• 29.06.2002 12:00

  • von Marcus Kollmann

Salo: Silverstone ist langweilig

Der Finne spricht über das Rennen auf dem Nürburgring und verrät wie seine Erwartungen für den zehnten WM-Lauf in Silverstone aussehen

(Motorsport-Total.com) - Vor dem Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring hatte sich Toyota-Pilot Mika Salo noch ein gutes Rennen und möglicherweise weitere WM-Punkte ausgerechnet. Am Samstag hatte sich der Finne noch darüber freuen können seinen Tf102 auf Startplatz 10 gestellt zu haben, was ihn für das 60 Runden lange Rennen zuversichtlich stimmte, doch im Rennen selbst musste der 35-Jährige schnell feststellen, dass entgegen seiner Erwartung kein Platz in den Punkterängen bei Toyotas Heimspiel auf deutschem Boden machbar wäre.

Titel-Bild zur News: Mika Salo (Toyota)

Salo freut sich nicht wirklich auf das Rennen in Silverstone

"Ich war am Freitag mit viel Benzin an Bord unterwegs gewesen", erinnert sich Salo an das letzte Rennwochenende, "und das Auto hatte sich ziemlich gut angefühlt, weshalb ich mich am Sonntag für eine Einstopp-Strategie entschied. Leider bauten die Hinterreifen auf Grund des hohen Gewichts durch das viele Benzin rapide ab, weshalb ich viel Übersteuern hatte", erklärte der 101-fache Grand Prix-Teilnehmer, der im Rennen selbst mehrmals neben der Rennstrecke gelandet war. Erlöst wurde Salo dann kurz vor Rennende in der 52.Runde, als er wegen eines technischen Defekts ausschied: "Zuerst hatte ich gedacht, dass mein Ausfall mit einem Getriebeproblem zusammenhing, jedoch fanden wir später heraus, dass es ein Motorproblem war welches durch zu hohe Öltemperaturen verursacht worden war", lieferte der 1 Meter 75 große Pilot die Aufklärung für sein Ausscheiden. Auch wenn auf Grund des Problems mit den Hinterreifen das Rennen von Beginn an verloren gewesen war, so hatte der Finne zumindest gehofft die schwarz-weiß-karierte Flagge zu sehen. Enttäuscht musste er aber feststellen, dass es einfach nicht hatte sein sollen.

Fun mit Sohn Max im Zoo und auf der eigenen Kartbahn

Um die Enttäuschung wegzustecken hatte Salo in dieser Woche genügend Zeit, denn ausnahmsweise warteten auf ihn keine Test- oder PR-Verpflichtungen: "Ich bin nach dem Rennen für eine Woche Urlaub nach Finnland geflogen, was sehr angenehm war", freute sich der Familienvater über die kurze Verschnaufpause. "Ich hatte die Möglichkeit meine Familie zu treffen und viele Freunde wieder zu sehen und ich verbrachte einen Nachmittag im Zoo von Helsinki mit meinem Sohn Max, was uns beiden ziemlich gut gefallen hat." Dieses Wochenende wird Salo seine eigene Kartbahn besuchen, wo ein Rennen im Rahmen der CIK-FIA-Kartweltmeisterschaft stattfindet. "Bedenkt man dass die Strecke erst im letzten Jahr gebaut wurde, ist es wirklich ein Vertrauensbeweis von den Verantwortlichen der Kart-Serie", gibt Salo zu etwas überrascht zu sein, dass seine Strecke als Gastgeber der Kart-WM ausgewählt wurde. Allerdings hat der 35-Jährige auch eine Ahnung warum man seinen nördlich von Helsinki gelegenen Kart-Kurs auswählte: "Es ist eine ziemlich eindrucksvolle Anlage, zu der ein Hotel und einen Freizeitkomplex gehört. Ich hoffe, dass das Event ein großer Erfolg wird und auf lange Sicht dabei hilft junge finnische Talente zu fördern." Um sich schon mal ein wenig auf den nächsten Formel-1-Lauf einzustimmen und etwas Spaß zu haben, schließt Salo nicht aus sich selbst ins Gokart zu setzen: "Ich werde vermutlich ein paar Demonstrationsrunden für die Fans drehen, jedoch nicht am Rennen teilnehmen. Diese jungen Fahrer sind verdammt schnell", fürchtet der Toyota-Pilot anscheinend auf dem "Mika Salo Circuit" vorgeführt zu werden.

