• 22.09.2005 23:11

Schumacher: "Prinzipiell hat sich nichts verändert"

Der Weltmeister spricht: Warum er für Brasilien skeptischer ist als für Japan, China und 2006 und wem er den WM-Titel mehr gönnt...

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, wie ist es, mal wieder zu einem Rennen zu kommen, wo du dir von vornherein nichts ausrechnest?"
Michael Schumacher: "So wie die Rennen zuvor auch. Wir sind ein bisschen daran gewöhnt. Für die letzten zwei Rennen erhoffen wir uns einen Fortschritt, aber das bleibt auch erst abzuwarten. Ich kann nicht sagen, was hier für uns drin ist. Wir werden wie immer unser Bestes geben. Hoffentlich läuft es mal für uns, aber das werden wir erst noch herausfinden. Prinzipiell hat sich nichts verändert."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Stellte sich auch heute wieder den Fragen der Journalisten: Michael Schumacher

Frage: "Bist du für Japan und China auch so pessimistisch?"
Schumacher: "Das ist eine andere Geschichte, denn für diese zwei Rennen bekommen wir noch mal ein paar neue Teile."#w1#

Zuversicht für kommende Saison wieder ansteigend

Frage: "Du hast kürzlich auch gesagt, dass du dir wegen 2006 Sorgen machst. Sind diese Sorgen nun noch größer geworden?"
Schumacher: "Nein, sondern etwas kleiner nach den letzten Tests."

Frage: "Bridgestone hat zwei neue Teams hinzubekommen. Was denkst du darüber?"
Schumacher: "Das ist sicher eine gewisse Unterstützung, aber wenn wir ein spezifisches Problem haben, macht es eigentlich keinen Unterschied, ob wir eines, drei oder fünf Teams haben, die Bridgestone fahren."

Frage: "Was waren bisher die Höhe- und Tiefpunkte dieser Saison für dich?"
Schumacher: "Die Höhepunkte sind an Imola und Budapest ziemlich schnell festzumachen. Die Tiefpunkte kann man sicherlich mit der Türkei, Spa und Monza beziffern."

Frage: "Wie kommst du persönlich mit dieser Krise klar?"
Schumacher: "Ach, es gibt Momente, da komme ich recht gut damit klar, und dann gibt es Rennen wie Spa, in denen es mir nicht so gut geht. In Spa wären Punkte sicher drin gewesen, vielleicht sogar ein Podium."

Schumacher trifft seine Entscheidungen im Alleingang

Frage: "Ende 2006 läuft nicht nur dein Vertrag aus, sondern auch von Jean Todt, Ross Brawn und so weiter. Inwieweit ist es eine gemeinsame Entscheidung, wie es danach weitergeht?"
Schumacher: "Das war es in der Vergangenheit nie wirklich, da wir die Entscheidung voneinander unabhängig getroffen haben. Es kommt immer darauf an, welche Konstellation sich ergibt."

Frage: "Würde es dich reizen, mit neuen Leuten eine neue Herausforderung anzunehmen?"
Schumacher: "Schauen wir mal!"

Frage: "Glaubst du, dass nach diesem Rennen dein Nachfolger als Weltmeister feststehen wird?"
Schumacher: "Ob es dieses, nächstes oder übernächstes Rennen passiert, ist ziemlich unwichtig. Jeder, der mit der Materie halbwegs vertraut ist, weiß, dass es sich für Räikkönen nicht mehr ändern lässt. Er muss sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben und Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) wird Weltmeister. Bei den wenigen Punkten, die Fernando in den letzten Rennen noch holen muss, ist da nicht mehr viel zu erwarten."

Frage: "Hast du Sympathien für den einen oder den anderen WM-Aspiranten?"
Schumacher: "Nein, das ist mir eigentlich egal."

Frage: "Hast du wegen seiner vielen Defekte kein Mitleid mit Kimi Räikkönen?"
Schumacher: "Nein. Das gehört dazu."

Kontakt zu Alonso und Räikkönen hält sich in Grenzen

Frage: "Redest du eigentlich manchmal mit den beiden - abgesehen mal von der Fahrerparade, wo ihr ja nebeneinander steht?"
Schumacher: "Wir fahren nicht zusammen in Urlaub. Fernando sehe ich zwischendurch mal beim Fußball, Kimi ab und zu bei einem Fest (lacht). Da redet man miteinander, klar. Das ist ganz relaxt."

Frage: "Fernando Alonso möchte unbedingt Weltmeister werden, solange du noch fährst. Ehrt dich das?"
Schumacher: "Ja, das ist natürlich schön, aber auf der anderen Seite weiß ich nicht, wie viel das wirklich wert ist, weil ich dieses Jahr ja nicht wirklich eine Konkurrenz für ihn war."

Frage: "Fernando Alonso hatte ja im Titelkampf das schlechtere Auto. Kann man sagen, dass sein Titel deshalb besonders viel wert wäre?"
Schumacher: "Ja, das ist richtig, aber auf der anderen Seite hat Räikkönen auch sehr große Stärken gezeigt. Er konnte die zwar nicht immer in Punkte umsetzen, aber das hatte ja andere Gründe."

