• 28.06.2007 18:26

  • von Britta Weddige

Schumacher: "Von einem Ultimatum war nie die Rede"

Ralf Schumacher im Interview über das angebliche Toyota-Ultimatum, die Lage im Team, seinen 32. Geburtstag und den ersten Montoya-NASCAR-Sieg

(Motorsport-Total.com) - Für Ralf Schumacher ist der Donnerstag fast der anstrengendste des gesamten Rennwochenendes: Im Motorhome von Toyota muss er sich immer wieder den bohrenden Fragen der Journalisten stellen - und immer wieder die gleichen Antworten geben. So auch heute Nachmittag vor dem Grand Prix von Frankreich in Magny-Cours.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher bei seiner Ankunft im Fahrerlager in Magny-Cours

Frage: "Ralf, wie sehr wird es an diesem Wochenende aufwärts gehen?"
Ralf Schumacher: "Das kann ich jetzt nicht beantworten. Bei den Tests in Silverstone lief es ganz ordentlich und die Strecke liegt mir persönlich ganz gut. Von daher ist das Ziel ganz klar, im Qualifying - am besten mit beiden Autos - in die Top 10 reinzurutschen und dann im Rennen das Beste draus zu machen."#w1#

Platz sechs als Maximalziel

Frage: "Du hast am Samstag Geburtstag. Was wünscht du dir?"
Schumacher: "Ja gut, wir wollen im Qualifying in die Top 10 kommen. Wenn alles optimal läuft, ist dann ein sechster Platz im Rennen drin, wenn es normal läuft, dann sind wir irgendwo um Platz acht rum."

Frage: "Wirst du deinen Geburtstag auch ein bisschen feiern?"
Schumacher: "Nein."

"Von einer Wende könnte man erst sprechen, wenn wir um Siege fahren, aber das wird noch ein Weilchen dauern." Ralf Schumacher

Frage: "Habt ihr am Auto etwas umgestellt, was dir entgegenkommt?"
Schumacher: "Nichts Neues. Es läuft sicher nicht so gut, wie wir uns das erhofft haben, aber die Punkte, die wir hätten einfahren können, die haben wir eingefahren. Jarno (Trulli; Anm. d. Red.) ist in Indy Sechster geworden, auch wenn ein bisschen Glück dabei war. Also können wir in die Punkte reinfahren. Das ist unser Ziel. Von einer Wende könnte man erst sprechen, wenn wir um Siege fahren, aber das wird noch ein Weilchen dauern."

Frage: "Aber genau das habt ihr ja am Saisonbeginn angepeilt..."
Schumacher: "Den Sieg peilen wir jedes Jahr an, jedes Team tut das. Was soll ich dazu sagen? Soll ich sagen, dass es unser Ziel ist, Letzter zu werden? Das Ziel ist es, Rennen zu gewinnen. Eigentlich sollte ich Anfang der Saison keine Interviews mehr geben, noch nicht mal nach dem ersten Rennen. Das hat man ja bei Räikkönen gesehen: Der ist eingeschlafen in Melbourne - und ich garantiere euch, dass der jetzt nicht mehr einschläft. Der schläft höchstens schlecht!"

"Das ist alles so relativ, alle zwei Wochen ändert sich das. Man sollte das nicht interpretieren, sondern man sollte die Situation kommentieren, wie sie ist. Wir haben kein Auto, mit dem wir gewinnen können, wir haben aber ein Auto, mit dem wir in die Top 10 fahren können. Für Jarno hat das meistens geklappt, für mich auch zweimal - fast auch in Indianapolis. Dort war ich halt zu blöd in der ersten Kurve, basta."

Frage: "Wann kommt ein Update? Noch vor der Sommerpause?"
Schumacher: "Es sind immer kleinere Entwicklungen geplant, aber ich wüsste nichts Größeres, was erwähnenswert wäre."

Frage: "Du sitzt heute hier, obwohl in Nordamerika von einem Ultimatum die Rede war..."
Schumacher: "Bei uns war nie von einem Ultimatum die Rede. Das waren eure schreibenden Kollegen."

Es hat nie ein Ultimatum gegeben

Frage: "Das wurde also alles aufgebauscht?"
Schumacher: "Sieht so aus, sonst wäre ich ja nicht hier, oder? Erstens wäre das rein vertraglich gar nicht möglich und zweitens war es auch verbal nie ein Thema bei uns. Das war nur ein Thema einiger Journalisten."

"Wichtig ist, wo man ankommt." Ralf Schumacher

Frage: "Das Qualifyingduell mit Jarno Trulli steht 0:7 gegen dich. Was sagst du dazu?"
Schumacher: "Was soll ich dazu sagen? Im Endeffekt genau das, was ich in den Jahren zuvor gesagt habe: Wichtig ist, wo man ankommt. Bis zum letzten Rennen waren wir nur zwei Punkte auseinander, glaube ich, jetzt sind es halt fünf. Wir müssen uns allgemein noch steigern, da ist mir das Qualifying nicht so wichtig."

Frage: "Woran liegt es, dass Jarno Trulli im Qualifying besser ist als du?"
Schumacher: "Gut, in einigen Qualifikationen ging es einfach rein verkehrstechnisch nicht. In Indianapolis hat mir nur ein Zehntel gefehlt - wir sind also eng zusammen. Von daher kann ich damit leben."

