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Brawn blickt zurück: Die Anfänge der Aerodynamik

Mercedes-Teamchef Ross Brawn erzählt über ahnungslose Designer, wie Windtunnel ins Spiel kamen und dass man damals schnell eine Sekunde gewinnen konnte

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Rasten die Fahrer in den Anfängen der Weltmeisterschaft noch mit Staubkappen auf dem Kopf und ohne Sicherheitsgurt über Strecken, die mit Strohballen abgegrenzt wurden, so ist dies kein Vergleich mehr zu der Hightech-Welt der modernen Königsklasse. Heute laufen Windkanäle 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche - alles, um auch die letzten Tausendstel aus dem Auto herauszuquetschen.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Mercedes-Teamchef)

Der Sport ist auch aus Sicht von Ross Brawn immer technischer geworden

Es gibt KERS und DRS, und die Aerodynamik bestimmt neben dem Abtrieb die Schnelligkeit eines Boliden zu einem Großteil. Mercedes-Teamchef Ross Brawn erinnert sich gern an die früheren Zeiten zurück, als alles noch ein wenig einfacher war. "Der größte Sprung war für mich das Verstehen des Einflusses der Aerodynamik auf einen Rennwagen", erzählt der Brite gegenüber 'racecar-engineering.com'.

"In den späten 70ern und frühen 80ern, als der Groundeffekt das erste Mal auftrat, bemerkten wir plötzlich die riesigen Kräfte, die man mit den Maßen eines Formel-1-Autos generieren kann", erinnert sich der Teamchef. "Das öffnete uns eine völlig neue Welt und fortan wurde jeder Formel-1-Bolide sensibel für Aerodynamik gebaut."

"Bis dahin probierten die Leute einfach Sachen aus, schraubten ein paar Flügel dran, aber sie verstanden die vollständigen Auswirkungen ihrer Arbeit nicht so richtig. In den späten 1970ern, als ich bei Williams war, gingen wir eine Woche pro Monat in den Windtunnel. Davor bauten die Leute einfach ein Auto, checkten es kurz im Windtunnel und kamen nicht dahin zurück, bis es Zeit wurde, ein neues Auto zu bauen. Aber das hat alles verändert, man musste nun ein Auto um die Aerodynamik herum aufbauen."

"Doch die Leute hatten einfach nicht die Geräte um zu begreifen, was da passierte", so Brawn weiter. "Sie hatten kein CFD, sie hatten keine regulären Programme in den Windtunneln. Sie haben ein kleineres Maßstabsmodell gebaut und es im Tunnel getestet. Das war ein großer Schritt für die Formel 1 zu der Zeit. Und es schwappte auf andere Formelserien über."

Michael Schumacher

Mit maßstabsgetreuen Windtunnel-Modellen arbeitet man auch bei Mercedes Zoom

"Natürlich gibt es Argumente, dass dies schädlich für die Natur unserer designten Autos gewesen sei - aber es war nicht schädlich für die Performance der Formel-1-Boliden. Ich war in der frühen Phase involviert, als man innerhalb einer Woche eine halbe bis eine Sekunde aus dem Auto herausholen konnte. Das war schon aufregend", sagt Brawn rückblickend.