Rosbergs Pole-Premiere: Der große Durchbruch?

(Motorsport-Total.com) - Seinem 111. Qualifying ließ Nico Rosberg noch eine weitere 1 folgen: Die Positionsziffer vor seinem Namen im Klassement. Der gebürtige Wiesbadener fuhr am Samstag in Schanghai zu seiner ersten Pole-Position in der Formel 1. Und wie: Rosberg distanzierte die gesamte Konkurrenz mit seiner perfekten Runde um eine halbe Sekunde. Die Konkurrenz staunt, der schnelle Mercedes-Pilot bleibt cool. "Irgendwie verrückt", sagt er. "Ich bin natürlich sehr stolz und der glücklichste Mensch überhaupt."

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Ganz vorne, aber noch nicht am Ziel. Nico Rosberg will Rennen gewinnen

Diese Worte drücken mehr Emotionalität aus als dem Weltmeistersohn bei der Pressekonferenz in Schanghai anzusehen war. Der Gesichtsausdruck nach dem Husarenritt drückte dies nicht aus. Rosberg ließ sich ein zurückhaltendes Lächeln entlocken, ansonsten wirkte der Polemann ebenso kühl wie Ross Brawn. Der Mercedes-Teamchef ließ der triumphalen Qualifikation eine nüchterne Betrachtung folgen. Ganz nach dem Motto: "Wir wussten, dass so etwas passieren wird."

Mercedes hatte den guten Speed über eine schnelle Runde schon in Melbourne und Malaysia andeuten können, doch in beiden Fällen war McLaren-Mann Lewis Hamilton voraus. "Ich bin sehr stolz auf Nico", erkennt der Brite die Leistung seines langjährigen Freundes Rosberg neidlos an. "Schließlich haben wir uns gegenseitig aufwachsen und Rennen fahren sehen. Ein gemeinsamer Jugendtraum ist in Erfüllung gegangen. Wir haben immer davon geträumt, gemeinsam in der Formel 1 vorne zu sein."

"Dann stehen jetzt eben mal zwei andere Deutsche in der ersten Startreihe. Ich freue mich für Nico. Mercedes hat ein schnelles Auto, konnte dies in den ersten beiden Rennen aber vielleicht nicht ganz abrufen. Nun hat Nico seine erste Pole erreicht, dazu kann man ihm nur gratulieren", zollt auch Weltmeister Sebastian Vettel Respekt. Der Einzige im Fahrerlager, der regelrecht in einen Jubelsturm ausbrach, war Norbert Haug.

Schwäbisch für Anfänger: Not bad

Der Mercedes-Motorsportchef legte in der Box einen Freudentanz hin. Während eines Pressegesprächs folgte die übliche SMS von Mercedes-Vorstand Zetsche. Diesmal war der Inhalt der Nachricht natürlich äußerst positiv. "'Not bad' ist das höchste Lob, das es gibt", schmunzelt Haug. "Das habe ich gerade von Stuttgart auch schon gekriegt, natürlich auf Schwäbisch. Da geht nix drüber, wenn man 'nicht schlecht' sagt."

Dass Rosberg als Formel-1-Pilot generell "nicht schlecht" ist, zeigte sich bereits in seiner ersten Saison im Jahr 2006 mit Williams. Der frisch gebackene GP2-Champion stieg damals in den Williams-Cosworth FW28 und fuhr beim Debüt in Bahrain mal eben die schnellste Rennrunde. Was folgte, waren immer wieder Glanztaten, die aber selten in den Fokus der Öffentlichkeit rückten.

"Das ist mal ein Erfolgserlebnis! Und zwar vorne, wo es auch auffällt", meint 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer, der Rosberg zu seiner "runden Runde" im Qualifying gratulierte. "Dass er vergangenes Jahr immer schnell war in der Qualifikation, ist halt weniger aufgefallen, wenn du Fünfter oder Sechster bist. Aber wenn du Erster bist, dann fällt es auf." Mit freier Sicht nach vorne wird der Mercedes-Pilot morgen in den Grand Prix von China starten. Folgt anschließend die Siegesfahrt?

"Es ist schwierig zu sagen, wo wir landen werden. Das ist auch bedingungsabhängig. Wenn es kälter ist, würde uns das entgegenkommen", meint Rosberg analytisch. Die bisherige Rennperformance des Mercedes' schmälert die Aussichten. Hoffnung macht hingegen die Statistik: Nur Mark Webber (132), Jarno Trulli (119) und Thierry Boutsen (115) mussten noch länger auf ihre erste Pole warten. Was haben diese drei Kollegen gemeinsam? Alle konnten mindestens einen Grand Prix gewinnen - die WM allerdings nie.