• 07.10.2005 06:06

Sauber: "Wir müssen jeden Franken umdrehen"

Peter Sauber über das befreiende Gefühl, bald ohne Verantwortung zu sein, und den Wert von 100.000 Euro in der modernen Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Herr Sauber, diese Frage hören Sie sicher immer öfter: Sind Sie schon sentimental beim vorletzten Grand Prix - oder wird es erst beim letzten so sein?"
Peter Sauber: "Ich kann Ihnen das nicht sagen, aber das ist durchaus möglich. Diese Sentimentalität kommt schon das eine oder andere Mal auf, das ist ganz klar. Aber im Moment hat man keine Zeit, daran zu denken, denn die Zeit zwischen jetzt und Ende des Jahres ist noch so stressig, dass man da nicht dazu kommt."

Titel-Bild zur News: Peter Sauber und Marc Surer

Peter Sauber (links) im Gespräch mit 'F1Total.com'-Experte Marc Surer

Frage: "Inwieweit sind Sie denn in das nächstjährige Projekt involviert?"
Sauber: "Ich bin natürlich involviert. Ich führe die Firma noch bis Ende des Jahres - und das Auto ist ja Ende des Jahres fertig, wenn Sie so wollen. Das geht im Januar zur ersten Testfahrt. Das Auto ist also bis Ende des Jahres längst fertig, ist also noch unter meiner Verantwortung entstanden - wobei ich natürlich für den technischen Bereich keine Verantwortung trage."#w1#

Frage: "Ist das ein Nachteil oder ein Vorteil, dass Sie keine unmittelbare Verantwortung tragen müssen?"
Sauber: "Im nächsten Jahr?"

Frage: "Nein, jetzt."
Sauber: "Gut, ich werde eine sehr große Verantwortung los Ende des Jahres, das ist ganz klar. Für mich ist das in jedem Fall eine positive und eine angenehme Sache. Das soll aber nicht heißen, dass das Verantwortung tragen in den letzten Jahren etwas Unangenehmes war, aber es war nicht einfach."

Frage: "Als Teamchef müssen Sie ja genau über die Kosten in der Formel 1 Bescheid wissen. Für einen privaten Normalverbraucher sind 100.000 Euro sehr viel Geld. Wie viel ist so ein Betrag für einen Teamchef wert?"
Sauber: "Auf der einen Seite sind 100.000 wenig, auf der anderen Seite sehr viel - genau wie für einen Privaten. Bei uns wird der Euro - oder in unserem Fall der Franken - umgedreht, bevor man ihn ausgibt. Auch wenn wir ein Budget haben von 100 Millionen Franken, so haben die großen Teams wahrscheinlich das Dreifache zur Verfügung. Wir müssen jeden Franken umdrehen, sonst kommen wir mit dieser Summe unmöglich aus."

Frage: "Aber was bekommt man um 100.000 Euro in der Formel 1? Kann man das irgendwie konkret festmachen?"
Sauber: "Nein, eigentlich nicht. Da müssen Sie jemanden aus dem Team fragen, die wissen da genauer Bescheid. Ich könnte Ihnen jetzt nicht sagen, was wir für die Reifen für ein einzelnes Rennen bezahlen, aber bei uns ist es zum Beispiel so, dass wir die Flugtickets da lösen, wo sie am billigsten sind - auch wenn das Team dafür womöglich einen Umweg auf sich nehmen muss. Wir versuchen auch, so wenig Material wie möglich mitzunehmen, denn jedes einzelne Kilo, das man in der Weltgeschichte herumfliegt, kostet so und so viel Dollar mehr. Da wird auf das Detail geachtet. Man versucht auch, sich bei der Anzahl der Ersatzteile einzuschränken, was natürlich immer Nachteile mit sich bringt."

Frage: "Herr Zehnder (Teammanager von Sauber-Petronas; Anm. d. Red.), können Sie mir da weiterhelfen? Was bekommt man in der Formel 1 um 100.000 Euro?"
Beat Zehnder: "Mit 100.000 Euro decken wir in den letzten zwei Rennen zum Beispiel die Flüge des gesamten Teams ab - also Zürich nach Japan, Japan nach Shanghai und dann wieder zurück nach Europa."