Saisonanalyse Teil 11: Jacques Villeneuve
Lesen Sie im elften Teil unserer täglichen Saisonanalyse-Serie den Rückblick auf das Jahr von Sauber-Pilot Jacques Villeneuve
(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr stand Jacques Villeneuve nach der Trennung von BAR-Honda ohne Cockpit da, bevor er gegen Saisonende drei Rennen für Renault bestreiten durfte, wobei er mit großen Schwierigkeiten kämpfte. 2005 startete der Formel-1-Weltmeister der Saison 1997 für das Sauber-Team.

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Auch die vergangene Saison verlief für Jacques Villeneuve nicht wunschgemäß
Doch das große Comeback beim Schweizer Rennstall blieb aus. Es gab im Verlauf der vergangenen Saison für den 34-Jährigen nur wenige Highlights wie der vierte Startplatz beim Saisonauftakt in Melbourne, der aber durch die Wetterlotterie begünstigt wurde, oder den vierten Rang beim Großen Preis von San Marino. Einzige weitere Punkteresultate: ein sechster Platz beim Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps und ein achter Rang beim Großen Preis von Frankreich.#w1#

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Felipe Massa hatte meist die Nase vor Jacques Villeneuve Zoom
Zwar konnte auch Felipe Massa in der abgelaufenen Saison nur elf WM-Punkte sammeln (Villeneuve derer 9), doch der Kanadier stand unter dem Strich deutlich im Schatten des Brasilianers, der kommendes Jahr für Ferrari an den Start gehen wird. In den Rennen landete Massa zehn Mal vor seinem Teamkollegen, wenn beide die Zielflagge sahen, Villeneuve umgekehrt nur drei Mal. Auch im Qualifying-Duell behielt Massa mit 18:7 (das zweigeteilte Zeitfahren zu Saisonbeginn berücksichtigt) die Oberhand.
Zu Saisonbeginn hatte Jacques Villeneuve die größten Schwierigkeiten, mit seinem Teamkollegen mithalten zu können. Zum einen lag dies an der Tatsache, dass er sich um die Freiheit beraubt sah, das Auto seinen Wünschen entsprechend abzustimmen, zum anderen, weil er mit den modernen Formel-1-Autos, deren Fahrverhalten stark von der Elektronik geprägt ist, nicht zurechtkommt.

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Der Patzer in Monaco war der Saisontiefpunkt für Villeneuve Zoom
Lange Zeit hielt sich Teamchef Peter Sauber mit Kritik am Ex-Weltmeister zurück, von dem man sich wesentlich mehr erwartet hatte. Doch als Villeneuve in Monte Carlo ein riskantes Überholmanöver an Massa startete, konnte sich auch der ruhige Schweizer nicht zurückhalten, denn das Manöver kostete beide Fahrer wertvolle Punkte, da es in die Hose ging.
Villeneuve hatte in der abgelaufenen Saison drei Ausfälle zu beklagen: In Malaysia drehte er sich von der Strecke, in Spanien ereilte sein Auto ein Wasserleck und in Ungarn überhitzte eine Zündkerze. Beim Großen Preis der USA war er wie alle anderen Michelin-Piloten nicht am Start.
Dass Jacques Villeneuve das Fahren nicht verlernt hat, zeigte der Rennfahrer aus St. Jean-sur-Richelieu mehr als nur einmal und er konnte sich im Verlauf der Saison auch deutlich steigern, doch von einem ehemaligen Weltmeister und Rennsieger hatte man sich einfach mehr erwartet, weswegen Villeneuve nach seinen glücklosen Jahren bei BAR eine weitere enttäuschende Saison hinnehmen muss.

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Jacques Villeneuve hört und weiß nichts von BMW... Zoom
Nach dem Verkauf des Sauber-Teams an BMW fragt man sich in München derzeit wohl, ob es sinnvoll ist, kommendes Jahr mit Villeneuve an den Start zu gehen. Der Kanadier verriet jüngst in einem Interview mit 'F1Total.com', dass er keinen Kontakt zum Team hat und auch nicht weiß, wann er Testfahrten aufnehmen soll - was Nick Heidfeld hingegen schon bekannt ist. Am Ende muss BMW wohl den Vertrag mit Villeneuve einhalten oder ihn aber eine Entschädigung zahlen. Dann stünde Villeneuve wohl erneut ohne ein Cockpit da.
Analyse der 'F1Total.com'-Experten:
Marc Surer: "Villeneuve hat sich gesteigert. Er hat länger gebraucht als erwartet. Ich glaube, das Reglement spricht gegen ihn, denn er ist ein Typ, der Grip braucht, am besten wieder Slicks, und diese aerodynamisch feinfühligen Autos mit der ganzen Elektronik passen nicht zu seinem Fahrstil. Lass die Slicks zurückkommen - und er wäre wieder da! Er hat sich an die Autos gewöhnt, aber überzeugen kann er nicht. Dennoch wird ihn BMW mangels Alternativen wohl behalten."
Hans-Joachim Stuck: "Jacques ist für mich ein Aufsteiger des Jahres. Im Vorfeld wurde er ja schon von vielen abgeschrieben, aber er hat sich mit einem starken Massa im Team sehr gesteigert. Es soll nur keiner glauben, dass er nicht mehr Gas gibt! Seine Situation ist mit der von Coulthard vergleichbar, nur hatte er kein so gutes Auto. Ich hoffe nur, dass man ihm die Chance gibt, sich bei BMW zu beweisen. Außerdem gibt es in der Formel 1 nicht mehr viele, die auch mal den Mund aufmachen, und insofern würde Jacques auf jeden Fall fehlen."
Statistiken zu Jacques Villeneuves Saison
Fahrerwertung: 14. mit 9 WM-Punkten (Gesamtübersicht)
Anzahl der gefahrenen Rennen: 18 (Gesamtübersicht)
Anzahl der Pole Positions: 0 (Gesamtübersicht)
Durchschnittlicher Startplatz: 12,4 (Gesamtübersicht)
Anzahl der schnellsten Rennrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Bestes Ergebnis Qualifying: 4. (Australien)
Bestes Ergebnis Rennen: 4. (San Marino)
Gefahrene Führungsrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Ausfallrate: 16,7 Prozent (Gesamtübersicht)
Testtage: 19 (Gesamtübersicht)
Testkilometer: 7.540 (Gesamtübersicht)
Test-Tagesbestzeiten: 2 (Gesamtübersicht)

