• 20.05.2005 12:55

Schumacher: "Verrückte Herausforderung"

Protz, Party und PS - die Straßenschluchten in Monte Carlo bilden Jahr für Jahr einen wundervollen Rahmen für allerlei Kourioses

(Motorsport-Total.com/sid) - Fahrer mit Brillanthelm, Star-Wars-Krieger am Tankschlauch und 300 Stundenkilometer schnelle Boliden im Hafentunnel - beim Formel-1-Rennen von Monaco ist nichts unmöglich. Zum 63. Mal erlebt das Fürstentum ein Wochenende zwischen Lebenslust und Lebensgefahr. Die protzigen Partys abseits des Leitplankengewirrs in den Straßenschluchten an der Cote d'Azur sind mindestens genauso wichtig wie das wichtigste Rennen des Jahres.

Titel-Bild zur News: Abendstimmung in Monte Carlo

Wenn es Abend wird in Monte Carlo beginnen auch die Parties

"Das ist eine verrückte Herausforderung. Wir verrichten Millimeterarbeit bei diesem berühmten Leitplankengeschlängel", sagt Michael Schumacher vor der Show am Sonntag. Der siebenmalige Weltmeister liebt den Kurs, könnte mit seinem sechsten Sieg den legendären Rekord von Ayrton Senna einstellen, aber bezeichnet die Fahrer trotzdem als "schizophren". Nirgendwo sonst in der Welt müssen sich die Piloten auf einer nicht einmal fünf Meter breiten Straße durch hüfthohe Leitplanken schlängeln - zumindest nicht in Formel-1-Boliden. Das 3,34 Kilometer lange Kurvengeschlängel wird mit einem wahnsinnigen Schnitt von 150 Stundenkilometern durchrast.#w1#

Die Kanaldeckel, die die Fahrer schmerzhaft in die Sitzschalen drücken, die langsame 'Loews'-Haarnadelkurve direkt vor dem Foyer eines Nobelhotels, die spektakulären Bergab-Passagen oder der legendäre Hafentunnel machen den Reiz des einmaligen Kurses im Stadtteil Monte Carlo aus. Es ist der lebensgefährliche Ritt auf der Rasierklinge, der die Fans trotz Kartenpreisen bis zu 3000 Euro auf die Tribünen und Abermillionen an die Fernsehschirme lockt. "Es ist einfach zu gefährlich. Die anderen Piloten, die den Kurs immer loben, wollen doch nur cool sein", meint Ralf Schumacher.

Der dreimalige Weltmeister Nelson Piquet (Brasilien) hat die jaulende Fahrt der 900-PS-Autos auf dem Stadtkurs einmal mit "Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer" verglichen. Der folgenschwerste Unfall ereignete sich 1967, als der Ferrari-Fahrer Lorenzo Bandini in der Hafenschikane verunglückte und drei Tage später seinen Verbrennungen erlag. Unvergessen ist auch der Flug von Alberto Ascari ins Hafenbecken vor genau 50 Jahren. Wo der Italiener mit einem Nasenbeinbruch auftauchte, ankern jetzt wieder die Luxusjachten aus aller Welt.

"Von den Schiffen aus kannst du in ein paar Metern Entfernung die Strecke sehen. Es ist so laut, als würde ein Hubschrauber auf deinem Kopf landen", berichtet Boris Becker. Nirgendwo kommen auch Normalsterbliche so nah an ihre Idole heran wie in Monaco, auf dem weißen Zaun rund um das Fahrerlager am Hafen stehen erwachsene Menschen und betteln um ein Autogramm der Stars. Im Wasser, auf dem mit über 100 Metern Länge und einem Hubschrauberlandeplatz prunkvollsten Boot, gehen die Superpromis bei Russen-Milliardär Roman Abramowitsch ein und aus.

Die Liste der Stars führen diesmal Tom Cruise, David Bowie oder Hugh Grant an. Die Formel-1-Partys von Monaco sind legendär, im Mittelpunkt steht 2005 die Star-Wars-Party mit Erfinder George Lucas. Der Rennstall Red Bull mit David Coulthard fährt das Wochenende ganz im Sternenkriegerlook, will angeblich ein Laserschwert statt des üblichen Stoppschildes einsetzen und "Darth Vader" an den Tankschlauch stellen. Nichts ist hier unmöglich - deshalb fahren die Silberpfeil-Piloten Kimi Räikkönen und Juan-Pablo Montoya mit brillantenbesetzten Helmen. Wert pro Stück: Angeblich 500.000 Euro.