Schumacher: "Ich hörte mein Herz langsamer schlagen"
Michael Schumacher über seinen Einstieg in die Formel 1, seinen schweren Unfall 1999 und sein Leben als "alter" Formel-1-Pilot
(Motorsport-Total.com) - In den kommenden Tagen wird Michael Schumacher entscheiden, ob er seine 1991 begonnene Formel-1-Karriere fortsetzen wird, oder nicht. Dass der Deutsche überhaupt in die Formel 1 gekommen ist, hatte er "nie geplant", wie er in einem Interview mit der 'Zeit' erklärt: " Schon alleine, weil uns zu Hause die Mittel dazu fehlten. Unser Vater war auch immer der Erste, der gesagt hat: 'Lass et bleiben', wenn es mit der Go-Kart-Karriere nicht so lief.

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Wenn Schumacher ins Auto steigt, ist er immer noch voll bei der Sache
Doch dann kamen Einsätze im Sportwagen für Mercedes und schließlich der erste Formel-1-Test für das Jordan-Team in Silverstone: "Ich konnte damals doch nicht wissen, welche Auswirkungen der Test auf mein Leben haben würde. Im Nachhinein war das natürlich schon sehr wichtig. Ich hatte damals ja schon Dinge erreicht, die ich nie erwartet hätte. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich das hinkriege. Ähnlich pessimistisch bin ich an die Jordan-Testfahrt herangegangen. Ich hatte daher nicht die Empfindung von allzu großem Druck."#w1#
Ehrgeizig ist der 37-Jährige auf jeden Fall, wie er zugibt, aber da gibt es auch einen gewissen Zweckpessimismus, den der Ferrari-Pilot lebt: "Wenn mein Bestmöglichstes nicht gut genug gewesen wäre, hätte ich gesagt: Okay, dann reicht es eben nicht. Mag sein, dass da auch ein Schuss Zweckpessimismus dabei ist. Bei mir erzeugt das die Lockerheit, die ich brauche, um mein Potenzial freizulegen."
Einen riesigen Ruck musste sich der siebenmalige Weltmeister nach seinem schweren Unfall 1999 geben: "Ich bin damals aus dem Wagen ausgestiegen, und plötzlich wurde mir schwarz vor den Augen. Das Schlimme war, dass ich meinen Herzschlag gehört habe, wie er immer langsamer wurde. Dann wurde ich, glaube ich, ohnmächtig. Danach stellt man sich natürlich die Frage, ob man aufhören soll. Aber dann siegte die Lust aufs Fahren."
Die Lust aufs Fahren ist beim Rekordsieger ganz offenbar immer noch vorhanden, auch wenn er seinen Arbeitgeber um Mithilfe bat, weil ihm "diese ganzen Nebenaktivitäten" zu viel wurden: "Nach den ersten Jahren in der Formel 1 habe ich mir schon gedacht, lange machste das hier nicht. Nachdem unsere Tochter geboren war, habe ich dann gesagt, entweder ich bekomme mehr Freiraum oder die Sache geht nicht mehr länger gut. Den Freiraum habe ich dann bekommen."
Mit seinem Privatleben kann der Vater zweiter Kinder zufrieden sein, schließlich ist er "öfter als der normale Arbeiter" zu Hause und dann den ganzen Tag und nicht nur morgens oder abends. Die Tatsache, dass er älter wird, bemerkt Schumacher nur anhand der Tatsache, dass er "mehr Cremes" braucht. Und merkt er sein Alter beim Fahren? "Manchmal denkt man, dass man das Alter merkt, und dann gibt es auch wieder Momente wie den in Frankreich."

