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BIC verspricht sicheres Rennen, Hill wieder pro Bahrain

Der Bahrain International Circuit und Damon Hill, der wiederholt seine Meinung ändert, begrüßen die FIA-Entscheidung, das Rennen auszutragen

(Motorsport-Total.com) - Im sozialen Netzwerk Facebook kursieren Fotos, die Menschen in Bahrain dabei zeigen, wie sie Bilder von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone verbrennen. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag explodierte in der Hauptstadt Manama ein Benzinkanister, wodurch zwei Autos beschädigt wurden. Und am Montag wurden sieben Polizisten außerhalb der Stadt durch eine Bombenexplosion verletzt, was vom Innenministerium als "Akt des Terrors" eingestuft wurde.

Titel-Bild zur News: Start- und Zielgerade in Manama

Der Bahrain International Circuit bereitet sich auf den Grand Prix vor

Für die Mitglieder des Formel-1-Trosses besteht im Insel-Königreich aber keine Gefahr - zumindest nicht, wenn man der FIA und den Veranstaltern des Rennens Glauben schenkt. Der Weltverband hatte das Rennen heute Morgen im Kalender bestätigt, der Bahrain International Circuit behauptet nun in einer Erklärung, dass "die Sicherheitslage in Bahrain für die Veranstaltung einer Sport-Großveranstaltung geeignet ist".

BIC freut sich auf "aufregende Sportveranstaltung"

Dabei beruft man sich sowohl auf "erfahrene Personen außerhalb und innerhalb der Bahrainer Regierung", als auch auf "Motorsport-Instanzen, die nach Bahrain gereist sind, um ihre eigenen Untersuchungen anzustellen". Damit spielt man auf das Lotus-Team an, das zwei Mitarbeiter vor Ort recherchieren ließ, die daraufhin in ihrem Bericht meinten, die Situation sei "unter Kontrolle".

Der Bahrain International Circuit (kurz BIC, Anm.) ist laut der Erklärung jedenfalls "voller Zuversicht, dass die Veranstaltung mit der Effizienz durchgeführt wird, die in der Vergangenheit ein Markenzeichen des BIC war. Wir freuen uns auf eine aufregende Sportveranstaltung und auf die Fortführung unserer gewohnten Gastfreundschaft gegenüber Formel-1-Teams, Verantwortlichen und Fans, die kommende Woche unser Land besuchen."

Durch die Erklärung der Grand-Prix-Verantwortlichen in Bahrain gerät eine Absage des Rennens in noch weitere Ferne, denn Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte angekündigt, dass nur sie das Rennen noch verhindern könnten. "Sie können darum bitten, dass das Rennen aus dem Kalender genommen wird. Wenn die Absage nicht durch sie erfolgt, dann werden wir dort sein", sagt der 81-Jährige. Kein Wunder, denn nur so wäre die Formel 1 nicht vertragsbrüchig und müsste nicht auf die Renngebühr von rund 30 Millionen Euro verzichten.

Piloten geben sich weiter uninteressiert und uninformiert

Im Fahrerlager sucht man abgesehen von Mark Webber und Romain Grosjean auch weiterhin vergeblich nach Piloten, die sich zum Thema Bahrain kein Blatt vor den Mund nehmen. Rekord-Weltmeister Michael Schumacher, der sich das aufgrund seiner tollen Erfolgsbilanz zumindest leisten könnte, meint schlicht: "Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mich gut damit abfinden kann, wenn wir dorthin gehen. Das hat sich nicht geändert."

Das McLaren-Team ist währenddessen ein Zeichen dafür, wie eng die Formel 1 mit dem Insel-Königreich verflochten ist. 50 Prozent des Rennstalls sind im Besitz der Bahrainer Staatsholding Mumtalakat - eine von zahlreichen Verbindungen zwischen der Königsklasse und dem Staat im mittleren Osten.

Dementsprechend schwer tun sich die McLaren-Piloten dabei, offen ihre Meinung zu äußern. Jenson Button, der beim Brasilien-Grand-Prix 2010 einmal beinahe selbst Opfer eines Überfalls wurde, gibt sich unbesorgt und uninformiert: "Ich selbst habe keine verlässlichen Informationen über Bahrain. Man liest in den sozialen Netzwerken viele Dinge, aber ich kenne die Wahrheit nicht. Ich kenne die Details nicht, die die FIA hat. Wir müssen den Leuten vertrauen, die über die entsprechenden Informationen verfügen, und genau das tun wir. Ich vertraue der Entscheidung der FIA."

"Ich konzentriere mich nur auf das aktuelle Rennen." Lewis Hamilton

Teamkollege Lewis Hamilton behauptet währenddessen, dass er über Bahrain nicht einmal nachdenke: "Ich konzentriere mich nur auf das aktuelle Rennen - wir haben ein stressiges Wochenende vor uns. Wie wir immer gesagt haben, müssen wir auf die Entscheidung der FIA warten. Sie haben entschieden, und jetzt fahren wir."

Hills zweiter Meinungsumschwung

Durchaus überraschend mutet auch der nächste Meinungsumschwung von Ex-Formel-1-Weltmeister Damon Hill an. Der Brite war im Vorjahr nach kritischen Äußerungen von FIA-Boss Jean Todt eingeladen worden, als Teil einer FIA-Delegation nach Bahrain zu reisen, um sich ein Bild zu machen. Nach der Rückkehr zeigte er sich gegenüber 'Motorsport-Total.com' überrascht, dass er sich dort frei bewegen konnte und sicherte der FIA seine Unterstützung zu, dass der Grand Prix in den Kalender zurückkehrt, zumal dies für den Frieden in der Region einen Beitrag leisten würde.

Sechs Wochen später ließ der 51-Jährige dann gegenüber dem 'Guardian' aufhorchen, als er sich plötzlich klar gegen das Rennen stellte. Er argumentierte, die Lage in Bahrain habe sich verschlechtert: "Man darf die Ereignisse in Bahrain nicht - wie es uns oft verkauft wird - als das Ergebnis einer Gruppe Halbstarker sehen, die Molotov-Cocktails werfen, denn das wäre eine widerliche Vereinfachung", warnte Hill. "Wer das glaubt, der sollte etwas aufmerksamer sein. 100.000 Menschen riskieren nicht umsonst bei Protesten ihr Leben."

Wenige Tage vor dem Rennen meint der Ex-Rennfahrer nun in einer von 'Reuters' zitierten E-Mail, dass er "zu 100 Prozent hinter der Entscheidung der FIA" steht, "in Bahrain zu fahren". Er rechtfertigt seine neue Sichtweise: "Inzwischen sind alle Argumente dafür und dagegen bekannt. Menschenrechts-Organisationen haben dafür gesorgt, dass sie angehört wurden. Niemand hat bezüglich der Situation dort irgendwelche Illusionen."

"Wir haben eine Verantwortung gegenüber den Formel-1-Fans in der Region." Damon Hill

Hill findet nun, dass der Bevölkerung in Bahrain zu wenig Gehör geschenkt wird: "Die weniger lautstarke Mehrheit der Bahrainer hat auch ein Recht darauf, dass das Leben weitergeht, und wir haben eine Verantwortung gegenüber den Formel-1-Fans in der Region. Ich hoffe, dass die Formel 1 als Symbol dafür gesehen werden kann, was möglich ist, wenn alle friedlich zusammenarbeiten."