Frage: "Kannst du dich noch an deine erste Weltmeisterschaft erinnern und was du danach gemacht hast?"
Schumacher: "Das ist schon ganz schön lange her! Wir haben gefeiert - sehr ausgiebig! Von den damaligen Jungs sind ja noch einige bei Renault, von daher kann ich mir gut vorstellen, was da abgehen wird..."

Trotz Mercedes-Vergangenheit: "Schumi" drückt Renault die Daumen

Frage: "Kann man sagen, dass du für dein Ex-Team noch eine gewisse Präferenz hast? Schließlich bist du früher unter Flavio Briatore für Benetton gefahren..."
Schumacher: "Das ist richtig, ja, wenn man es auf das Team bezieht. Auf der anderen Seite bin ich auch mal für Mercedes gefahren, aber nichtsdestotrotz ist das Verhältnis zum ehemaligen Team dann doch stärker."

Frage: "Du hast ja nicht gerade eine große Freundschaft zu Ron Dennis..."
Schumacher: "Nein, aber die habe ich auch nicht zu Flavio. Wir haben sicherlich enger zusammengearbeitet, und man kann schon sagen, dass ich es den Jungs gönne, denn es sind noch einige da, die ich aus meiner Zeit kenne. Mit denen verstehe ich mich nach wie vor gut. Die sind gut drauf und haben auch einen Superjob gemacht, das muss man auch mal ganz klar sagen. Sie sind nicht wegen des stärksten Autos Weltmeister geworden, sondern weil sie als Team das Beste aus der Gesamtheit herausgeholt haben."

Frage: "Flavio Briatore sagt, dass er so abergläubisch ist, dass er keine Vorbereitungen für eine Party sehen will und noch keinen Champagner eingekühlt hat. War er zu deiner Zeit auch schon so?"
Schumacher: "Guckt doch mal bei ihm in den Kühlschrank!"

Der eine Brasilianer geht, der nächste Brasilianer kommt...

Frage: "Du bist das letzte Mal mit deinem brasilianischen Teamkollegen hier in Interlagos. Gibt es schon so etwas wie Trennungsschmerz?"
Schumacher: "Ich habe ja nächstes Jahr auch wieder einen Brasilianer als Teamkollegen, insofern ist der Schmerz nicht so groß, was das angeht. Mit Rubens (Barrichello; Anm. d. Red.) habe ich viele Jahre zusammengearbeitet, und wir haben schöne und schwierige Momente zusammen erlebt. Jetzt schauen wir mal, wie die neue Zusammenarbeit mit Felipe (Massa; Anm. d. Red.) funktionieren wird. Wir hatten ja auch mit Rubens nie wirklich Probleme. Insofern freue ich mich auf die Zukunft."

Frage: "Ist die Strecke hier eine Herausforderung?"
Schumacher: "Es gibt Schlimmeres und es kommt beim letzten Rennen noch Schlimmeres auf uns zu!"

Frage: "Wenn man über die Stadt São Paulo fliegt, sieht man unglaublich viele Häuser. Was denkst du, wenn du im Flieger so aus dem Fenster schaust?"
Schumacher: "Es ist glaube ich bekannt, dass ich kein Stadtmensch bin und das Land bevorzuge. Auf der anderen Seite ist es interessant, zu sehen, wie die Dinge hier funktionieren. Wenn man sich vorstellt, wie viele Menschen hier leben und was für ein logistischer Aufwand dafür nötig ist, die alle zu füttern und die Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, dann ist das schon eine Sache für sich."

Frage: "São Paulo hat ja nicht gerade den besten Ruf. Versuchst du, dich zurückzuhalten und wirklich nur im Hotel zu sein beziehungsweise eben an der Strecke?"
Schumacher: "Ich habe ein sehr schönes Hotel. Ich muss sagen, dass ich nicht wirklich in der Stadt bin, aber wenn ich schon mal da bin, gibt es schon Möglichkeiten, das auch zu genießen."

Schumacher diesmal ohne Ehefrau in Brasilien

Frage: "Corinna ist diesmal nicht dabei, oder?"
Schumacher: "Nein, leider nicht."

Frage: "Was magst du an Städten eigentlich nicht?"
Schumacher: "Verkehr, Smog, mit Tierhaltung ist es schwierig."

Frage: "Du warst gestern in einer Fiat-Fabrik hier in Brasilien. Kannst du uns erzählen, was du alles gesehen hast?"
Schumacher: "In erster Linie war es sehr interessant, die Produktion einer Menge Fiat-Autos zu begutachten und zu sehen, wie so etwas stattfindet. Ich bin zwar schon öfters an solchen Plätzen gewesen, aber mir wurde noch nie so viel dazu erklärt wie gestern. Ich fand das ziemlich immens, denn die verarbeiten jeden Tag 900 Tonnen Stahl und fertigen 2.000 Autos. Das war schon sehr überraschend."

Frage: "Du hast gestern auch einen Baum gepflanzt."
Schumacher: "Ja, aber das habe ich schon öfter gemacht. Ich weiß nicht, inwiefern das jetzt zusätzlich etwas bedeutet."