Ecclestone: "Wir sind nicht politisch"

Bernie Ecclestone sieht sich in der Bahrain-Frage nicht in der Verantwortung und schlägt den schiitischen Rebellen eine Pressekonferenz als Bühne vor

(Motorsport-Total.com) - Weil trotz der beunruhigenden Nachrichten über Aufstände und Krawalle in Bahrain niemand offiziell eine Absage des Grand Prix am 22. April fordert, wird die Veranstaltung wie geplant stattfinden. Das haben Bernie Ecclestone und die FIA heute in Schanghai noch einmal ausdrücklich bestätigt - und seitens der Teams oder Fahrer gibt es keine formellen Einwände dagegen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Für Bernie Ecclestone kommt eine Absage des Bahrain-Grand-Prix nicht in Frage

Ecclestone sieht sich nicht in der Rolle desjenigen, der den Grand Prix absagen müsste, sollte dies notwendig sein: "Das Rennen wurde vom nationalen Verband Bahrains angefordert und vom Motorsport-Weltrat der FIA genehmigt. Nur die Leute in Bahrain könnten darum bitten, das Rennen vom Kalender zu entfernen. Es würde Konsequenzen haben, sollten sie das tun, aber sie sind die einzigen Leute, die dazu imstande sind", erklärt er gegenüber der 'BBC'.

Grand-Prix-Absage sehr wohl möglich

Das ist freilich nicht ganz richtig, wie 'Motorsport-Total.com' gestern exklusiv enthüllt hat, denn im Concorde-Agreement gibt es sehr wohl Paragrafen, die eine Absage eines Formel-1-Events im Falle von höherer Gewalt rechtfertigen würden. Als höhere Gewalt gelten unter anderem Aufstände, Krawalle und innere Unruhen. Nur: Unklar ist, ab wann eine Situation als Aufstand, Krawall oder innere Unruhe gilt und wer dies zu entscheiden hat.

"Sie haben sich um den Termin beworben. Wenn sie ihn nicht mehr haben wollen, dann können sie jederzeit darum bitten, den Termin zu streichen", unterstreicht Ecclestone im Interview mit 'CNN'. "Menschen, die in Bahrain leben und jeden Tag zur Arbeit gehen, sagen, dass alles normal ist. Die Dinge können sich jederzeit und überall ändern, aber ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird. Es würde mich überraschen."

"Die Dinge können sich jederzeit und überall ändern, aber ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird." Bernie Ecclestone

Bedenken von Menschenrechtsorganisationen, die die Formel 1 auch aus moralischen Gründen davor warnen, in Bahrain zu fahren, lässt Ecclestone nicht gelten. Sein Grand-Prix-Zirkus sei auch in der Vergangenheit nie politisch gewesen - eine wahre Aussage, denn Formel-1-Rennen haben früher unter anderem im Südafrika der Apartheit stattgefunden. Heute fährt die Königsklasse zum Beispiel in China, wo Menschenrechtsverletzungen auf der Tagesordnung stehen.

Kein Interesse an der Politik

Aber die Argumentation, die Formel 1 könne ein politisches Statement setzen, falls sie Bahrain boykottiert, ist Ecclestone fremd: "Wir als Sport sind nicht politisch", gibt er einmal mehr zu Protokoll und unterstreicht ausdrücklich: "Wenn wir in ein Land kommen, halten wir uns an die dortigen Gesetze. Es liegt nicht an uns, Entscheidungen für das Land zu treffen oder uns in die Politik einzumischen. Das tun wir nirgendwo."

Die Rolle der Formel 1 werde gemeinhin überschätzt: "Angenommen, es würde nächste Woche kein Formel-1-Rennen in Bahrain geben, würden die Probleme, die es dort gibt, dann verschwinden? Wären die am Montag alle auf einen Schlag weg? Ich glaube nicht, weil sie nicht wegen der Formel 1 protestieren", sagt der 81-Jährige. Daher steht für ihn zum jetzigen Zeitpunkt unumstößlich fest: "Deshalb werden wir in Bahrain sein."

Ecclestone zeigt an der dortigen Situation in Interviews wenig Interesse, behauptet aber, persönlich zu Vertretern der schiitischen Regierungskritiker Kontakt aufgenommen zu haben: "Ich habe mit diesen Leuten gesprochen und ihnen den Vorschlag gemacht, eine Pressekonferenz abzuhalten. Dann können sie der Welt ihre Probleme erklären", sagt der Brite und ergänzt: "Ihre Proteste haben nichts mit der Formel 1 zu tun."