Vasselon: "Können nicht völlig zufrieden sein"
Der Chassischef von Toyota über das gut verlaufene Indianapolisrennen und die Anforderungen für das anstehende Wochenende in Magny-Cours
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Der sechste Platz von Jarno Trulli war das beste Ergebnis für euch in der Saison. Zufrieden damit?"
Pascal Vasselon: "Jarno hat uns ein exzellentes Ergebnis gegeben. Er war nach dem Unfall von Robert Kubica in Montréal bezüglich seiner Sorgen sehr ehrlich zu uns. Er war über das, wie es am Ende ablief, sehr erleichtert und kam mit einem freien Kopf nach Indianapolis. Er kam sogar mit einer Harley Davidson an die Strecke. Seine Leistung im Qualifying, die ihn auf Rang acht brachte, war gut, speziell angesichts der Benzinmenge. Und im Rennen gab er alles. Er widerstand den aggressiven Angriffen von Mark Webber und wurde Sechster. Da die beiden Spitzenteams die ersten vier Positionen in Beschlag nehmen, war das eine sehr starke Leistung von Jarno. Aber über einen sechsten Rang können wir insgesamt natürlich nicht völlig zufrieden sein."

© Toyota
Pascal Vasselon möchte in Magny-Cours wieder ein Punkteergebnis erleben
Frage: "Dafür hatte Ralf Schumacher in Indianapolis wieder ein Problem."
Vasselon: "Das ist ja kein Gesetz. Ralf hatte in Indy aber nicht sehr viel Glück. Vor der ersten Kurve gab es viel Positionsgerangel, Ralf blockierte die Räder und hatte Kontakt mit David Coulthard. Damit war sein Nachmittag vorbei, direkt in Kurve 1."#w1#
Frage: "Im ersten Qualifyingteil war Ralf sehr schnell, aber im zweiten blieb er stecken. Was ist passiert?"
Vasselon: "Ralf hat das gut gemacht. Seine Rundenzeit im 1. Qualifying war sehr stark, er war Siebtschnellster und fast so schnell wie Jarno im zweiten Durchgang. Im Infield hatte er einen sehr guten Sektor, aber wir haben auch bei anderen Fahrern gesehen, dass es schwierig war, eine gute komplette Runde hinzubekommen. Wenn Ralf im 2. Qualifying noch einmal einen solchen zweiten Sektor gefahren wäre, wäre er auch in den Top 10 gewesen."
Keine Überraschungen für Toyota in Indianapolis
Frage: "Wie war der Einsatz in Indianapolis insgesamt?"
Vasselon: "Es war sehr schwierig, aber aus Gründen, die für alle zutreffen. Man hat dort eine Kombination aus zwei Dingen: Zum einen benötigt man wenig Abtrieb wegen der langen Geraden, zum anderen hat der Asphalt im Mittelteil wenig Grip. Das macht es für die Fahrer schwer. Daher sehen wir auch immer Autos in Indy, die ein Gripproblem haben."
Frage: "In Indianapolis gab es Bridgestone-Reifen der Sparte weich und medium, in Monaco und Montréal waren es noch weich und superweich. Wie haben die Reifen funktioniert?"
Vasselon: "Die Reifen funktionierten gut, ohne extreme Situationen, die wir in Monaco und besonders in Montréal mit den superweichen Reifen gesehen haben. Beide Typen waren im Rennen einfach fahrbar, aber zwischen beiden Mischungen hat sich am Wochenende dennoch ein Unterschied herausgebildet. Der härtere Reifen hält für gewöhnlich länger. Am Freitag ist er konstanter, wenn aber die Strecke mehr Grip bietet, verliert er seinen Vorteil. Im Rennen war der weichere Reifen der schnellere."
Frage: "Viele Fahrer beschwerten sich, dass sich die Strecke nicht in ihrem Sinne entwickelt habe. Lag das am Asphalt?"
Vasselon: "Für uns hat sich die Strecke wie erwartet entwickelt. Die allmähliche Entwicklung eines Unterschieds zwischen beiden Reifen ist für gewöhnlich ein guter Indikator dafür. Die gesehene Entwicklung war eigentlich ziemlich typisch."
Zurück zum "Normalen"
Frage: "Werdet ihr für Magny-Cours einige Aerodynamikupdates haben?"
Vasselon: "Wir haben einige Updates, da es jetzt wieder zu einem Kurs mit einer 'normalen' Aerodynamik geht. Seit Monaco fuhren wir ja immer mit speziellen Aerodynamikpaketen. In Monaco natürlich mit viel Abtrieb, in Kanada und Indy dann mit wenig. In Magny-Cours werden wir wieder ein ähnliches Niveau wie in Barcelona oder sogar wie in Bahrain und Sepang haben. Wir haben natürlich weiterentwickelt und werden ein verbessertes Paket haben."
Frage: "Was denkst du über Magny-Cours?"
Vasselon: "Ich bin einfach gespannt, wie sehr unsere britischen Freunde das womöglich letzte Magny-Cours-Rennen feiern, denn wir wissen alle, dass sie diesen Ort so sehr lieben."
Frage: "Hat die Piste dort nicht eine einzigartige Oberfläche?"
Vasselon: "In Magny-Cours ist speziell, dass der Belag der dunkel ist. Sobald auch nur etwas Sonnenschein da ist, geht die Temperatur schnell nach oben. Selbst wenn die Lufttemperatur nur bei 25 bis 30°C liegt, kann sich die Strecke bis auf 50°C erwärmen."
Frage: "Welche Auswirkungen hat das?"
Vasselon: "Es wirkt sich auf das Verhalten der Reifen und die Balance aus."
Nur nicht rutschen
Frage: "Es wird vermutet, dass der gesunkene Grip der Reifen und die aerodynamischen Entwicklungen ein Überholen in diesem Jahr noch weiter erschwert haben. Was denkst du darüber?"
Vasselon: "Ich bin mir nicht sicher, ob die Aerodynamik als Haupterklärung herhalten kann. Der Reifenfaktor ist wohl dominierender, denn die Reifen erlauben nun weniger Rutschen. Es ist viel einfacher, Fehler zu machen. Die Reifen haben weniger Grip und es ist sehr einfach, sie außerhalb ihres Arbeitsfensters zu bringen. Für die Fahrer macht es das noch schwieriger, eine Kurve mit Vertrauen anzugreifen, ohne dass ein kleiner Rutscher sie in den Kies schickt. Man muss sehr sauber fahren. Das erklärt auch die Probleme, die einige Fahrer haben. Das betrifft vor allem diejenigen, die es gewohnt waren, die Hinterreifen rutschen zu lassen. In diesem Jahr funktioniert das nicht mehr so gut."
Frage: "Bist du zuversichtlich, dass Toyota in Magny-Cours wieder an die Spitze des Mittelfelds vorstoßen kann?"
Vasselon: "In Indianapolis waren wir mit der Konfiguration mit wenig Abtrieb nicht so stark wie in Barcelona, auch wenn Jarno ein gutes Rennen hatte. Wir freuen uns darauf, wieder mit unserem grundlegenden Paket anzutreten, denn darauf haben wir uns konzentriert. Wir sind hoffnungsvoll, wieder eine starke Leistung mit Punkten zu zeigen."

