

Ein Gesicht, das man sich merken muss: Scott Speed träumt von der Formel 1

Ob er tatsächlich im dritten Auto von Red Bull Racing Platz nehmen darf, hängt von der heutigen Entscheidung bezüglich des zweiten Piloten ab. Bekommt Christian Klien den Zuschlag für weitere Grand-Prix-Starts, würde Speed durch die Finger schauen, weil dann Vitantonio Liuzzi für den dritten RB1 gesetzt wäre. Fällt die Entscheidung aber pro Liuzzi aus, sitzt er in Imola im Cockpit, weil Klien aufgrund seiner Renneinsätze nicht berechtigt ist, als Freitagtester eingesetzt zu werden.#w1#

Erster Formel-1-Test von Speed sehr beeindruckend

Seine Duftmarke hat Speed spätestens mit seiner Testfahrt am 24. März in Barcelona hinterlassen, als er in 1:16.122 Tagesbestzeit fuhr und selbst Nick Heidfeld und Antonio Pizzonia (beide BMW WilliamsF1 Team) um eine halbe beziehungsweise eine Sekunde demontierte. Gleichzeitig nahm er Neel Jani, einem weiteren Red-Bull-Kaderfahrer, fast zwei Sekunden ab, womit er sich den Status des vierten Piloten beim österreichisch-britischen Formel-1-Rennstall erkämpfte.

Ausgelöst wurde sein rasanter Aufstieg durch die Nachwuchssichtung von Red Bull in Nordamerika, bei der sich der heute 22-Jährige 2003 problemlos durchsetzte. 2004 dominierte er in der Formel Renault nach Belieben, weshalb ihn Red-Bull-Nachwuchschef Helmut Marko 2005 in die neue GP2-Serie schickt, in der er sich mit großen Talenten wie Heikki Kovalainen, Nelson Angelo Piquet oder Nico Rosberg messen muss.

Horner schwärmt in den höchsten Tönen von Speed

Dass Speed das Zeug zum Champion hat, steht für Red-Bull-Teamchef Christian Horner außer Frage: "Scott ist ein Produkt des Red-Bull-Juniorteams und er hat beim Test in Barcelona einen richtig starken Eindruck hinterlassen", lobte der Brite. "Dafür, dass es sein erstes Mal in einem Formel-1-Auto war, war er wahnsinnig schnell unterwegs. Er war sehr beeindruckend."

Selbst wenn der 177 Zentimeter große und 69 Kilogramm schwere Kalifornier in Imola noch einmal Klien und Liuzzi den Vortritt lassen muss, ist sein erster Einsatz an einem Grand-Prix-Wochenende nur noch eine Frage der Zeit. Red Bull hat großes Interesse am nordamerikanischen Markt und wäre daher gut beraten, Speed zumindest bei den Rennen in Montreal am 12. und in Indianapolis am 19. Juni ins dritte Auto zu setzen.

Der Red-Bull-Junior steht also unmittelbar vor seinem Durchbruch, den noch vor einem Jahr kaum jemand für möglich gehalten hätte. Speed leidet nämlich an einer chronischen Darmerkrankung, die 2003 bei ihm diagnostiziert wurde. Konkret bilden sich in seinem Darmtrakt regelmäßig Geschwüre, die für Blutausfluss sorgen und das Ausscheidungs- und Blasenverhalten zum Teil unkontrollierbar machen. Zwischendurch wog er auf Grund dieser Krankheit nur noch 55 Kilogramm.

Eisentherapie rettete Speeds Rennfahrerkarriere

Vom Wiener Arzt Dr. Christoph Gasche wurde Speed 2004 nahe gelegt, die Rennfahrerkarriere an den Nagel zu hängen, um nicht so sehr unter Stress zu sehen. Alternativ dazu bot man ihm das Legen eines Katheters an. Der Youngster lehnte ab, entschied sich für eine medikamentöse Therapie in Form von Eisenzufuhr und konnte so seinen Hämoglobinspiegel normalisieren. Damit bekam er die Krankheit zumindest soweit in den Griff, dass er beim Fahren keine unüberwindbaren Schwierigkeiten mehr hat.

Abgesehen davon ist der 22-Jährige ein junger Mann wie jeder andere auch: Er liebt Erdnussbutter und Red Bull, hört gerne U2 und vertreibt sich seine Freizeit mit Rennspielen auf seiner Spielkonsole. Seine Lieblingsschauspieler sind Johnny Depp und Al Pacino und sein Lieblingsland ist Österreich - nicht weiter verwunderlich, lebt er doch als Red-Bull-Kaderfahrer in der Nähe der Firmenzentrale des Energydrink-Herstellers in Fuschl am See bei Salzburg...