• 12.11.2005 16:34

  • von Fabian Hust

Saisonanalyse Teil 20: Giancarlo Fisichella

Lesen Sie im 20. Teil unserer täglichen Saisonanalyse-Serie den Rückblick auf das Jahr von Renault-Pilot Giancarlo Fisichella

(Motorsport-Total.com) - Giancarlo Fisichella kam 1996 mit Minardi in die Formel 1, fiel aber erstmals 1997 als Teamkollege von Ralf Schumacher bei Jordan wirklich auf. Zwischen 1998 und 2001 beeindruckte er bei Benetton immer wieder mit Podestplätzen, mehrmals schrammte er nur knapp am ersten Sieg vorbei. 2002 kehrte der Römer zu Jordan zurück, wo er 2003 nach vielen enttäuschenden Rennen mit viel Glück das Regen-Chaos-Rennen in Brasilien gewinnen konnte.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Giancarlo Fisichella erlebte eine enttäuschende Saison

2004 holte ihn Peter Sauber zu sich ins Team, der jahrelang "Fisico" verpflichten wollte und endlich seine Chance bekam. Doch nur ein Jahr später seilte sich sein "Traumfahrer" wieder ab, um zu seinem altem Team Renault zurückzukehren, das aus dem Benetton-Team hervorgegangen ist. Dort besaß der Römer als Teamkollege von Fernando Alonso im letzten Jahr echte Siegchancen.#w1#

Und in der Tat feierte Giancarlo Fisichella einen Saisoneinstand nach Maß. In Melbourne nutzte er die Gunst der Stunde, als es im Qualifying wechselhaftes Wetter gab und sicherte sich die Pole Position. Im Rennen fuhr der 32-Jährige seinen zweiten Sieg in der Formel 1 heraus und ließ Teamkollege Fernando Alonso auf dem dritten Rang hinter sich.

Giancarlo Fisichella

In Melbourne war die Welt für Fisichella noch in Ordnung... Zoom

Doch zum Leidwesen des Römers entwickelte sich die Saison schon mit dem zweiten Saisonrennen zu einem Desaster. Während Teamkollege Fernando Alonso keinen technisch bedingten Ausfall zu beklagen hatte, zog Fisichella Probleme und Defekte magisch an: In Malaysia schied er nach einer Kollision mit Webber aus, in Bahrain stoppte ihn ein Motorschaden, in Kanada war die Hydraulik der Übeltäter. Hinzu kam ein weiterer Ausfall in Spa-Francorchamps, als er in der berühmt berüchtigten 'Eau Rouge' die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und heftig in die Reifenstapel einschlug.

Doch auch sportlich musste sich Giancarlo Fisichella seinem Teamkollegen klar unterordnen und konnte seinen Traum, um den WM-Titel zu fahren, nicht realisieren. Sahen beide Fahrer das Ziel, hatte Fisichella nur drei Mal die Nase vor dem Spanier (in Australien, Ungarn und Japan). Umgekehrt behielt Alonso zehn Mal die Oberhand.

Giancarlo Fisichella (Renault R25)

Zu oft ereilten Giancarlo Fisichella in dieser Saison technische Probleme Zoom

Bitter war vor allem das Rennen in Japan, als er sich in der letzten Runde von Kimi Räikkönen überholen ließ und damit den sicher geglaubten zweiten Saisonsieg verlor. Auch im Qualifying gab es einen klaren Sieger, das Duell ging mit 19:6 (das zweigeteilte Qualifying ist hier berücksichtigt) an Alonso.

Technische Probleme hin oder her, zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere stand Giancarlo Fisichella klar im Schatten seines Teamkollegen. Er konnte weder den Speed noch die Konstanz mitgehen und musste sich auch in der WM-Wertung mit 58 WM-Punkten und dem fünften Rang zufrieden geben.

Teamgefährte Fernando Alonso sicherte sich unterdessen mit mehr als der doppelten Punktezahl den WM-Titel. Ein dritter, ein zweiter und ein erster Rang mit einem so konkurrenzfähigen Auto waren einfach zu wenig. Alonso wurde drei Mal Dritter, fünf Mal Zweiter und sieben Mal Erster.

Boxentafel, Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella

Immerhin darf sich Fisichella am Konstrukteurstitel einen Anteil zuschreiben Zoom

Auch im kommenden Jahr wird Giancarlo Fisichella für das Renault-Team an den Start gehen. Das ist nicht selbstverständlich, denn vergangenes Jahr trennte sich das Team von Jarno Trulli, mit dessen Leistungen man nicht zufrieden war. Doch man darf eines nicht vergessen: Auch Giancarlo Fisichella hat einen großen Anteil am Gewinn des Konstrukteurstitels durch Renault.

Analyse der 'F1Total.com'-Experten:

Marc Surer: "Fisichella ist sicherlich die Enttäuschung des Jahres. Obwohl ich ihn sehr hoch eingeschätzt habe, war mir klar, dass er Alonso nicht schlagen kann. Zumindest in den Rennen hätte ich ihn aber stärker erwartet, zumal er einen sehr reifenschonenden Fahrstil hat. Dass er so stark abfällt, war für mich eine große Überraschung."

Hans-Joachim Stuck: "Giancarlo hat aus seinen Möglichkeiten das Beste gemacht. Man sieht aber, dass er einer anderen Fahrergeneration entspringt wie die Alonsos, Räikkönens und Montoyas - und daher kann er alleine schon aus genetischen Gründen in allerletzter Konsequenz nicht mehr ganz mithalten. Der Killerinstinkt lässt einfach mit der Zeit nach. Vor ein paar Jahren wäre er in Suzuka gegen Räikkönen sicher noch auf dem Gas geblieben. Für Renault ist er aber neben Alonso die ideale Nummer zwei. Die beiden tun sich nicht weh."

Statistiken zu Giancarlo Fisichellas Saison

Fahrerwertung: 5. mit 58 WM-Punkten (Gesamtübersicht)
Anzahl der gefahrenen Rennen: 18 (Gesamtübersicht)
Anzahl der Pole Positions: 1 (Gesamtübersicht)
Durchschnittlicher Startplatz: 5,7 (Gesamtübersicht)
Anzahl der schnellsten Rennrunden: 1 (Gesamtübersicht)
Bestes Ergebnis Qualifying: 1. (Australien)
Bestes Ergebnis Rennen: 1. (Australien)
Gefahrene Führungsrunden: 117 (Gesamtübersicht)
Ausfallrate: 27,8 Prozent (Gesamtübersicht)
Testtage: 26 (Gesamtübersicht)
Testkilometer: 10.552 (Gesamtübersicht)
Test-Tagesbestzeiten: 1 (Gesamtübersicht)