Silverstone reizt Salo schon lange nicht mehr

Bevor Salo nach Großbritannien zum zehnten WM-Lauf fliegen wird, legt der Finne Anfang der Woche einen Zwischenstopp in Deutschland ein: "Ich werde an zwei Tagen etwas PR-Arbeit für Wella machen. Es ist wohl besser, wenn ich dort mit einer gepflegten Haaren auftrete", scherzt der seine achte Saison in der Formel 1 fahrende Pilot aus dem hohen Norden.

Was den zehnten WM-Lauf in Silverstone angeht, so hat das Toyota-Team auf der 5,141 Kilometer langen Strecke Vergleichsdaten, da man dort im letzten Jahr mit dem Prototypen testete. Mika Salo kennt die Piste ebenfalls und ist nicht mehr von ihr begeistert, was er folgendermaßen erklärt: "Es ist keiner meiner Lieblingskurse, ganz einfach weil ich dort schon so viele Kilometer gefahren bin, sei es nun in der Formel 3 oder in der Formel 1. Die Strecke langweilt mich." Aber: "Es ist schon eine herausfordernde Strecke, welche über eine interessante Kombination an Kurven verfügt, was normalerweise immer ein gutes Rennen garantiert. Das Wetter spielt auch immer eine große Rolle, denn je nachdem aus welcher Richtung der Wind auf der Hangar Straight kommt, muss man das Setup ändern. Außerdem besteht in England immer die Möglichkeit dass es regnet."

An seinen letzten Grand Prix in Silverstone erinnert sich Salo noch genau, denn das war in der Saison 2000, als das Rennen im April stattfand und auf Grund der Regenfälle die ganzen Fans auf den Campingplätzen festsaßen. Dieses Risiko besteht laut Salo, der wieder in seinem Motorhome übernachten wird, dieses Jahr nicht, denn der Grand Prix findet ja im Juli statt und da sieht es mit dem Wetter für gewöhnlich freundlicher aus.

Hoffnung auf ein weiteres Punktefinish

"Der TF102 sollte in Silverstone nicht schlecht sein, wenngleich ich nicht recht sagen kann was ich erwarte, was einfach damit zusammenhängt weil ich nicht weiß wie es laufen wird", gibt sich Salo bedeckt was seine Erwartungen an das bevorstehende Rennen angeht. Die Zurückhaltung hat auch einen Grund: "Auf Strecken wo ich dachte dass wir nicht gut sein würden, wie zum Beispiel in Monaco, da waren wir schnell. Andererseits waren wir auf Strecken wo ich definitiv damit rechnete ein gutes Wochenende zu haben, wie in Montreal, einfach im Nirgendwo." Grundsätzlich ist der Toyota-Pilot aber zuversichtlich: "Das Auto war letzten Monat bei den Tests in Silverstone nicht zu schlecht, wenngleich wir wegen des erbärmlichen Wetters nur wenig fahren hatten können."

Salo fürchtet aber, dass es Toyota genauso ergehen könnte wie vielen der nicht in Großbritannien beheimateten Teams, da man nur zwei Mal im Jahr in Silverstone testet und die anderen wesentlich mehr. Dennoch hält er eine Wiederholung seiner Startposition beim Europa-Grand Prix für möglich: "Ich möchte annehmen, dass wir in der Qualifikation erneut eine Top 10-Platzierung erreichen können und im Rennen dann ein Finish in den Punkterängen anstreben. Es ist an der Zeit ein weiteres gutes Ergebnis einzufahren", gibt sich der Finne, der zuletzt in Brasilien einen WM-Punkt geholt hatte, erfolgshungrig.