• 11.11.2005 16:52

  • von Fabian Hust

Saisonanalyse Teil 19: Ralf Schumacher

Lesen Sie im 19. Teil unserer täglichen Saisonanalyse-Serie den Rückblick auf das Jahr von Toyota-Pilot Ralf Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Seit 1997 fährt Ralf Schumacher bereits in der Formel 1, da gibt es keine Ausreden mehr, gerade dann, wenn man Top-Material zur Verfügung stehen hat. Das war in den letzten Jahren im BMW WilliamsF1 Team jedoch nicht immer der Fall, seit der vergangenen Saison hofft "Schumi II" auf Toyota, wo er glaubt, langfristig gesehen seinen Traum vom WM-Titel in die Wirklichkeit umsetzen zu können.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Bei Ralf Schumacher lief 2005 nicht immer alles wunschgemäß...

Wenn Ralf Schumacher öfter solch traumhafte Darbietungen zeigt wie in der Saison 2003 bei den Rennen in Ungarn und Japan, als er die Gegner überholte, als wären sie gar nicht vorhanden, dann hat er in Zukunft beste Chancen auf den Gewinn des WM-Titels, wenn ihm die Japaner ausreichend gutes Material zur Verfügung stellen. Auch seine Comebacks nach seinen schweren Unfällen in diesem und im letzten Jahr in Indianapolis waren beeindruckend und ein Beweis seiner Abgebrühtheit.#w1#

Jarno Trulli vor Ralf Schumacher

In der Quali musste sich Schumacher Trulli meistens geschlagen geben Zoom

Der Saisonauftakt im Team von Toyota verlief aber so gar nicht nach dem Geschmack des Familienvaters - in Melbourne kam er als 12. ins Ziel. Während er in Sachen Speed im Rennen mit Jarno Trulli meistens mithalten konnte, verdarb er sich die Rennen häufig schon in der Qualifikation, wo er gegen den Italiener fast immer den Kürzeren zog - das Duell endete mit 4:20 (das zweigeteilte Qualifying zu Saisonbeginn ist hier mit berücksichtigt).

Seine oftmals verhältnismäßig schwachen Vorstellungen im Einzelzeitfahren begründete der 30-Jährige mit dem Bremsverhalten des TF105, mit dem er einfach nicht zurechtkam. Und tatsächlich, mit der Einführung des TF105B, der dank einer neuen Vorderradaufhängung wesentlich mehr Haftung auf der Vorderachse aufbauen kann, hatte Ralf Schumacher seinen Teamkollegen besser im Griff und eroberte beim vorletzten Rennen gar die Pole Position.

Ralf Schumacher

Den Crash in Indianapolis überstand Schumacher besser als jenen 2004 Zoom

Das Auf und Ab in dieser Saison kam nicht überraschend, denn schon in der Vergangenheit zeigte sich immer wieder, dass der Wahlösterreicher einer jener Fahrer ist, die mit der Leistung einbrechen, wenn das Auto nicht ihren Wünschen entspricht. Liegt ihm das Auto, so kann er die gesamte Konkurrenz in Grund und Boden fahren. Doch sind solche Rennen bisher die Ausnahme gewesen. Ein absoluter Top-Fahrer hat seinen Teamkollegen eben auch auf nicht optimalem Material im Griff.

Die vergangene Saison, in der jeder Toyota-Pilot mehr Punkte geholt hat als das Team in der Summe seit dem Formel-1-Einstieg, zeigte jedoch, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet. Stellt das Team ein Siegauto auf die Beine, wird Ralf Schumacher als einer der zuverlässigen Fahrer mit einer geringen Fehlerquote in den Rennen regelmäßig Top-Ergebnisse herausfahren können.

Abgesehen von dem Startverzicht in USA - Ralf Schumacher hatte einen Reifendefekt und daraufhin einen schweren Unfall, worauf alle Michelin-Teams nicht am Start waren - hatte der Kerpener nur einen Ausfall zu beklagen. Ausgerechnet auf dem Nürburgring drehte er sich ins Kiesbett, doch ansonsten sah Ralf Schumacher bei jedem Rennen die Zielflagge und zählte damit zu den zuverlässigsten Fahrern des Jahres.

Ralf Schumacher

Mit dem Podium feierte Schumacher in China ein versöhnliches Saisonende Zoom

14 Mal kam Ralf Schumacher vergangene Saison in die Punkte (Teamkollege Jarno Trulli neun Mal), sechs Mal sah er die Zielflagge vor seinem Teamkollegen, wenn beide ins Ziel kamen, umgekehrt acht Mal. Zwei Mal stand Ralf Schumacher als Dritter auf dem Podium (in Ungarn und China) und beendete die Saison mit 45 Punkten und zwei Zählern Vorsprung auf den Teamkollegen auf dem sechsten Rang - damit hatte zur Saisonmitte wahrlich kaum jemand gerechnet.

Analyse der 'F1Total.com'-Experten:

Marc Surer: "Ralf fährt super, wenn er ein gutes Auto hat. Der Toyota ist besser geworden, und speziell das B-Modell scheint ihm besser zu liegen. Damit hatte er Trulli plötzlich im Griff. Also: Wenn er ein gutes Auto hat, kann er es umsetzen, aber wenn nicht, dann fällt er ab. Diese Saison hatte er gegen Trulli eher das Nachsehen, aber wenn der Toyota nächstes Jahr noch besser wird, wird Ralf bestimmt eine große Rolle spielen."

Hans-Joachim Stuck: "Dass seine Qualifyings anfangs nicht besonders stark waren, kam daher, dass er sich erst an seine neue Umgebung gewöhnen musste. Das zeigt auch, wie komplex die Formel 1 geworden hat: Wenn einer einen bestimmten Fahrstil hat, der nicht zum Auto passt, kommt er einfach nicht mehr zurecht! Ralf hat Toyota mit seinem Input eine Menge gebracht - und mit Schumacher/Trulli hat Toyota einen Riesenschritt nach vorn gemacht."

Statistiken zu Ralf Schumachers Saison

Fahrerwertung: 6. mit 45 WM-Punkten (Gesamtübersicht)
Anzahl der gefahrenen Rennen: 18 (Gesamtübersicht)
Anzahl der Pole Positions: 1 (Gesamtübersicht)
Durchschnittlicher Startplatz: 8,6 (Gesamtübersicht)
Anzahl der schnellsten Rennrunden: 1 (Gesamtübersicht)
Bestes Ergebnis Qualifying: 1. (Japan)
Bestes Ergebnis Rennen: 3. (Ungarn, China)
Gefahrene Führungsrunden: 12 (Gesamtübersicht)
Ausfallrate: 5,6 Prozent (Gesamtübersicht)
Testtage: 27 (Gesamtübersicht)
Testkilometer: 8.102 (Gesamtübersicht)
Test-Tagesbestzeiten: 0 (Gesamtübersicht)