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Schumacher: "In allem liegt ein gewisses Risiko"
Der Weltmeister über seinen Testunfall, das Monza-Wochenende, den Belgien-Grand-Prix und weitere interessante Themen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du hattest hier letzte Woche einen schweren Testunfall. Was war die Ursache dafür und gab es auch unangenehme Folgeerscheinungen?"
Michael Schumacher: "Der Grund war, dass Luft aus dem Reifen gedrungen ist, woraufhin es zu einem Reifenschaden gekommen ist. Der Unfall war eine Folge davon."

© xpb.cc
So beantwortete "Schumi" die Frage, ob er noch Spaß an der Formel 1 hat
Frage: "Was meinst du, wenn du sagst, dass Luft ausgedrungen ist? Habt ihr das durch Sensoren feststellen können oder durch die Analyse von Bridgestone? Und an welcher Stelle ist die Luft ausgeströmt?"
Schumacher: "Soweit ich weiß, gab es irgendwo ein Loch im Reifen, aber ich weiß nicht genau wo. Es war nichts, was wir schon lange vorher gemerkt hätten, daher muss es ein rasch auftretendes Loch gewesen sein, das darin resultiert hat, dass der Reifen explodiert ist. Ich konnte den Reifen ja nicht sehen, als er geplatzt ist, und nach dem Unfall war er für eine Analyse viel zu zerstört."#w1#
Schumacher nach Reifenschaden nicht beunruhigt
Frage: "Du kannst also nicht mit Sicherheit sagen, ob es irgendein beunruhigender Fehler war, der wieder auftreten könnte, oder ein unglücklicher Zufall?"
Schumacher: "Ich bin ziemlich sicher, dass man einen Konstruktionsfehler ausschließen kann, abgesehen von dem Minimalrisiko, das man in der Formel 1 eben nie ganz ausschließen kann. Das ist doch im normalen Leben nicht anders, in allem liegt ein gewisses Risiko."
Frage: "Uns alle interessiert, was die Folgen des Unfalls sind. Am Sonntag hast du mit der deutschen Presse gesprochen. Kannst du für uns wiederholen, was du denen gesagt hast?"
Schumacher: "Es gibt keine Folgen. Ich habe mich am nächsten Tag ein bisschen steif gefühlt, aber das ist kein großes Drama. Eigentlich war es sogar ziemlich okay, denn wir haben viel Zeit in die Entwicklung des Sitzes investiert und in die anderen Bereiche im und rundum das Cockpit, um die Sicherheit zu verbessern, und das hat sich bezahlt gemacht."
Frage: "Wo würdest du diesen Unfall verglichen mit anderen in deiner Karriere einsortieren?"
Schumacher: "Ich halte das nicht für wichtig. Jeder einzelne Unfall ist einer zu viel. Man wünscht sich das nicht, aber es ist Teil des Spiels und gehört dazu."
Frage: "Es hat zuletzt in Spa und beim Testen in Monza eine ganze Reihe Reifenschäden gegeben. Bist du als Direktor der Fahrergewerkschaft darüber besorgt und wird es Maßnahmen dagegen geben?"
Schumacher: "Es macht mir keine Sorgen, was hier in Monza passiert ist, aber bei Spa sieht das anders aus. Es ist vom 'GPDA'-Blickwinkel her ziemlich offensichtlich, was wir gerne fragen würden, aber das ist keine Angelegenheit, die öffentlich zu diskutieren ist. Am Ende liegt es in der Hand der FIA, die Konsequenzen zu ziehen. Wir werden herausfinden, was dabei herauskommt."
Frage: "Dieses Jahr hat es auffällig viele Reifenschäden nach schweren Unfällen gegeben. Sollte man vielleicht in Betracht ziehen, Rennen wieder abzubrechen anstelle das Safety-Car einzusetzen, um die Strecke in der Zwischenzeit ordnungsgemäß säubern zu können?"
