Mercedes und McLaren stehen zur Bahrain-Entscheidung

Ross Brawn hat mit Fragen nach dem Bahrain-Grand-Prix keine Freude - McLaren aufgrund des größten Anteilseigners möglicherweise voreingenommen

(Motorsport-Total.com) - Die Entscheidung, trotz der jüngsten politischen Unruhen im Land am Grand Prix von Bahrain festzuhalten, kommt nicht bei allen im Formel-1-Paddock gut an. Zwar haben sich sämtliche Beteiligten auf eine Sprachregelung geeinigt, sodass Kritik nur hinter vorgehaltener Hand und unter Bedingung völliger Anonymität geäußert wird, doch jeder weiß, dass nicht alle Teams begeistert sind, statt ins frühlingshafte Europa in den Krisenherd am Persischen Golf reisen zu müssen.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

Teamchef Martin Whitmarsh und seine Ehefrau im Fahrerlager in Manama

Ross Brawn gehört zu denjenigen, deren Gesichtsausdruck sich sofort verdunkelt, wenn das Thema Bahrain angesprochen wird. Doch er weiß wie alle anderen auch: Wenn die Teams den Grand Prix ohne Zustimmung von Bernie Ecclestone boykottieren, sterben sie um mehrere Millionen Euro Antrittsprämie. "Es ist sehr schwierig für uns", meint der Mercedes-Teamchef. "Wir müssen uns auf den Rat von Leuten verlassen, die alle Informationen vorliegen haben, was dort passiert."

"Uns wurde von der FIA versichert, dass sie glauben, wir können dort ein sicheres Rennen fahren. Wir halten uns an diesen Rat. Es ist sicher nicht mehr wie im Vorjahr, aber...", holt Brawn tief Luft, ehe er fortfährt: "Wir halten uns an diesen Rat und ergreifen alle vernünftigen Maßnahmen, die wir ergreifen können, um das bestmögliche Rennen zu haben. Es bringt viel Positives mit sich, dorthin zu gehen. Das wollen wir nicht verlieren." Nachfrage: Was? "Diese Debatte will ich nicht führen", murrt er.

Besonders heiß diskutiert wurde das Thema bei McLaren, denn größter Anteilseigner des britischen Traditionsteams ist mit 50 Prozent die Bahrain Mumtalakat Holding Company, eine staatliche Investmentgesellschaft, direkt kontrolliert vom international kritisierten Königshaus. Dass Martin Whitmarsh kein kritischer Satz über die Lippen rutscht, auch wenn er von den Journalisten noch so sehr dazu gedrängt wird, liegt also auf der Hand.

"Wir haben keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet", sagt er und betet unermüdlich die FOTA-Sprechblase runter, wonach man sich an FIA und Ecclestone orientiere. Außerdem verweist der McLaren-Teamchef bei Fragen nach der Sicherheit darauf, dass es andere Länder gibt, die potenziell genauso gefährlich sind wie das politisch instabile Bahrain. Jenson Button wurde zum Beispiel 2010 in Sao Paolo von einer Bande mit Maschinengewehren bedroht.


Fotos: Großer Preis von China, Samstag


"Wir reisen nach Brasilien und in viele andere Länder. Wir legen großen Wert auf Sicherheit und fühlen uns nicht immer so wohl, wie wir das gerne hätten", findet Whitmarsh, dass Bahrain keineswegs eine Ausnahmestellung einnimmt. "Wir könnten viele der Länder hinterfragen. Ist die Anspannung in Brasilien vielleicht sogar größer, in Indien? Wir haben für eine Weltmeisterschaft mit 20 Rennen genannt. An denen nehmen wir teil."