• 14.04.2012 17:33

  • von Roman Wittemeier

Schanghai: Reifenfresser werden geschluckt

Die Silberpfeile starten aus der ersten Startreihe in China: Können die Mercedes-Piloten das Tempo im Rennen halten? - Longruns im Training waren gut

(Motorsport-Total.com) - Mit den Startplätzen eins und zwei hat Mercedes die perfekte Ausgangsposition für den Grand Prix von China am Sonntag. Nico Rosberg und Michael Schumacher werden sich die erste Reihe teilen und anschließend versuchen, die guten Positionen bis zum Ende des Rennens zu halten. Aber direkt hinter den Silberpfeilen lauern die Gegner. Die Konkurrenz von McLaren, Sauber und Co. hofft darauf, dass der W03 im Rennen erneut nachlässt.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Romain Grosjean

Duelle unter dem Banner von Pirelli: Die Reifen werden im Rennen wichtig sein

"Ich befürchte schon, dass sie zurückgereicht werden. Aber das Gute ist: Sie starten vorne - und die anderen müssen erst einmal vorbei", sagt 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. Für einen Silberpfeil-Sieg sei es noch zu früh, meint der Schweizer: "Dafür bräuchten sie Glück, das muss man ganz klar sagen." Im Lager von Mercedes gibt man sich zurückhaltend. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir das schnellste Rennauto haben, aber wir haben hart gearbeitet und Drücken die Daumen", sagt Teamchef Ross Brawn.

In Schanghai wird der linke Vorderreifen stets enorm belastet. Dieser Faktor sorgte bei Nico Rosberg am Freitag für leichte Verwirrung. Der Polemann wunderte sich über die Verschleißerscheinungen an der Front. Das Hauptproblem bei der Reifennutzung war zuvor stets am Heck aufgetreten. "Das macht es schwierig vorhersehbar", kommentiert Rosberg und mag sich bezogen auf den Renntag zu keiner klaren Aussage hinreißen.

"Wir haben hart an der Lösung dieses Problem gearbeitet, aber so etwas lässt sich nicht innerhalb weniger Wochen ändern. Es wird eine Zeit lang benötigen, aber wir haben Fortschritte gemacht", erklärt der jüngere der beiden Mercedes-Piloten. Auch Michael Schumacher hat in Sachen Reifennutzung Fortschritte festgestellt - und sie auch gleich unter Beweis gestellt. Am Freitag markierte der Rekordchampion nicht nur die Tagesbestzeit, sondern er legte auch beeindruckende Konstanz über die Distanz hin.

Gute Vorzeichen am Freitag

"Wenn wir an die Benzinruns vom Freitag anknüpfen können, dann bin ich optimistisch, dass das morgige Rennen besser wird als die ersten zwei", sagt Brawn. "Allerdings bin ich nicht optimistisch, dass wir den gleichen Vorteil haben werden wie heute, insbesondere mit Nico." Rosberg und Schumacher haben ihre Fahrzeuge auf geringeren Reifenverschleiß getrimmt. Allerdings dürfte der Kerpener diesbezüglich noch einen Schritt weitergegangen sein. Vorteil Schumacher?


Fotos: Großer Preis von China, Samstag


"Mal sehen, was morgen passiert, aber wir haben hart darauf hingearbeitet, im Rennen die bestmöglichen Chancen zu haben", drückt sich Teamchef Brawn wenig konkret aus. "Sauber sieht sehr gut aus, hatte auch schon tolle Ergebnisse. Ich glaube nicht, dass wir Sauber oder auch Lotus unterschätzen dürfen. Das tun wir nicht. Wegen der Bedingungen und der Reifen könnte es morgen ein ungewöhnliches Ergebnis geben", meint der Brite mit Blick auf den Renntag.

"Es ist die Frage, wie unser genereller Speed mit vollen Tanks im Vergleich zu den anderen aussieht. Natürlich geht es auch um Reifenverschleiß, aber den haben alle - einige mehr, andere etwas weniger", sieht Schumacher die Situation erst einmal entspannt. Rosberg hält den Ball flach: "Ob es reicht? Weiß ich nicht." Tatsache ist, dass in den vergangenen Rennen vor allem McLaren, Sauber, Lotus und Red Bull den besseren Rennspeed hatten.

Kobayashi die heißeste Aktie?

"Schnell sind sie aber allemal", gibt Lewis Hamilton zu bedenken. Sein Teamkollege Jenson Button legt sich fest. "Die Rennpace von Mercedes in der ersten Reihe ist nicht so gut wie die der Autos dahinter", sagt der anerkannte "Reifenflüsterer". Der Champion von 2009 ergänzt: "Das ungewöhnlichste Auto da vorne ist das von Kobayashi. Deren Pace scheint auf den Longruns sehr gut zu sein. Ihn zu schlagen, wird sehr schwierig."

"Wir können nichts erwarten, sondern müssen 100 Prozent aus dem Auto herausholen", gibt sich Kobayashi bescheiden. "Wenn wir Glück haben, können wir um einen Platz auf dem Podest fahren. Aber der Sieg? Man weiß nie. Es ist speziell in Schanghai sehr wichtig, mit den Reifen hauszuhalten. Wir werden sehen, wie sich das morgen auswirkt." Dem Japaner werden von Startplatz drei die besten Chancen auf einen Sieg eingeräumt.

"Man kann sagen, dass die Rennpace von Mercedes bisher nicht die schnellste war, aber die Rennpace von Sauber war zuletzt die beste überhaupt", unterstreicht Button diese Ansicht. Auch der Lotus von Kimi Räikkönen könnte von Startplatz vier gute Chancen haben. "Die kälteren Bedingungen in China haben Mercedes im Qualifying in die Karten gespielt. Hoffentlich wird es am Sonntag wärmer und das Pendel schlägt wieder in unsere Richtung um", sagt Räikkönens Teamkollege Romain Grosjean.