Schumacher: "Das Problem ist, wenn man eine rasche Entscheidung trifft, treten dadurch andernorts wieder andere Probleme auf. Zu schnelles Handeln ist also nicht unbedingt ratsam, daher möchte ich auch nicht auf unbedachte Vorschläge eingehen."
Frage: "Ihr werdet aber den Dialog mit der FIA in dieser Angelegenheit suchen?"
Schumacher: "Natürlich. Wir haben regelmäßig Meetings nach den Fahrerbriefings, in denen wir Fahrer immer besprechen, was unserer Meinung nach gerade ein wichtiges Thema ist. Es gibt diesbezüglich einen sehr guten Dialog mit der FIA, denn wir haben Vertrauen ineinander und so macht man Schritte vorwärts, nicht mit dem, was hier durch irgendwelche unnötigen Kommentare verbreitet wird."
In Spa hatte Schumacher immer ein Auge auf Barrichello
Frage: "Vier Rennen sind noch zu fahren, du hast den WM-Titel sicher in der Tasche. In Spa hast du nach dem zweiten Platz nicht so unglücklich ausgesehen wie bei anderen Gelegenheiten. Warst du nur darauf bedacht, den Titel gegen Rubens abzusichern? Und wie wird eure teaminterne Politik in den letzten vier Rennen sein?"
Schumacher: "Es stimmt, bis zu einem gewissen Grad habe ich schon darauf geachtet, was Rubens macht, denn er war die einzige Person, die mir für die Weltmeisterschaft noch Kopfzerbrechen hätte machen können, obwohl diese Sorge auch nur sehr gering war, aber ich hatte eben ein Auge auf ihn. Ich war dann aber, speziell nach dem, was gleich zu Beginn passierte, nicht mehr allzu sehr auf ihn fokussiert, sondern fuhr einfach mein Rennen. Leider war ich in einer Position, in der ich nicht aggressiv sein konnte - wegen der Safety-Car-Phasen und den Umständen bezüglich des Autos, also Chassis, Reifen und so weiter. Es mag konservativ ausgesehen haben, aber ich habe getan, was ich konnte, habe keine Fehler gemacht. Ich wüsste nicht, was ich anders hätte machen können. Es gab eben Limits, die mir auferlegt waren, und ich bevorzuge es, innerhalb dieser Limits zu bleiben."
Frage: "Also bist du zufrieden mit dem Rennen in Spa?"
Schumacher: "Ich war zufrieden mit der Performance, aber nicht mit dem Resultat, denn ich hätte lieber das Rennen und die Weltmeisterschaft zusammen gewonnen, aber man kann eben nicht alles haben. Wenn ich so zurückdenke, dann war ich wohl nicht sofort glücklich, weil ich nicht wusste, was ich über das Rennen denken sollte. Es hat eine Weile gedauert, bis ich analysiert hatte, was man hätte anders machen können, aber am Ende kam ich drauf, dass es da ohnehin nicht viele Möglichkeiten gegeben hätte."
Frage: "Wie wichtig ist es für Ferrari, Rubens auf Platz zwei in der Fahrerwertung zu bringen?"
Schumacher: "Wir hatten bisher ein ziemlich perfektes Jahr, aber ganz perfekt würde es erst durch den zweiten Platz für Rubens in der Fahrerwertung, denn das ist das jetzt noch verbleibende Ziel. Wenn man sich die Punktesituation ansieht, dann gibt es wohl eine recht große Chance, dass das auch passieren wird."
Frage: "Wirst du ihm dabei helfen?"
Schumacher: "Ich weiß nicht, ob ich ihm helfen kann, denn in erster Linie ist er für sich selbst verantwortlich. Wenn sich aber die Möglichkeit ergibt, dann werde ich es sicher tun."
Frage: "Was erwartest du in Sachen Performance von diesem Wochenende? Und was fühlst du in Bezug darauf, dass du als frischgebackener Weltmeister vor den Tifosi fahren wirst?"
