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Sauber gibt Gutierrez noch etwas Zeit

Die Zahlen sprechen klar gegen Esteban Gutierrez, an dem langsam Kritik laut wird - Teamchefin Monisha Kaltenborn nimmt ihn aber (noch?) in Schutz

(Motorsport-Total.com) - Das Sauber-Team gilt als eine der besten Nachwuchsschmieden der Formel 1, und in dieser wollte auch Esteban Gutierrez dieses Jahr seine ersten Schritte lernen. Aber der erst 21-jährige Mexikaner scheint mit der Königsklasse des Motorsports noch überfordert zu sein, wie die Ergebnisse der ersten vier Rennwochenenden der Saison 2013 belegen.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn, Esteban Gutierrez

Noch hat Monisha Kaltenborn Geduld mit Formel-1-Rookie Esteban Gutierrez Zoom

In jenem Qualifying-Segment, in dem er die Segel streichen musste, war Gutierrez durchschnittlich um 1,067 Sekunden langsamer als Teamkollege Nico Hülkenberg, der so in der Regel um etwas mehr als fünf Positionen weiter vorne ins Rennen starten darf. In einem Grand Prix gelang es Gutierrez noch nie, vom Sieger nicht überrundet zu werden - während Hülkenberg stets noch in der Führungsrunde ins Ziel kam (den unfreiwilligen Startverzicht beim Auftaktrennen in Australien einmal ausgenommen).

Immerhin geht schon ein WM-Punkt auf Gutierrez' Konto: Hätte er beim dritten Saisonrennen in China nicht Adrian Sutil abgeräumt, wäre Hülkenberg wohl kaum Zehnter geworden. Dass er dann auch noch zuletzt in Bahrain in eine für ihn unglücklich aussehende Startkarambolage verwickelt wurde, brachte die Kritiker in der Schweiz endgültig auf den Plan. Und sogar Monisha Kaltenborn muss inzwischen einräumen: "Die Konstanz ist nicht da", so die Teamchefin der Eidgenossen nach dem Grand Prix von Bahrain.

Schmaler Grat in puncto Erwartungshaltung

"Nun kann man sagen, dass man die von einem Rookie nicht sofort erwarten kann. Andererseits muss man viel erwarten, weil unsere Möglichkeiten beschränkt sind. Da die richtige Balance zu finden, ist sehr schwierig", spielt sie darauf an, dass es sich ein Team wie Sauber nicht leisten kann, mögliche Punkte leichtfertig zu verschenken. "Du musst ihm eine Chance geben, gleichzeitig weißt du aber, dass du als Team nicht viele Chancen bekommst. Was immer du während der Saison machst, kann sich auf die zukünftigen Finanzen auswirken."

Um über einen Fahrerwechsel nachzudenken, sei es "nach vier Rennen noch viel zu früh. Seit 2010 hatten wir drei Rookies, denn Kamui (Kobayashi; Anm. d. Red.) war praktisch auch noch einer. Viel hat mit der unterschiedlichen Performance zu tun, denn im Vorjahr war unser Auto sehr konkurrenzfähig - und da waren unsere Fahrer auch keine Rookies mehr. Wir müssen darauf achten, nicht nach vier Rennen schon ein Zeugnis auszustellen, aber ja, wir müssen sehr genau beobachten, ob die Erwartungen gerechtfertigt sind oder nicht."


Fotos: Esteban Gutierrez, Großer Preis von Bahrain


Unterstützung vom reichsten Mann der Welt

Gutierrez war 2010 GP3-Champion und belegte im Vorjahr Platz drei in der GP2-Meisterschaft, hinter Davide Valsecchi und Luiz Razia, die kein Formel-1-Stammcockpit ergattern konnten. Doch Gutierrez hat das Glück, durch seine Verbindungen zur Escuderia Telmex von Geschäftsmann Carlos Slim Helu schon seit 2011 bei Sauber unter Vertrag zu stehen, sodass seine Beförderung nach dem Wechsel von Sergio Perez zu McLaren (ebenfalls dank Telmex-Millionen, die ab 2014 zu McLaren fließen sollen) ein logischer Schritt war.

Esteban Gutierrez hinter Nico Hülkenberg

Esteban Gutierrez vs. Nico Hülkenberg: 0:4 gewonnene Qualifyings, 0:5 Punkte Zoom

Denn auch wenn es auf der Rennstrecke nicht klappt: Vom Auftreten her hinterlässt Gutierrez bei Sauber bisher einen perfekten Eindruck. "Wir haben keine Zweifel an seinem Talent und an seiner mentalen Fähigkeit, sich in den Griff zu bekommen", sagt Kaltenborn. "Er hat aber momentan in der Tat Schwierigkeiten mit der Leistung auf der Strecke. Wir müssen uns also darauf konzentrieren, dieses Potenzial herauszuholen, denn wir wissen, dass es da ist. Gegenüber den Ingenieuren drückt er sich auch sehr intelligent aus."