Frage: "Dein Hauptproblem ist das Anbremsen der Kurven, dir fehlt es an Grip. Ist das soweit richtig?"
Schumacher: "Ja. Es ist sicherlich nicht so optimal, wie ich es gerne hätte. Ich habe ein bisschen was geändert vom Fahrstil her. Die letzten zwei Rennen waren ganz okay, aber jetzt muss man mal abwarten. Es ist sicherlich noch nicht da, wo ich hinmöchte."

Frage: "Durch die neuen Reifen musstet ihr den Fahrstil ein wenig umstellen. Hast du das vielleicht ein wenig unterschätzt?"
Schumacher: "Was heißt unterschätzt? Es ist einfach eine Kombination verschiedener Probleme. Das hat mit unterschätzen nichts zu tun. Fahrer, die ein bisschen aggressiver fahren, haben ein bisschen mehr Probleme. Das sieht man ja bei allen. So etwas stellt man nicht von heute auf morgen um, sondern man probiert es erstmal beim Auto - und irgendwann trifft man sich in der Mitte. In den letzten zwei Rennen gab es da kein Problem mehr. Es ist eine andere Art und Weise, schnell zu fahren, gerade auf eine Runde."

Frage: "Kannst du das genau erklären?"
Schumacher: "Nein."

Frage: "Kannst du nicht oder willst du nicht?"
Schumacher: "Ich will nicht."

Melbourne war Schumachers bestes Rennen

Frage: "Wo warst du mit deiner eigenen Leistung in diesem Jahr am meisten zufrieden?"
Schumacher: "Ich bin mit mir nie ganz zufrieden, aber Melbourne war ganz okay, die letzten beiden Rennen auch. Aber selbst da sind viele Dinge schief gegangen. Klar, wenn man in unserer Situation ist, geht man volles Risiko - da kann mal was passieren. Man hat gesehen, in Indy haben auf die Top 10 ein paar Hundertstel gefehlt."

Frage: "Du hast gesagt, dass du 2008 auch hundertprozentig Formel 1 fahren wirst..."
Schumacher: "Ja."

Frage: "Was macht dich da so sicher?"
Schumacher: "Weil ich es weiß. Ich habe diese Information gegeben, weil ich es weiß, und alles andere werde ich zum richtigen Zeitpunkt bekannt geben."

"Ich werde es dann bekannt geben, wenn es am besten ist." Ralf Schumacher

Frage: "Gibt es eine Deadline, bis wann du das bekannt geben willst?"
Schumacher: "Nein. Ich werde es dann bekannt geben, wenn es am besten ist, wenn es gerade reinpasst."

Frage: "Und wir reden da von Toyota?"
Schumacher: "Im Moment fahre ich bei Toyota. Alles andere interessiert mich derweil nicht."

Frage: "Es kann sein, dass wir in diesem Jahr zum letzten Mal in Magny-Cours sind. Was fällt dir dazu ein?"
Schumacher: "Ich glaube, das ist so - das kann nicht nur sein, das ist beschlossen. Es ist schon schade, weil es eine schöne Rennstrecke ist. Man kann sich darüber streiten, ob es drumherum langweilig ist oder nicht, aber die Rennstrecke ist gut, und darum geht es ja hier. Die Strecke an sich wird schwer zu ersetzen sein."

Frage: "Hat dir die Umgebung hier also weniger gefallen?"
Schumacher: "Ich habe damit weniger ein Problem, denn ich bin nicht der Typ, der abends weggeht, von daher war mir das eigentlich egal."

Schumacher würde überall Rennen fahren

Frage: "Würde dich ein Rennen in Paris reizen?"
Schumacher: "Mir ist das eigentlich egal. Überall dort, wo die Formel 1 hingehört und wo man uns haben möchte, da fahre ich. Das ist mir völlig wurscht."

"Ich glaube, mein Bruder genießt seine Freizeit." Ralf Schumacher

Frage: "Angeblich soll dein Bruder ein Comeback planen. Hältst du das für ausgeschlossen?"
Schumacher: "Nichts ist unmöglich im Leben, aber ich kann es mir nicht vorstellen. Ich glaube, mein Bruder genießt seine Freizeit."

Frage: "Es gab Gerüchte, dass er bereits getestet hat. Weißt du darüber etwas?"
Schumacher: "Nein, davon weiß ich nichts. Aber fragt ihn selber!"

Frage: "Ein anderes Gerücht besagt, dass es bei Ferrari einen Saboteur geben soll..."
Schumacher: "Ich habe das auch nur am Rande mitbekommen. Ich lese ja nicht so viel, im letzten Jahr schon gar nicht mehr. Ich habe gehört, dass Nigel (Stepney; Anm. d. Red.) da angeblich was gemacht hat, aber um ganz ehrlich zu sein: Das interessiert mich überhaupt nicht."

Frage: "Hältst du Sabotage in der Formel 1 generell für möglich?"
Schumacher: "Ich wüsste nicht unbedingt wie, aber ich kenne den Sachverhalt nicht, deshalb möchte ich mich dazu nicht äußern. Bei uns kann ich es mir nicht vorstellen."

Frage: "Kann man das Stallduell Hamilton/Alonso mit Schumacher/Montoya bei Williams vergleichen?"
Schumacher: "Nein. Da kommt jetzt mehr Druck von außen. Es geht um die WM, der Druck ist viel höher. Da kommt eins zum anderen. Aber die Saison ist noch viel zu jung, um da jetzt schon was zu sagen."

Frage: "Apropos Montoya: Hast du deinem Ex-Teamkollegen schon zu seinem ersten NASCAR-Sieg gratuliert?"
Schumacher: "Nein. Ich habe seine neue Telefonnummer nicht."