Schumacher: "Das Schicksal trifft uns alle"
Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher gibt tiefe Einblicke in sein Privatleben: Partnerin, Politik und Paul Panzer
(Motorsport-Total.com) - Während seiner Zeit als aktiver Sportler in der Formel 1 galt Michael Schumacher in der Öffentlichkeit oftmals als unnahbar, doch je weiter sich der siebenfache Weltmeister von der Königsklasse entfernt, umso mehr Einblicke gewährt der 39-Jährige in sein Privatleben. Seit einigen Monaten sieht man Schumacher immer wieder an den Rennstrecken mit einem Lächeln intensive "Benzingespräche" führen. Geradezu befreit von Leistungsdruck und PR-Last präsentiert sich der Kerpener.

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Michael Schumacher begleitet die Formel-1-Geschicke von Ferrari intensiv
In einem Interview mit der Wochenzeitung "DIE ZEIT" sprach Schumacher erstaunlich offen über sein neues Leben als Formel-1-Rentner und Motorrad-Hobbypilot. Der Zweiradsport sei für ihn extrem wichtig, weil es neben vielen PS auch die netten Gespräche mit anderen Piloten und Teammitgliedern gebe - völlig ungezwungen. "Mit Kumpels am Motor rumschrauben, fachsimpeln und abends dann ein Bierchen trinken. So ein Clübchen, das hab ich gern", sagte der Superstar.#w1#
Liebeserklärung an Ehefrau Corinna
Er lege ohnehin größten Wert auf Gesellschaft und sei für Freunde selbstverständlich auch tief in der Nacht jederzeit erreichbar. Keine Spuren mehr von der vermeintlichen Abschottung im Formel-1-Fahrerlager. "Wenn ich Fußball spielen will, dann ist das schwierig allein, oder? Genauso Kartenspielen. Ich setze mich nicht alleine vor den Fernseher und mache einen Wein auf. Okay, manchmal vielleicht. Aber es ist doch lustiger, wenn ich das mit Freunden teilen kann."
Sein Leben teilt der Rekordchampion seit vielen Jahren mit Ehefrau Corinna und den beiden gemeinsamen Kindern. "Corinna ist eine offene, liebenswerte Frau. Sie ist harmoniebewusst, wie ich", erzählte Schumacher aus dem Nähkästchen der Ehe. "Familie kommt bei ihr an erster Stelle, trotzdem ist sie kein Hausmütterchen." Er könne dem Lieben Gott nur dankbar sein, sie zu haben, fügte Schumacher als Liebeserklärung hinzu.
"Wir passen einfach zusammen. Wir freuen uns immer noch, nach mehr als 18 Jahren, miteinander zu quatschen. Oder uns in den Arm zu nehmen", sagte der zweifache Familienvater, der sich trotz des Formel-1-Rücktritts immer wieder auf Rennstrecken in Gefahr begibt. "Das Schicksal trifft uns alle irgendwo, irgendwann. Wenn ich mich davor fürchte, habe ich ein Problem. Ich bin nie von zu Hause weggegangen mit der Angst, vielleicht komme ich nicht zurück, sondern mit dem Gefühl: Hoffentlich gewinne ich das Rennen."
Der Umgang mit dem Tod
Er habe sein Testament bereits gemacht, erklärte Schumacher: "Das würde ich auch jedem empfehlen, der nicht Formel 1 fährt." Mit dem Tod sah sich der Mann, der im Januar seinen 40. Geburtstag feiern wird, ohnehin schon sehr oft konfrontiert. Am Imola-Wochenende 2003 stieg er - ebenso wie Bruder Ralf - ins Renncockpit während seine Mutter im Sterben lag. Genau neun Jahre zuvor erlebte Schumacher mit dem Tod von Ayrton Senna seinen schlimmsten Moment der Motorsportkarriere.
Aber der gebürtige Rheinländer macht sich von Ängsten frei und genießt all die Dinge, die für erhöhten Adrenalinausstoß stehen: Fallschirmspringen, Motorradrennen und Beifahrer sein. "Corinna fährt sehr gut. Sie ist auch früher Kart gefahren. Aber grundsätzlich sitze ich schon lieber selber am Steuer", erklärte Schumacher mit einem Lächeln. "Wir waren neulich bei Paul Panzer, bei seiner Liveshow. Witzig! Der hat bei uns schon einige Abende gefüllt mit seinen Radio-Interviews, die wir auf dem Computer haben. Corinna kann ihn großartig nachmachen. Da schießte dich weg!"
Weniger Spaß hat der Wahlschweizer an der aktuellen Politik. "Ich kümmere mich nicht groß darum", sagte der siebenfache Weltmeister. Mit Blick auf den politischen Wandel und die Wahl von Barack Obama in den USA fügte er jedoch hinzu: "Guter Mann, glaube ich. Aber wenn ich höre, was meine amerikanischen Freunde sagen, dann muss er aufpassen. Die Waffenlobby mag keine Leute, die für mehr Frieden auf der Welt sind. Die schrecken vor nichts zurück, das kann gefährlich für ihn werden."