Schumacher: "Um mit dem zweiten Teil der Frage zu beginnen, es ist großartig, das erreicht zu haben, was wir erreicht haben. Es ist wunderschön, das mit den Fans zu feiern, die mit uns durch die schlechten Jahre gegangen sind und jetzt die guten Jahre mit uns durchleben. Der Wettbewerb, das wissen wir, wird hier sicherlich hart. Mercedes und Renault haben hier beim Test sehr stark ausgesehen und Williams und BAR darf man nie übersehen, denn die sind immer konkurrenzfähig. Wir sind also in der Position, dass wir eine Chance auf den Sieg haben, uns aber mit starker Konkurrenz herumschlagen müssen."
Frage: "Bernie Ecclestone hat in einem Interview gesagt, dass du noch nicht Weltmeister bist, ehe die Saison vorbei ist. Fühlst du dich als Weltmeister?"
Schumacher: "Ich weiß nicht, was er gesagt hat oder was nicht, aber ich weiß, dass es diesbezüglich vor ein paar Jahren ein Statement gegeben hat, dass wahrscheinlich von einem findigen Journalisten aufgefrischt wurde. Was die Punkte angeht und das, was in den Medien geschrieben wurde, fühle ich mich schon jetzt als Weltmeister."
"Das macht Ferrari so besonders"
Frage: "Letztes Jahr seid ihr nach einer eher erfolglosen Phase nach Monza gekommen und es setzte relativ harte Kritik am Team. Jetzt habt ihr einen wahren Erfolgsrun hinter euch. Wie befriedigend sind die Erfolge, die ihr zuletzt hattet?"
Schumacher: "Man ist nie zufrieden, wenn man nicht konkurrenzfähig ist, das ist ziemlich klar. Obwohl wir eine schwache Phase hatten, konnten wir uns erklären, wo unsere Stärken und Schwachpunkte gelegen haben, und das macht Ferrari so besonders. Wir werden nicht so leicht nervös und kritisieren einander nicht. Wir analysieren uns gegenseitig und versuchen ständig, unsere Schwächen zu verbessern. Das haben wir ganz effizient geschafft und daher sind wir jetzt wieder auf dem weltmeisterlichen Weg."
Frage: "Du hast 82 Rennen gewonnen, sieben WM-Titel - warum fährst du überhaupt noch weiter?"
Schumacher: (gähnt)
Frage: "Bist du gelangweilt von dem Ganzen?"
Schumacher: "Du hast die Antwort verstanden, denke ich - zumindest deine Kollegen..."
Frage: "Die Frage ist ernst gemeint. Ein Unfall wie letzte Woche kann dich dein Leben kosten. Das weißt du."
Schumacher: "Zunächst einmal denke ich nicht, dass das mein Leben hätte kosten können. Zweitens liebe ich, was ich tue, ich wiederhole das immer wieder, aber das ist scheinbar schwer zu verstehen. Für mich ist das gar nicht schwierig."
Frage: "Viele Zeitungen haben geschrieben, es war der 15. schwere Unfall deiner Karriere, andere behaupten, es sei der 13. gewesen. Zählst du deine Unfälle?"
Schumacher: "Nein, das überlasse ich lieber anderen Leuten."
Frage: "Wie übersteht man so einen Unfall? Du hast gesagt, du hättest am nächsten Morgen nur ein bisschen länger geschlafen. Was hast du gefühlt, wie hast du geschlafen? Hast du vom Unfall geträumt? Oder bist du einfach wirklich so hart?"
Schumacher: "Es geht nicht darum, hart zu sein oder nicht. Zunächst einmal ist entscheidend, die Überlebenszelle so sicher und komfortabel wie möglich zu gestalten, und daran habe ich in letzter Zeit mit dem Team hart gearbeitet. Wir haben den Unfall insofern zu analysieren versucht, als wir die Schwere des Aufpralls herausfinden wollten. Das war mit den uns zur Verfügung stehenden Informationen schwierig, aber ich denke, dass wir das noch präzisieren können. Es war kein leichter Unfall, aber die Konsequenzen am nächsten Tag waren minimal. Ich musste mir keine Sorgen machen, denn ich fühlte mich gut. Es ist am Donnerstag passiert, am Freitag habe ich ein bisschen länger geschlafen und meine einzige Sorge war, ob ich am Samstag Fußball spielen würde können oder nicht. Das ist dann auch ohne Schwierigkeiten gegangen."
