• 28.05.2004 20:02

Sam Michael: "Wir wissen, wo die Probleme liegen"

Der Technische Direktor von Williams über seinen neuen Posten im Team und wie er das Team wieder nach vorne bringen möchte

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Sam, Gratulation zu deinem neuen Job. Was ändert sich dadurch für dich?"
Sam Michael: "Nun, ich hab nun natürlich deutlich mehr Verantwortung und es ist eine Situation, in der sich meine Rolle stark auf die Rennstrecke konzentriert. Ich werde immer noch ein paar der Jobs behalten, denen ich während dem Rennwochenende nachgehe. Es wird natürlich ein paar Änderungen geben bei den Jungs, die schon für mich arbeiten, ich denke also, dass sie ein wenig mehr Verantwortungen in verschiedenen Gebieten übernehmen werden, was die Besprechungen und die Art und Weise, wie wir die Dinge angehen, betrifft."

Titel-Bild zur News: Sam Michael

Sam Michael erwartet noch eine Durststrecke von zwei bis drei Rennen

"Aber ich werde immer noch in das Setup der Garage, die Strategie während dem Rennen involviert sein und ich werde immer noch an der Boxenmauer sein. Ich denke, dass es wichtig ist, dass man immer noch an der Front dabei ist, sodass man die Probleme versteht, die die Piloten haben und bei der Reifenentwicklung up to date ist, sodass man Einfluss ausüben kann. Man kann sich nicht als Technischer Direktor daraus zurückziehen, denn man muss diese Informationen nutzen, um die Fabrik und die Leute im Windkanal zu dirigieren."#w1#

"Aber es gibt natürlich viel mehr Arbeit in der Fabrik zu erledigen als davor. Es ist wie immer, wenn man etwas in seinem Job ändert, in den ersten Monaten schnellt die Arbeitsbelastung deutlich nach oben und dann gewöhnt man sich und macht weiter, aber es ändert sich natürlich etwas in Bezug auf die Arbeitsbelastung. Patrick ist immer noch hier und er unterstützt mich noch immer, was gut ist, denn er verfügt natürlich über jede Menge Erfahrung und es geht nun mehr darum, auf ihn zuzugehen, um sich den Rat einzuholen, wohingegen er in der Vergangenheit die Entscheidungen selbst getroffen hat und nun ist das meine Aufgabe."

Frage: "Wie werden die Dinge kurzfristig verändert? Gestern hat Ralf gemeint, dass sich die Dinge in vier oder drei Rennen ändern können."
Michael: "Nun, wir haben für diese Saison einen kurzfristigen Plan und dann natürlich schon mittel- bis langfristige Pläne für nächstes Jahr. Wie lange es braucht, die Dinge in diesem Jahr umzudrehen, ist ein wenig schwierig zu sagen, aber wir konzentrieren uns auf drei oder vier Hauptgebiete des Autos, um das Auto zu verbessern. Wir wissen, wo die Probleme liegen, es ist die Frage, wie schnell wir diese Verbesserungen bringen können."

"Aber wir geben die Saison definitiv nicht auf, bis zum letzten Rennen nicht. Wir sind nicht glücklich mit der Position in der Konstrukteurswertung und unser augenblickliches Ziel ist es, uns wieder auf den zweiten Platz zu bekommen, gleichzeitig wollen wir jedoch gewinnen. Wir liegen nicht um Jahre zurück oder stecken alle Investitionen in das kommende Jahr, denn das funktioniert nicht. Man kann nicht aufhören und die laufende Saison aufgeben."

"Wir liegen nicht so weit zurück. In Malaysia kamen wir innerhalb von zehn Sekunden auf Ferrari ins Ziel und wir hatten seitdem ein paar schlechte Rennen. Wir wussten, dass Barcelona und Imola für uns schwer werden würden und wir dachten, dass dies so in Monaco sein würde und dass der Nürburgring jene Strecke ist, auf der wir die Wende beginnen. Aber wir müssen die kommenden zwei oder Rennen mit der momentanen Leistung verbringen und dann können wir hoffentlich ein paar Verbesserungsschritte bringen."

Frage: "Wie wichtig ist bei diesem Aufholprozess der zweite Windkanal?"
Michael: "Wir haben im neuen Windkanal schon ein paar Tests aufgenommen, aber wir befinden uns noch in der Einrichtungsphase und richtig verwenden wir ihn für die Weiterentwicklung unsers Autos noch nicht. Vielleicht in ein paar Wochen, aber dann werden wir überwiegend am FW27, unserem nächstjährigen Auto arbeiten, denn der alte Windkanal hat alles, was wir brauchen, um Rennen zu Rennen schnell reagieren zu können und das tun wir bereits. Es macht also mehr Sinn, so zu arbeiten und den neuen Windkanal zu nutzen, um auf das kommende Jahr zu blicken."

"Aber das heißt nicht, dass wir keine Teile auf die Strecke bringen werden, die im neuen Windkanal entwickelt worden sind. Wir haben schon ein paar Studien durchgeführt, die uns geholfen haben. Dr. John Davis, der den Windkanal aufgebaut hat, führt noch ein paar Tests durch und das wird sicherlich einen weiteren Monat dauern, würde ich sagen, mindestens zwei oder drei Wochen, bevor wir richtige Ergebnisse sehen werden."

Frage: "Was würdest du unternehmen, um die Formel 1 wieder spannender zu gestalten?"
Michael: "Ich denke, dass in Zukunft härtere Reifenmischungen helfen könnten. Nicht, ein Monopol einzuführen sondern die Anzahl der verwendbaren Reifen zu reduzieren. Im Moment haben wir für jedes Rennwochenende zehn Sätze und wenn man dies auf drei oder vier Sätze reduziert, dann würde es die Hersteller zwingen, härtere Mischungen herzustellen. Das würde auch andere Probleme lösen, nicht nur für die Fans, sondern auch das Problem der Geschwindigkeiten und Rundenzeiten, es würde auch die Testkosten reduzieren, weil man härtere Mischungen entwickeln müsste und hoffentlich die Show verbessern."