Keine Angst vor weiteren Unfällen in Monza
Frage: "Es hat zuletzt ein paar gefährliche Situationen gegeben, etwa mit Kimi Räikkönens Heckflügel in Hockenheim. Macht dir das vor einem High-Speed-Grand-Prix wie hier in Monza als 'GPDA'-Direktor Sorgen?"
Schumacher: "Der einzige Unterschied zu jedem anderen Rennen besteht darin, dass die Geschwindigkeiten auf den Geraden etwas höher sind, dafür sind wir aber in den Kurven langsamer. Unterm Strich mache ich mir also nicht mehr Sorgen als woanders."
Frage: "Räikkönen war dein härtester Konkurrent in Spa. Wer wird es nächstes Jahr sein? Rechnest du mit ihm?"
Schumacher: "Ich denke, das hängt davon ab, wer ein konkurrenzfähiges Auto hat. Wir haben einige sehr gute Fahrer gesehen - erfahrene und junge. Dieses Jahr hätte wohl kaum jemand gedacht, dass McLaren eine solche Trendwende schaffen würde. Man sollte sie nie außer Acht lassen, was ich auch nie getan habe, und ich glaube, dass sie nächstes Jahr stark sein werden. Das gilt auch für Williams, für Giancarlo mit Renault - ich hoffe, ich habe niemanden vergessen. Williams, McLaren und Renault sind die Teams, um die man sich sorgen muss. BAR ist im Moment auch stark, aber da ist im Moment das Fragezeichen, wer nächstes Jahr fahren wird. Auf einen Fahrer kann ich mich aber nicht festlegen, denn alles wird davon abhängen, wer das Beste aus seinen Möglichkeiten mit dem jeweiligen Team macht. Der wird sich am Ende durchsetzen."
Frage: "In Spa fuhrst du lange hinter Räikkönen, es war phasenweise ein Zweikampf. War es erfrischend für dich, wieder einmal so jemanden zu verfolgen, denn im letzten Jahr war das ja nicht allzu oft der Fall..."
Schumacher: "Zunächst einmal war ich zum Verfolgen gezwungen, denn ich hatte nicht das Auto, um vorne davon zu fahren. Jede Phase meiner Rennfahrerkarriere hatte ihren Kick, ob das jetzt die Führung in einem Rennen war, ein Sieg ohne direkte Konkurrenz oder ein beinharter Zweikampf. Eine Situation wie in Spa, wenn du hinter einem Konkurrenten festhängst, den du aus bestimmten Gründen nicht angreifen kannst - weil wir die Reifen nicht schnell genug auf Temperatur gebracht haben -, finde ich aber nicht besonders spannend. Spannend ist, wenn man Rad an Rad mit jemandem kämpft und es eine echte Chance gibt, den Vordermann zu überholen."
Frage: "Was sagst du den Leuten, die behaupten, in der Formel 1 hat Schumacher alle bis auf zwei Rennen gewonnen, das ist das langweiligste Jahr der Geschichte?"
Schumacher: "Es gibt Leute, die sehen die Dinge lieber positiv, und es gibt Leute, die sehen sie eben lieber negativ. Ich kenne viele Leute, die auf mich zugegangen sind und mir gesagt haben, dass sie genießen, was ich mache. Das hängt davon ab, wen man fragt. Ich kann sicher nicht sagen, dass ich es langweilig gefunden habe. Wir hatten ein großartiges Rennen in Hockenheim, wir hatten ein großartiges Rennen in Spa. Natürlich gab es auch weniger interessante Rennen, zum Beispiel Ungarn, aber das war in der Formel 1 noch nie anders."

